Raumnutzung
Der Bedarf an Wohnfläche und der Bodenverbrauch steigen stetig an. Neue Wohnformen, attraktive öffentliche Räume und gemeinsam genutzte Infrastruktur für Arbeit, Erholung, Sport oder den sozialen Austausch wirken dieser Entwicklung entgegen und steigern gleichzeitig die Lebensqualität.
Zwischennutzungen ermöglichen
Zwischennutzungen ermöglichen zeitlich beschränkte, meist kostengünstige Möglichkeiten für Startups oder Ateliers, können Besetzungen vorbeugen und eine Gemeinde bereichern.
Was Sie fördern oder initiieren können:
- Zwischennutzungen von Gebäuden und Arealen ermöglichen, statt leer stehen lassen.
Verschiedene Gemeindebeispiele und Leitfaden zu Zwischennutzungen:
Was dafür spricht:
- Standortattraktivität für Startups, Kleingewerbe, Kultur steigern
- Kosten optimieren
- Besetzungen verhindern
Nutzung von bestehender Infrastruktur ermöglichen
Viele Aktivitäten und lokale Projekte sind auf Räume angewiesen, um sich zu treffen, etwas zu erschaffen oder Freizeit zu verbringen. Indem bestehende Infrastruktur zugänglich gemacht wird, kann ein aktives Quartierleben gefördert und Mobilität teilweise vermieden werden.
Was Sie fördern oder initiieren können:
- Quartierräume, Sportanlagen oder Werkstätten verschiedenen Nutzern zur Verfügung stellen.
Beispiele aus der Praxis:
Was dafür spricht:
- Freizeit im Quartier/Stadtteil verbringen, weniger Mobilität
- Begegnungsmöglichkeiten werden geschaffen
- Gemeinschaftliche Nutzung reduziert Raumbedarf und Bodenverbrauch
Coworking Space
Gemeinschaftsbüros in ländlichen Gemeinden, die temporäre Arbeitsplätze mit vollwertiger Infrastruktur bieten, können eine attraktive Alternative sein zum täglichen Pendeln an den Arbeitsplatz.
Was Sie fördern oder initiieren können:
- Coworking Space initiieren, indem leerstehende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden.
Beispiele aus der Praxis:- Gemeinschaftsbüros im umgebauten Postgebäude in Lichtensteig SG
- Schalthalle: Coworking im alten Bahnhofgebäude, Eglisau
- Coworking Frauenfeld
- VillageOffice als möglicher Projektpartner für Gemeinden
Was dafür spricht:
- Erhöhung der Standortattraktivität
- Reduktion des Pendlerverkehrs
- Reduktion der Landflucht
Beratungsangebote für ältere Hausbesitzer
Nach dem Auszug der Kinder sind Einfamilienhäuser oft jahrelang unterbelegt. Ein Beratungsangebot der Gemeinde kann Besitzerinnen und Besitzern bei der optimierten Bewirtschaftung, der Umnutzung oder dem Umbau des zu gross gewordenen Hauses unterstützen.
Was Sie fördern oder initiieren können:
- Neutrales und kostenloses Beratungsangebot für ältere Hausbesitzer (Haus-Analyse) anbieten: Massnahmen wie Untermiete, Umbau zu kleineren Einheiten oder Umzug in eine kleinere Wohnung vorschlagen und geeignete Fachpersonen für die Umsetzung vermitteln.
Optimal wäre eine Zusammenarbeit mit dem (regionalen) Hausverein, dem Hauseigentümerverband und Pro Senectute.
Beispiele aus der Praxis:- Wohnen für Hilfe, generationenübergreifende Wohnpartnerschaften
- «Energiesparpotenziale in Haushalten von älteren Menschen», Teilprojekt des NFP71 «Steuerung des Energieverbrauchs»
- «Wohneigentum im Alter neu nutzen», Internetplattform und Publikation mit Beispielen
Was dafür spricht:
- Wohnfläche und Energieverbrauch pro Person reduzieren
- Transformationsprozesse anstossen
- Wohnmobilität erhöhen
Mindestbelegung und neue Wohnformen
Als Bauherrin und Bewilligungsbehörde kann die Gemeinde Vorgaben zu Wohnungsgrösse oder Mindestbelegung machen und neue Wohnformen fördern. Zur Kompensation der kleineren Wohnfläche profitieren Mieterinnen und Mieter von gemeinsam genutzten oder temporär dazu mietbaren Räumen wie Dachterrasse, Werkstatt, Büroraum oder Gästezimmer.
Was Sie fördern oder initiieren können:
- Auflagen zur Mindestbelegung oder Maximalfläche machen, beispielsweise bei der Vergabe von Bauland, als Vergabekriterium für ein Projekt der öffentlichen Hand oder bei der Vermietung gemeindeeigener und städtischer Wohnungen.
Beispiele aus der Praxis:- Mindestbelegung von Wohnungen der Stadt Zürich: Die Anzahl Zimmer minus eins ergibt die Mindestbelegung an Personen einer Wohnung.
