Pflege
Naturnah gestaltete, ökologisch wertvolle Flächen müssen nicht schwer zu pflegen sein – korrekter und regelmässiger Unterhalt ist für den Erhalt ihrer Funktionen jedoch zentral! Beachten Sie insbesondere die festgelegten Zeiten und arbeiten Sie mit geeigneten Hilfsmitteln. Die langfristig naturnahe Pflege stellt einen zentralen Punkt ökologischer Aufwertungen.
Grundlagen der Pflege
Einige Grundsätze und Vorgehensweisen in der Pflege teilen sich alle naturnahen und artenreichen Flächen. Wichtige Inputs dazu sind unterhalb einsehbar.
Merkblätter und nützliche Links
- 12 goldene Regeln: Sie fassen die wichtigsten Punkte der naturnahen Pflege zusammen. Praxishandbuch naturnahe Pflege: Das Handbuch der Grün Stadt Zürich geht über die 12 Regeln hinaus in die Details der Pflege verschiedenster naturnaher Strukturen im Siedlungsraum. Umfassend und zugleich kurzgehalten, werden die relevanten Tipps und Tricks der Pflege angesprochen.
- «Handbuch ökologischer Unterhalt»: Das Handbuch des Kanton St. Gallen bietet eine weitere umfassende Übersicht über die naturnahe Pflege in der Gemeinde.
- Mehr als Grün Praxishandbuch: Damit aufgewertete Flächen artenreich und wertvoll bleiben, sollte die Pflege gut geplant sein. Oft ist der Zeitpunkt einzelner Pflegeeingriffe sehr wichtig, um die Versamung zu gewährleisten, natürliche Dynamiken der Fauna zu schonen etc. Im verlinkten Dokument ist auf Seite 69 ein Beispielausschnitt aus einem Jahrespflegeplan zu finden. Voraussichtlich gegen Ende 2022 wird ein entsprechendes Dokument der ZHAW online verfügbar sein.
- Pflegeverfahren: Leitfaden der Grün Stadt Zürich zum Erhalt und zur Aufwertung von Grünflächen durch gezielte Pflege.
- Umsetzung: Dieser Themenbereich beinhaltet in erster Linie Dokumente zur Erstellung von Naturoasen-Elementen bzw. ökologischen Aufwertungsstrukturen. Oft bieten diese Merkblätter, Leitfäden und Links aber bereits wichtige Hinweise zur Pflege und zum Unterhalt und ergänzen die untenstehenden Dokumente, welche sich auf einige spezifische Strukturen beschränken.
Unter anderen das Berner Praxishandbuch „Natur brAUCHt Stadt“ bietet zu verschiedensten Lebensräumen Tipps zur Pflege (& Planung, Umsetzung).
Artenreiche Blumenwiesen
Blumenwiesen zeigen anschaulich, dass sich naturnahe doch sehr klar von konventioneller Pflege abhebt, was ein zentraler Punkt einer erfolgreichen ökologischen Aufwertung ist. Damit Blumenwiesen artenreich gedeihen, ist eine spezifische Pflege nötig:
- Ein bis drei Schnitte pro Jahr
- Schnitt kurz vor Samenreife und nach dem Verblühen im Herbst
- Schnittgut liegenlassen zur Versamung, danach Abtransport
- Schnitt mit Balkenmäher oder Handsense
- Rückzugsstreifen stehen lassen oder in zwei Etappen schneiden
Merkblätter und nützliche Links
- «Die Extensivwiese: Anlage und Pflege» Merkblatt von BirdLife, der Abschnitt «Pflege» bietet eine gute Zusammenfassung.
- Pro Natura-Broschüre: Sehr empfehlenswert und informativ zu allen relevanten Themen rund um Blumenwiesen. Im Pro Natura Shop ist zudem eine farbige Druckversion bestellbar.
Gehölze
Um Hecken sowie weitere Gehölzstrukturen wie Sträucher und Bäume durch naturnahe Pflege aufzuwerten, sind verschiedene Grundregeln zu beachten. Gleiches gilt, wenn diese in einem wertvollen Zustand bewahrt werden sollen.
