Massnahmen
Gemeinden und Städten steht eine breite Palette an Möglichkeiten für Massnahmen gegen und die Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung. Orientieren können sie sich an den verschiedenen Handlungsebenen. Hier finden Sie einen Überblick.
Massnahmen bei der Gemeindeinfrastruktur
Die eigene Verwaltungsinfrastruktur energetisch und betrieblich zu optimieren, ist ein naheliegender erster Schritt. Dabei darf es aber nicht bleiben: Schöpfen Sie wichtige Potenziale auf dem ganzen Gemeindegebiet aus. Hier haben wir die wichtigsten Massnahmen bei der Gemeindeinfrastruktur mit Blick auf Netto-Null zusammengestellt:
Gebäude
- Führen Sie eine Energiebuchhaltung für gemeindeeigene Liegenschaften ein.
- Reduzieren Sie die Emissionen der verwaltungseigenen Gebäude.
Energie
- Beziehen Sie Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen.
- Erarbeiten Sie einen Absenkpfad für Energieverbrauch und Treibhausgase und etablieren Sie ein Monitoring.
- Schulen Sie das eigene Personal für Betriebsoptimierungen.
- Richten Sie die Strategie der städtischen/kommunalen Werke auf Netto-Null aus.
- Erarbeiten Sie mit einem allfälligen Gasversorger eine Gasstrategie mit dem Ziel: Ausstieg oder Umstellung auf erneuerbare Gase.
Mobilität
- Fördern Sie CO₂-armen Verkehr innerhalb und ausserhalb der Gemeindeverwaltung (s. folgenden Abschnitt «Beschaffung mit Netto-Null-Fokus»)
- Führen Sie ein verwaltungsinternes Mobilitätsmanagement ein.
Gemeindebeispiel
Aus dem Limmattal: «Schlieren analysiert die eigenen Liegenschaften»
Beschaffung mit Netto-Null-Fokus
Jährlich beschaffen Städte und Gemeinden in der Schweiz für 16 Milliarden Franken. Fliessen diese Investitionen in nachhaltige und CO₂-neutrale Produkte und Dienstleistungen, kann das einen grossen Unterschied machen.
Empfehlungen
- Führen Sie Beschaffungsrichtlinien ein.
- Stellen Sie Ihren Fuhrpark emissionsarm auf.
- Fordern Sie klimafreundliche Verpflegungsdienstleistungen in Ihren Ausschreibungen (Tagesschulen, Kantinen etc.).
- Optimieren Sie weitere Produktgruppen (Büromaterial, IT, Reinigungsmittel, Textilien, etc.) ökologisch und klimafreundlich.
- Achten Sie bei gemeindeeigenen Neubauten auf Nachhaltigkeit und geben Sie Standards vor, z.B. den Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS oder ecobau.
- Bewerten Sie bei Ausschreibungen von Dienstleistungen die klimatischen Auswirkungen mit (z.B. fortschrittliche Abgasnormen als Eignungskriterium, weitergehende Anforderungen als Zuschlagskriterien)
Hilfestellungen, Produktemerkblätter und weitere Informationen zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung finden Sie in der Toolbox Nachhaltige Beschaffung Schweiz. Zudem bietet Pusch Gemeinden interessante Begleit-Pakete an.
Gemeindebeispiele
- Erfahrungen von Worb (BE) und Freienbach (SZ): «Beschaffungsrichtlinien: Spagat zwischen Vorschrift und Spielraum»
- Stadt Luzern: «Nachhaltige Beschaffung – nachhaltig umgesetzt»
- Illnau-Effretikon (ZH): «Pragmatisch zur nachhaltigen Beschaffung»
- Möbel-Wiederverwendung im Amt für Umwelt und Energie in Basel-Stadt: «Büromöbel: Aus alt mach neu»
- Fahrzeugbeschaffung in Winterthur (ZH): «Winterthur will 100 Prozent elektrisch fahren»
- Melchnau (BE) setzt in verschiedenen Bereichen auf nachhaltige Beschaffung: «Melchnau: Rundum engagiert»
Rahmenbedingungen für die Bevölkerung
Nebst der Verwaltungsinfrastruktur hat eine Gemeinde vielfältige Möglichkeiten, geeignete Rahmenbedingungen für die Bevölkerung zu schaffen, damit sich diese klimafreundlich verhalten kann oder Anreize dazu erhält. Dies geht über Gesetze und Verbote hinaus.
