Bevölkerung
In Haushalten fallen jährlich rund 778‘000 Tonnen Food Waste an. Wie können Gemeinden die Bevölkerung unterstützen und motivieren, Food Waste zu vermeiden? Nachstehend finden Sie eine Zusammenstellung von verschiedenen Ideen sowie Tipps und Tricks zur Sensibilisierung, Aktivierung und Inspiration der Bevölkerung.
Organisieren Sie ein Food-Waste-Festessen für die ganze Bevölkerung
Sensibilisieren Sie die Bevölkerung auf kulinarische Weise für das Thema Food Waste! Veranstalten Sie ein Festessen mit überschüssigen Lebensmitteln, die in der Woche zuvor gesammelt wurden (z. B. im Detailhandel, in der Gastronomie, der Landwirtschaft oder in Privathaushalten). In Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen und Freiwilligen werden die Lebensmittelüberschüsse zu einem grossen Essen oder Buffet verarbeitet. Die Durchführung und Koordination des Anlasses können Sie auch einem Verein übergeben.
Tipps & Tricks
- Unterstützung bei der Organisation und Aufgleisung eines Festessens bieten beispielsweise die Koordinationsstelle für Foodsave-Bankette, der Schweizerische Bäuerinnen und Landfrauen Verband oder Swiss Tavolata.
- Unterstützung bei Organisation und Umsetzung finden Sie sicher auch vor Ort in der Gemeinde. Anfragen könnten Sie zum Beispiel
- Lokale Gastrobetriebe, die das Kochen und Zubereiten der Lebensmittel übernehmen könnten.
- Lokale Landwirte, Bäcker, Metzger etc., die Lebensmittel beisteuern könnten.
- Interessierte Personen aus der Gemeinde, Schule, einem lokalen Verein (z. B. Pfadi, Turnverein) oder dem Landwirtschaftsverband.
- Die Zubereitung der Lebensmittel kann in Form einer Schnippeldisco (öffentliches Rüsten auf dem Dorfplatz) organisiert werden, z. B. mit prominenten Gemeindevertretern.
- Eine passende Ergänzung zum grossen Buffet bieten Infostände, die zum Thema Food Waste informieren. Diese können Sie bei verschiedenen Organisationen mieten. Gute Hintergrundinfos bieten die Wanderausstellung «Food Waste - aus Liebe zum Essen» oder der Eventstand von «Save Food, Fight Waste».
- Der Anlass kann auch in Kombination mit einem Ernteanlass auf einem lokalen Landwirtschaftsbetrieb durchgeführt werden (siehe auch die Kategorie Landwirtschaft).
- Es lohnt sich, den Standort gekonnt zu wählen. Zwei Lokalitäten bieten sich besonders an:
- Zentral, in der Nähe einer Fussgängerzone und gut frequentiert.
- Auf einem lokalen Bauernhof unter Einbezug der Bauernfamilie. Hier lässt sich zum Beispiel nicht den Normen entsprechendes Ausschussgemüse einsetzen (siehe hierzu auch die Kategorie Landwirtschaft).
- Die Bewerbung im Vorfeld auf unterschiedlichen Kanälen ist wichtig. Machen Sie via Website, Veranstaltungskalender, Flyer und Dorfblatt auf den Anlass aufmerksam.
- Ergänzen Sie die Einladung mit Tipps und Tricks zur Food-Waste-Vermeidung. Fordern Sie z. B. bei der Bewerbung, die Gäste auf, ihre Tupperwares mitzubringen, sodass sie allfällige Reste mit nach Hause nehmen können und kein Food Waste entsteht.
- Seien Sie Vorbild: Organisieren Sie auf der Gemeindeverwaltung ein Resten-Buffet oder engagieren Sie für das nächste Catering einen Anbieter, der auf die Vermeidung von Food Waste achtet und berichten Sie über den Event auf Ihrer Website, mit der Botschaft: «Nachahmen erlaubt». So ein Anlass ist unkompliziert zu organisieren und kann natürlich auch zuhause, in der Nachbarschaft im Büro oder in Vereinen angewendet werden. Einige Caterer finden Sie auf der Website von «Save Food, Fight Waste».
Inspiration und vergangene Veranstaltungen
Eröffnen Sie einen Gemeinschaftskühlschrank in Ihrer Gemeinde
Teilen ist besser als Wegwerfen! Platzieren Sie einen öffentlichen Kühlschrank an einem gut frequentierten Ort. Die Anwohner:innen können hier Esswaren, die zuhause nicht mehr konsumiert werden, deponieren und anderen Personen zur Verfügung stellen. Voraussetzung ist, dass das Verbrauchsdatum der Produkte noch nicht erreicht ist. So entsteht eine Art Tauschhandel, mit welchem auf niederschwellige Art und Weise Food Waste vermindert werden kann. Sie stellen den Standort zur Verfügung, die Anschaffung des Kühlschranks können Sie auch in Zusammenarbeit mit einem Verein organisieren.