Merkblätter und nützliche Links
- «Heckenpflege – aber richtig!»: Umfassende Pflegetipps vom VNW (Vogel- und Naturschutz Wohlen)
- «Heckenpflege im Siedlungsraum»: Übersichtliches Dokument der Vogelwarte und Birdlife
- «Heckenaufwertung und-pflege»: Kurzer, bebilderter und praxisorientierten Einblick des WWF-Zürich
- «Pflege alter Bäume zum Erhalt der Totholzkäfer im Stadtgebiet»: Informationsbroschüre von info fauna zur naturnahen Pflege von alten Bäumen im Siedlungsraum. Die Broschüre fokussiert auf Käfer-Diversität, die Hinweise lassen sich allerdings allgemein auf den Unterhalt von Bäumen übertragen.
- «Bund Schweizer Baumpflege»: Hier finden Sie allgemeine Pflegeberatung inklusive Merkblätter.
Wechselflor
Traditionell werden in vielen Gemeinden repräsentative Flächen mit sogenanntem Wechselflor bepflanzt. Diese farbenfrohen, blütenreichen Flächen und Rabatten sind oft kaum förderlich für die Biodiversität. Auf ein Minimum reduziert, richtig angelegt und gepflegt können sie aber doch einen wertvollen Lebensraum bzw. vor allem Nektarspender darstellen.
Merkblätter und nützliche Links
- Im Merkblatt auf «Kompass Nachhaltigkeit» finden sie Tipps, wie Ihre Wechselflor einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten können: Nachhaltige und naturnahe Wechselflor
Gewässer
Die Gewässerpflege ist enorm wichtig für den Erhalt und die Förderung der Biodiversität. Zumal Fliessgewässer (wie auch stehende, teils temporäre Gewässer) regelrechte Biodiversitätshotspots bilden und zentrale Vernetzungsfunktionen innerhalb des Siedlungsgebiets innehaben können. Oft können mit geeigneter Pflege Synergien zwischen verbessertem Hochwasserschutz und ökologischer Aufwertung sowie erhöhtem Erholungs-Potenzial im Siedlungsraum genutzt werden.
Merkblätter und nützliche Links
- Mähen von Bachufern: Merkblatt des Kanton Aargau zur naturnahen Pflege von Bachböschungen für Natur und Hochwasserschutz.
- Uferböschungspflege: Merkblatt des Kanton Bern
- Gewässerpflege-Praxis: Merkblatt der Umweltfachstellen Zentralschweiz. Kurze, bündige und praxisorientierte Übersicht von der Planung bis zu einzelnen Pflegemassnahmen
- Naturnahe Gewässerpflege und -aufwertung: Fachartikel der fluendo AG. Umfassend und doch kurz gehalten.
- Gewässerpflege TG: Auf dieser Webseite des Kanton Thurgau findet man eine Fülle an wichtigen Merkblättern. Unter anderem die passenden Zeitpunkte für Pflegearbeiten über die Saison, Listen mit geeigneten Gehölzen für die Uferaufforstung und vieles mehr.
- Gewässerpflege ZH: Auf der Website des Kanton Zürich findet man eine weitere Sammlung von Merkblättern zur Gewässerpflege
Maschinen und Werkzeuge
Die Pflege naturnah gestalteter Flächen ist grundsätzlich nicht aufwändig, sofern sie korrekt gepflegt werden. So gilt es, gewisse Flächen vor Verbuschung zu bewahren oder Wiesen im richtigen Moment zu schneiden und das Schnittgut für die Versamung eine gewisse Zeit liegen zu lassen, bevor man es aus dem Gebiet entfernt. Mit den passenden Geräten stellen Sie nicht nur eine naturnahe Entwicklung der Pflanzen sicher, sondern schonen auch die ansässige Tierwelt.
Merkblätter und nützliche Links
- «Praxishandbuch naturnahe Pflege»: Erstellt von Grünstadt Zürich zusammen mit der ZHAW. Bietet eine gute Übersicht über die naturnahe Pflege aber auch zu den benötigten Hilfsmitteln.