Gebäude
- Prüfen von energetischen Vorgaben beim Neubau von Siedlungen
- Ergänzung der vorhandenen übergeordneten finanziellen Förderungen: für energetische Sanierungen, Energieeffizienz etc.
Energie
- Fernwärmenetz / thermische Netze ausbauen
- Solarstrom fördern
- Förderung des Einsatzes von Erneuerbaren Energien
- Einführung und Umsetzung einer Energieplanung als Richtlinie für die Bevölkerung
Mobilität
- In erster Linie geht es darum, nicht zwingend nötige Wege zu vermeiden. Dies kann eine Gemeinde beispielsweise ermöglichen, indem sie mittels geeigneter Planung kurze Wege innerhalb des Gemeindegebietes schafft.
- Den CO₂-neutralen Verkehr fördern Gemeinden, indem sie Fuss- und Velowegnetze ausbauen und die Sicherheit erhöhen.
- Netzausbau des öffentlichen Verkehrs
- Elektromobilität fördern
- bei Arealüberbauungen Mobilitätskonzepte einfordern
- Parkplatzmanagement einführen
Die Bevölkerung animieren
Gemeinden können ihre Einwohner:innen mit Umweltkommunikation und Öffentlichkeitsarbeit für klimarelevantes Verhalten motivieren. Sprechen Sie über kommunale Massnahmen und weisen Sie auf den privaten Handlungsspielraum hin. Unterstreichen Sie die Dringlichkeit, indem Sie auf lokale, regionale und nationale Auswirkungen des Klimawandels eingehen.
- Sensibilisierung und Beratung: Machen Sie Mobilität, Ernährung, Konsum und Wohnen zum Thema und verknüpfen Sie die Informationen mit den Inhalten Ihrer Klima- oder Netto-Null-Strategie.
- Informationsanlässe: Organisieren Sie allein oder mit Dritten einen Informationsanlass zu Energiethemen, wie Heizungsersatz oder Gebäudeisolation, zum Klimawandel und zu einem emissionsarmen Lebensstil.
- Veranstaltungen: Organisieren Sie Velobörsen, Mobilitätstage, Bring- und Holtage oder Energie-Events und setzen Sie die Aktion in den Kontext von Netto-Null.
- Kreislaufwirtschaft: Unterstützen Sie Projekte und Initiativen finanziell oder mit weiteren Ressourcen und sprechen Sie öffentlich über die Unterstützung.
- Umweltunterricht: Bringen Sie Umweltbildung in die Schulen.
Beispiele und mehr Informationen zur Mitwirkung der Bevölkerung finden Sie auf der Seite «Mitwirkung».
Vorlagen für die Kommunikation
Sie müssen Umweltkommunikation nicht neu erfinden. Greifen Sie auf Bestehendes zurück, nutzen Sie kostenfreie Angebote und fragen Sie bei anderen Gemeinden nach. Oder teilen Sie selbst Ihre Ideen, Grafiken für Plakate und Flyer oder Erfahrungen mit anderen Gemeinden.
- Die Plattform «Tage der Sonne» hilft mit Tipps für eine erfolgreiche Veranstaltung.
- Der Kanton Luzern bietet kostenlose Infografiken für die Kommunikation an.
- Der interaktive Ausstellungscontainer «Energiewende leben» der Gemeinde Köniz wandert auf Anfrage auch in andere Ortschaften und hat bereits in zahlreichen Gemeinden Besucher:innen sensibilisiert.
Weitere Informationen und Beispiele zeigen wir Ihnen auf der Themenseite «Umweltkommunikation».
Massnahmen zur Klimaanpassung
Der Klimawandel ist bereits Realität, gerade auch im Alpenland Schweiz. Massnahmen, um Menschen und Natur vor der zunehmenden Hitze und Extremwetter-Ereignissen zu schützen, sind deshalb ebenso notwendig wie die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen. Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Handlungsfelder auf kommunaler Ebene.
Geeignete Massnahmen
- Angepasste Gestaltung des öffentlichen Raums, u.a. durch Förderung von Wasserflächen und Bepflanzung
- Einflussnahme auf die Gestaltung privater Freiräume
- Berücksichtigung von Windströmen und Durchlüftung bei der Siedlungsplanung
- Massnahmen gegen zunehmende Trockenheit, etwa lokale Wasserspeicherfähigkeit erhöhen
- Hochwasserschutz verstärken
- Förderung der Biodiversität, etwa mit einheimischen Arten, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen
Die Datenbank des Planungsdachverbandes der Region Zürich und Umgebung RZU zeigt Projekte zur Anpassung an den Klimawandel.