Tipps & Tricks
- Der Kühlschrank sollte an einem gut frequentierten Ort stehen.
- Wichtig: Es braucht Freiwillige, die den Kühlschrank regelmässig kontrollieren und reinigen.
- Informieren Sie im Gemeindeblatt und auf der Website über die Eröffnung des Kühlschranks und berichten Sie auch nach der Eröffnung regelmässig über den Kühlschrank. Verbinden Sie diese Informationen mit den wichtigsten Tipps zur Vermeidung von Food Waste (Sensibilisierung).
- Bei der Realisierung eines öffentlichen Kühlschranks können die Vereine Madame Frigo oder die Association Free Go Unterstützung bieten.
Inspiration und vergangene Veranstaltungen
Stellen Sie Reste-Rezepte zur Verfügung
Die Reste-Rezepte aus Grossmutters Küche bewähren sich bis heute. Stellen Sie pro Woche ein Resteverwertungs-Rezept auf der Gemeinde-Website zur Verfügung (Wochenrückblick-Menu) und animieren Sie so die Bevölkerung, Food Waste zu vermeiden. Zum Abschluss dieser Serie können alle Rezepte gesammelt und in Form eines Kochbüchleins herausgegeben oder zum Download zur Verfügung gestellt werden (z. B. «Stäfner Reste-Rezepte»). Diese Idee lässt sich auch gut mit einem Food-Waste-Kochkurs verbinden (siehe unten).
Tipp & Tricks
- Rezeptsammlung in der Gemeinde: Rufen Sie Einwohner:innen auf, ihr bestes Rezept zur Verwertung von Resten einzureichen. Sammeln Sie die Rezepte als Serie und veröffentlichen Sie diese auf der Website und in lokalen Medien.
Der Aufruf kann auch in Form eines Wettbewerbs geschehen: «Gesucht: Das beste Reste-Rezept aus dem Familienfundus!» - Kombinieren Sie den Aufruf mit Hintergrundwissen zum Thema Food Waste.
- Die Rezepte können Sie allenfalls mit einem Kurzportrait des Kochs, der Köchin oder der Familie ergänzen.
- Ein Jahres-Kochbüchlein mit 12 verschiedenen Reste-Rezepten (1 Rezept pro Monat) eignet sich gut als Neujahresgeschenk für jeden Privathaushalt. Die 12 Resteverwertungs-Rezepte lassen sich auch im Jahres- oder Abfallkalender integrieren oder als Beilage mitschicken.
- Rezeptideen zur Resten-Verwertung finden Sie beispielsweise bei «Save Food, Fight Waste» oder auf Foodwaste.ch.
Inspiration und vergangene Veranstaltungen
- Restenrezepte in der Quartierzeitung von Höngg
- No waste, let’s taste
- Buch «Restenlos Glücklich» - OGG: 42 Rezepte vom bekannten Berner Anti-Food-Waste-Koch Mirko Buri
- Buch «Restenlos geniessen» Betty Bossi 355 Tipps und viele Rezepte gegen Food Waste
- Buch «Über Reste und zu Taten» von Claudia E. Graf-Grossmann
- Buch «Wirf mich nicht weg - Das Lebensmittelsparbuch» Smarticular.net - Mehr als 333 nachhaltige Rezepte und Ideen gegen Lebensmittelverschwendung
Organisieren Sie einen Kochkurs zum Thema Food Waste
Viele Konsument:innen möchten gerne Food Waste minimieren, es fehlt aber an Know-how für die Umsetzung. Da können Sie weiterhelfen! Organisieren Sie einen Kochkurs mit Tipps und Tricks zur Konservierung, Lagerung und Verwertung von Lebensmitteln. Ob Einmach- oder kreativer Impro-Kochkurs − Hauptsache Sie inspirieren die Bevölkerung, Food Waste entgegenzuwirken.
Tipps & Tricks
- Beauftragen Sie einen Kursveranstalter, einen Verein (z. B. foodwaste.ch), ein Gemeinschaftszentrum, ein Restaurant oder die Schule mit der Durchführung und stellen Sie die Kursräumlichkeiten zur Verfügung.
- Organisieren Sie den Kurs selbst und engagieren Sie beispielsweise einen Koch, eine Köchin oder eine Hauswirtschaftslehrperson. Als Kursraum könnte die Schulküche dienen.
- Um die Reichweite zu erhöhen, können Sie anschliessend einen Artikel über die Kursdurchführung im Gemeindeblatt und auf der Webseite veröffentlichen.
