Gemeinde
Biodiversität
Praxisbeispiel

Grünraum – «enkelgerecht» bewirtschaftet

Ania Biasio
Edmund Heule, Patrick Reck und Koni Hungerbühler stehen im Insektenpark.

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4 Minuten Lesezeit

Biodiversität

Praxisbeispiel

Möglichkeiten, die Biodiversität in einer Gemeinde zu fördern, gibt es viele. Wesentlich ist dabei, den Ideen dazu Taten folgen zu lassen. Marbach im St.Galler Rheintal mit gut 2000 Einwohner:innen macht es vor: Rund um die Mehrzweckhalle hat sie Biotope eingerichtet, darunter einen Wildbienen- und Insektenpark.

«Links neben dem Haupteingang gab es bis vor Kurzem nur Rasen und Rosensträucher», erklärt Koni Hungerbühler, Präsident der Betriebskommission der Mehrzweck- und Sportanlagen Marbach. Doch Anfang Jahr durfte Naturgärtner Patrick Reck aus der Nachbargemeinde Rebstein im Auftrag der Gemeinde dort Hand anlegen und einen Wildbienen- und Insektenpark realisieren.

Kinder gestalten mit

Markante Strukturen sind der Totholz- und der Steinhaufen, dazwischen ein befestigter Sandplatz sowie zwei mehrere Quadratmeter grosse Kiesflächen. Diese werden sich gemäss Reck innerhalb von rund zwei Jahren zu artenreichen Magerstandorten entwickeln. Mitten durch die Anlage führt ein Kiesweg, eine Bank lädt zum Beobachten ein. «Was noch fehlt, ist ein Wildbienenhotel, das von der benachbarten Schule geliefert wird», erklärt Hungerbühler. Mit der Schulleitung besteht ein guter Kontakt. Schülerinnen und Schüler sind auch bei der Beschriftung der neuen Hochstämme involviert, welche die Gemeinde entlang des angrenzenden Pachtlandes gepflanzt hat. Und sie durften bereits von Anfang an am Wildbienen- und Insektenpark mitbauen.

Bedürfnisse beachten

Schon vor einem Jahr wurde eine zusätzliche Fläche oberhalb des Parkplatzes in eine artenreiche Blumenwiese verwandelt. «Dort ging es diesen Frühling richtig los mit einheimischen Blütenpflanzen und Insekten», erzählt Hauswart Edmund Heule, der die naturnahen Grünflächen der Marbacher Mehrzweckhalle pflegt. Da die Blumenwiese nur zwei Schnitte pro Jahr erfordert, braucht er für den Unterhalt dieser Fläche weniger Zeit als früher. Damit die Fläche trotzdem gepflegt aussieht, mäht er jeweils einen Streifen rundherum. «Damit ist auch die Übersichtlichkeit bei der Ein- und Ausfahrt des Parkplatzes gewährleistet», erklärt er.

Alles, was ich im Rat entscheide, soll auch enkelgerecht sein

Präsident der Betriebskommission der Mehrzweck- und Sportanlagen, Marbach

Dass alle Bedürfnisse abgeholt und nach Möglichkeit einbezogen werden sollen, ist für Naturgärtner Reck ein zentrales Anliegen. Auf Anregung von Heule wurde beispielsweise der Insektenpark sichtbar abgegrenzt, damit dieser nicht als Abkürzung für Velos oder als Parkplatz genutzt wird. «Das ist vor allem in der Anfangszeit wichtig, in der sich die gewünschten Pflanzengesellschaften etablieren müssen», erklärt Reck.

Erfolgsfaktor Zusammenarbeit

Die Gemeinde Marbach übernimmt mit der naturnahen Pflege für mehr Biodiversität auch eine Vorbildfunktion für Private. Und zuweilen gibt es Erklärungsbedarf, insbesondere wenn naturnah gestaltete mit vernachlässigten Flächen verwechselt werden. Deshalb organisiert Hungerbühler im kommenden Frühjahr eine Abendveranstaltung für die Bevölkerung der Region. Die SRG-Mitmach-Kampagne Mission  B habe jedoch bereits viel Verständnis für das Thema geweckt, sagt er.

Ein Erfolgsfaktor für das Projekt ist die gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Gärtner und Hauswart. Den drei gemeinsam ist, dass für sie die Biodiversität eine Herzensangelegenheit darstellt. «Biodiversität bedeutet Lebensqualität», sagt Hungerbühler, auf dessen Initiative die naturnahe Grünraumgestaltung rund um die Mehrzweckhalle zurückgeht. Und er erklärt: «Alles, was ich im Rat entscheide, soll auch enkelgerecht sein.»

Der Artikel ist im «Thema Umwelt» 3/2019 erschienen.
Titelbild: zvg


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