- Landverkäufe und Landabgaben im Baurecht durch die Stadt Winterthur: Wohnbauprojekte mit einer Wohnfläche von maximal 35 m2 pro Person und mit Räumen mit Mehrfachnutzung werden bevorzugt
- Neue Wohnformen fördern und Leuchtturmprojekte vorstellen wie Mehrgenerationenhäuser, Gross- oder Alters-Wohngemeinschaften
Beispiele aus der Praxis:
Was dafür spricht:
- Reduzierter Verbrauch an Boden, Rohstoffen und Energie
- Mehr sozialer Austausch und Integration
- Kostenersparnis bei Unterhalt
Lowtec-Gebäude
Statt immer komplexere und aufwendigere technologische Ausstattungen nutzen Lowtec-Gebäude die physikalischen Eigenschaften natürlicher Materialien und die Sonneneinstrahlung durch optimierte Konzepte bei der Ausrichtung und der Nutzungsanordnung im Gebäude, beim Einsatz von Tageslicht oder dem Einbau von Speichermassen.
Was Sie fördern oder initiieren können:
- Förderung von Lowtec-Gebäuden in der Gemeinde, beispielsweise bei der Vergabe von neuen gemeindeeigenen Wohnprojekten oder bei der Bewilligung von Pilotprojekten Dritter.
Beispiele aus der Praxis: Weitere Informationen:
Was dafür spricht:
- Minimierter Technik- und Energieeinsatz
- Weniger Ressourcenbedarf
- Geringere Investitionskosten, langfristig tiefere Unterhaltkosten
Begegnungszonen
Begegnungszonen ermöglichen das gleichberechtigte Nebeneinander von Mobilität, Erholung und Begegnung. Gefragt sind entschleunigte, ansprechend gestaltete, mehrheitsfähige und nicht zuletzt im Bau und Unterhalt kostengünstige Lösungen, die den öffentlichen Raum aufwerten und die Strasse zum Lebensraum für alle machen.
Was Sie fördern oder initiieren können:
- Entschleunigte Begegnungszonen schaffen durch Bürgerbeteiligung in stadtplanerischen Prozessen oder Public Private Partnership bei der Quartierentwicklung. Interessengruppen des langsamen individuellen Verkehrs (LIV) wie Pro Velo oder Fussverkehr Schweiz in die Planung einbeziehen.
Beispiele aus der Praxis:- Begegnungszonen Stadt Bern, Projektbeschrieb und Arbeitshilfen
- Begegnungszone Burgdorf BE
- Begegnungszone Ybrig, Unteriberg
Was dafür spricht:
- Mehr Lebensqualität in den Quartieren
- Spürbare Reduktion des Verkehrs
- Kosteneinsparung beim Strassenunterhalt
Kurze Wege
Kurze Wege zwischen Wohnen, Einkaufen, Schulen und Freizeitangeboten erhöhen die Attraktivität von Gemeinden und Quartieren. Sie fördern die Begegnung unter den Bewohnern und wirken der zunehmenden Anonymisierung entgegen.
Was Sie fördern oder initiieren können:
- Planerische Vorgaben machen: Zentren stärken, Mischnutzungen ermöglichen, Verdichtung nach innen fördern
Beispiele aus der Praxis: - Kommunale Zonenpläne mit kurzen Wegen entwickeln, dabei frühzeitig eine Zustandsanalyse und eine Bedürfnisanalyse unter Einbezug der Betroffenen durchführen (Partizipationsprozesse), bei der Leitbildentwicklung die Kriterien von nachhaltigen Quartieren berücksichtigen, die Schulraumplanung koordinieren sowie allgemeine Versorgungs- und Freizeitangebote möglichst zentral zur Verfügung stellen.
Beispiele aus der Praxis: Informationen und Arbeitshilfen:- Programm nachhaltige Quartiere vom BFE und ARE
- Neustart Schweiz, Verein für lebenswerte Nachbarschaften
- Netzwerk Altstadt, Kompetenzzentrum für Altstadtfragen und Plattform für den Austausch von Erfahrungen, Werkzeugen und Beispielen
- Handbuch Fusswegnetzplanung, Bundesamt für Strassen (ASTRA)
Was dafür spricht:
- Mehr Lebensqualität in den Quartieren
- Spürbare Reduktion des Verkehrs
- Kosteneinsparung beim Strassenunterhalt
Strukturelle Bewegungsförderung
Bessere Rahmenbedingungen für körperliche Aktivitäten auf öffentlichen Plätzen, Strassen, der gebauten Umwelt und im gesamten Sozialraum in Gemeinden wirken sich positiv aus auf die Gesundheit, auf das Zusammenleben und die Standortattraktivität.
Was Sie fördern oder initiieren können:
- Gestalten Sie Plätze und Strassen so, dass sie zum Zufussgehen, Velofahren, Spielen und Verweilen einladen.
Beispiel aus der Praxis:- «Guet unterwägs», Kanton Baselland
- Freiraumgestaltung in Siedlungen, Winterthur
- Raumgestaltung, Spiel- und Pausenplatzkonzept, Rapperswil-Jona
- Begegnung durch Bewegung im Basler Schützenmattpark
- Raumgestaltung, Generationenplatz Cham
Was dafür spricht:
- Öffentlicher Raum wird belebter dank attraktiver Gestaltung
- Besseres Zusammenleben dank mehr sozialem Austausch
- Standortattraktivität wird gefördert