Inspiration und vergangene Veranstaltungen
Informieren und inspirieren Sie die Bevölkerung
Steter Tropfen höhlt den Stein: Informieren Sie die Bevölkerung regelmässig über Ihre Kommunikationskanäle zum Thema Food Waste. Sei es mit einer kurzen Info auf Ihrer Website oder im Gemeindeblatt. Hauptsache, die Leute fühlen sich inspiriert, Food Waste auch im Kleinen zu vermeiden.
Tipps & Tricks
- Werden Sie Mitglied bei «Save Food, Fight Waste» und nutzen Sie diverse Kommunikationsmittel und Informationen zum Thema Food Waste.
- Machen Sie die Bevölkerung über Gemeindeblatt oder Website auf die App «too good to go« aufmerksam.
- Machen Sie im Abfall-Kalender oder in den Gemeindenews auf die schweizweite Kampagne «Save Food, Fight Waste» aufmerksam, verbreiten Sie deren Handlungsempfehlungen für Haushalte oder informieren Sie über die Aktivitäten von Food-Saver-Initiativen.
- Holen Sie eine Ausstellung zu Food Waste in Ihre Gemeinde und nutzen Sie diesen Event zur Information der Bevölkerung. Hierzu eignen sich die Wanderausstellung «Food Waste - aus Liebe zum Essen» oder der Stand der Kampagne «Save Food, Fight Waste».
- Suchen Sie Hintergrundinformationen oder eine Grafik zum Thema? Der Werkzeugkasten Umwelt, die Kampagne «Save Food, Fight Waste» und das Bafu schaffen Abhilfe.
- Animieren Sie die Bevölkerung, das eigene Wissen in Bezug auf Food Waste zu testen und weisen Sie auf Ihrer Website auf den Food Ninja Test hin: für Erwachsene, für Kinder und Jugendliche.
- Organisieren Sie einen Food-Waste-Stadtrundgang: Besuchen Sie Orte und Gastrobetriebe in der Gemeinde, die sich bereits heute gegen die Lebensmittelverschwendung einsetzen. Auch ein Zwischenhalt bei einer Abgabestelle von «Tischlein deck dich» oder bei einem öffentlichen Kühlschrank passen sehr gut dazu.
- Eine grosse Ideensammlung von Food-Waste-Events finden Sie auf der Website von Foodwaste.ch.
Inspiration und vergangene Veranstaltungen
Unterstützen Sie engagierte Personen oder Vereine bei der Einrichtung einer Abgabestelle für Lebensmittel
Die strengen Normen für Lebensmittel im Detailhandel können Sie leider nicht beeinflussen. Sie können aber mithelfen, dass aussortierte Lebensmittel doch noch konsumiert werden − und dabei erst noch Armutsbetroffene unterstützen. Gibt es in Ihrer Region eine Lokal- oder Regionalgruppe, die das Einsammeln von überschüssigen Lebensmitteln bei Detailhändlern und Landwirtschaftsbetrieben und die Verteilung an Armutsbetroffene organisiert? Unterstützen Sie die Gruppe, indem Sie den Erstkontakt zu Armutsbetroffenen sicherstellen und ihnen Räumlichkeiten für die Verteilung der Lebensmittel und Lagerung von Material zur Verfügung stellen.
Tipps & Tricks
- Beim Aufbau einer Lokal- oder Regionalgruppe zur Abgabe von Lebensmitteln können folgende Organisationen Unterstützung bieten: Aufgetischt statt Weggeworfen, Tischlein deck dich, Schweizer Tafel.
- Gemeinden können armutsbetroffene Personen ausfindig machen (z. B. Sozialhilfebeziehende). Sie können diese Menschen auf das Lebensmittelangebot aufmerksam machen (Erstkontakt, Verteilung der Bezugsberechtigungskarten der Organisationen).
- Helfen Sie mit Ihren Mitarbeitenden beim Aufbau und der Organisation einer neuen Lokal- oder Regionalgruppe. Organisation und Betrieb einer solchen Abgabestelle brauchen einen langen Atem und beträchtliche Ressourcen.
- Unterstützen Sie mit Räumlichkeiten: Achten Sie darauf, dass die Abgabestelle überdacht, gut erreichbar, aber dennoch diskret zugänglich ist. Viele Armutsbetroffene schämen sich, Lebensmittelhilfe in Anspruch zu nehmen.
- Unterstützen Sie mit Infrastruktur: Stellen Sie – in Absprache mit der Organisation − einen Kühl- oder Gefrierschrank zur Verfügung. Montieren Sie einen Schlüsselkasten, falls der Raum ausserhalb der üblichen Öffnungszeiten zugänglich sein muss. Erlauben Sie die Benutzung einer Abfall- und Kompoststelle vor Ort.