Wichtige Abklärungen:
- Welche Pflege braucht ein spezifisches Gebiet zu welchem Zeitpunkt?
- Welche Geräte und Maschinen werden für diese Pflege benötigt und können diese allenfalls ausgeliehen werden?
- Oft geben Fachpersonen aus dem praktischen Naturschutz gerne Auskunft, können allenfalls benötigte Maschinen vermitteln oder gar direkt vermieten. Die Anfrage bei lokalen Naturschutzvereinen, Ökobüros oder naturnahen Gartenbauern kann sich lohnen.
Betriebsmittel: Pflanzenschutz und Dünger
Naturnahe Flächen brauchen, sofern standortgerecht gestaltet, keine zusätzlichen Nährstoffe. Im Gegensatz dazu ist die Artenvielfalt auf nährstoffreichen Böden oft erheblich kleiner, da wenige nährstoffliebende, dominante und nicht spezialisierte Arten überwiegen.
Auf Pflanzenschutzmittel sollte möglichst verzichtet werden, wobei mechanische Unkrautentfernung in erster Linie beim Befall mit invasiven Neophyten unumgänglich ist.
Zudem weisen artenreiche Lebensräume oft eine grosse Vielfalt an natürlichen Nützlingen auf, welche Schädlingsbefall entgegenwirken können.
Merkblätter und nützliche Links
- Positivliste des Forschungsinstituts für biologischen Landbau: Falls dennoch auf unterstützende Mittel zurückgegriffen werden muss, bietet die Liste eine Auswahl möglichst naturverträglicher Produkte.
- Artikel der SANU future learning AG: Argumentiert für mehr Toleranz gegenüber Spontanbewuchs im öffentlichen Raum.
Neophyten
Invasive, gebietsfremde Arten schaden der einheimischen Biodiversität. Deshalb müssen diese Arten gezielt bekämpft werden. Speziell der Biodiversität verschriebene Flächen wie eine Naturoase sollten von invasiven Neophyten freigehalten werden, damit deren Artenvielfalt nicht in Bedrängnis gerät. Dies ist gemäss verschiedener internationealer Abkommen, Bundesgesetze und Verordnungen ein Auftrag und es ist Aufgabe des Bundes sowie der Kantone die Bestrebungen in den Gemeinden zu koordinieren.
Für gezielte Information kann man sich an kantonale Neobiota-Fachstellen wenden. Oft (z.B. Kanton Zürich) verfügen Gemeinden über eine zuständige Fachperson für Neophyten.
Merkblätter und nützliche Links
- Infoflora: Die Stiftung zur Förderung der Wildpflanzen in der Schweiz bietet auf ihrer Website umfassende Informationen zum Thema Neophyten an. Von gesetzlichen Grundlagen über Merkblätter, Listen bis zu weiterführenden Links ist alles zu finden.
- Strategie der Schweiz: Die Strategie der Schweiz zu invasiven, gebietsfremden Arten bietet eine sehr umfassende Übersicht über das nationale Vorgehen gegen Neophyten. Unter anderem sind auch die rechtlichen Grundlagen dazu detailliert beschrieben.
- Invasive, gebietsfremde Pflanzen: Merkblatt der Eidgenössischen Fachkomission für biologische Sicherheit hält umfassende Informationen bereit
- Rolle der Gemeinde: Leitfaden aus dem Kanton Luzern, der allerdings auf Schweizer Gemeinden allgemein übertragbar ist. Er gibt gute Übersicht, welche Aufgaben Bund, Kantone und Gemeinden innehaben (Bsp. Grafik Seite 6)
- Schwarze Liste und Vorwarnliste: Grundlage zur Bestimmung, welche Arten bekämpft werden sollten
- Merkblätter: Die meisten Kantone und Gemeinden verfügen über eigene Merkblätter zum Thema. Erkundigen Sie sich intern!
- Stadt Zürich: Beispiel für ausführliches Merkblatt
- Stadt Thun: Beispiel für ausführliches Merkblatt
- Kanton Bern: übersichtliches Kurzmerkblatt zu wichtigen Problemarten