Pusch-Jubiläum: 25 Jahre für Natur und Umwelt

Seit 25 Jahren setzt Pusch Massstäbe im Umweltschutz – praxisnah, inspirierend, wirkungsvoll. Doch ist die Vision noch dieselbe wie zu Gründungszeiten? Und warum wäre es der grösste Erfolg, eines Tages nicht mehr gebraucht zu werden? Ein Gespräch mit dem Pusch-Geschäftsführer Felix Meier über den nötigen «Push», Superkräfte und die Wirkung einfacher Schritte.
Bettina Degen im Gespräch mit Felix Meier
25 Jahre Pusch… Was hat die Gründer:innen inspiriert, die Stiftung Pusch ins Leben zu rufen?
Felix Meier: Stell dir vor, es ist Sommer. Es ist heiss. Doch der Sprung in den kühlen See ist nicht möglich. Die Gewässer sind so stark verschmutzt, dass sogar Badeverbote ausgesprochen werden. Abfallberge türmen sich in vielen Bachtobeln fast aller Gemeinden. Das waren die Zustände – und diese schweissten die beiden Vorgängerorganisationen von Pusch schliesslich zusammen. Am 1. Januar 2000 entstand die Stiftung Pusch durch die Fusion der Schweizerischen Vereinigung für Gewässerschutz und Lufthygiene (VGL) und der Stiftung Schweizer Interessengemeinschaft für Abfallverminderung (Siga) / Aktion Saubere Schweiz (ASS).
Die zwei Organisationen hatten ja extrem lange Namen. Wie kam es anschliessend zum kompakten Namen «Pusch» und was steckt dahinter?
«Pusch» heisst nichts anderes als «Praktischer Umweltschutz». Die Gründer:innen träumten davon, dass hier bei uns der Klima- und Umweltschutz zur Selbstverständlichkeit wird – zukunftsfähig, innovativ und im Einklang mit der Natur. Sie stellten sich eine Welt vor, in der Menschen natur- und umweltgerecht handeln und heimische Tiere sowie Pflanzen Platz finden. Der Schlüssel zu dieser Vision war und ist Bildung und Information.
Wie hat sich das Bewusstsein für Klima- und Umweltthemen in der Gesellschaft seit der Gründung entwickelt?
Die Wahrnehmung hat sich stark verändert: Soziale, ökologische und ökonomische Engagements prägen heute grosse und kleine Unternehmen, werden in Gemeinden zielgerichtet verfolgt und rütteln gar die breite Bevölkerung auf. Nachhaltigkeit ist in der Gesellschaft angekommen.
Woran siehst du diese Entwicklung?
Wir können wieder in saubere Seen und Flüsse springen! (lacht) Ernsthaft, diese positive Entwicklung zeigt sich beispielsweise an der Agenda 2030 des Bundes und an den bereits über 470 Schweizer Städten mit einem «Energiestadt»-Label. Rund 250 Schweizer Grossunternehmen richten sich an einer Netto-Null-Strategie aus. Im Lehrplan 21 der Volksschule ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) eingebettet. Und in der Bevölkerung wird Klimawandel als eine der grössten Sorgen gemäss Sorgenbarometer eingestuft. Umwelt- und Klimaschutz sind zur zentralen gesellschaftlichen Aufgabe geworden.

«Über eine Million Schüler:innen und 25'000 Erwachsene haben wir über diese Zeit erreicht! Darauf bin ich stolz.»
– Felix Meier, Geschäftsführer, Pusch – Praktischer Umweltschutz
Hat sich die Rolle von Pusch im Bereich Klima und Umwelt in den letzten 25 Jahren verändert?
Ja. Wir haben uns von einer Wissensvermittlerin zu einer Inspiratorin, Katalysatorin und Moderatorin weiterentwickelt. Mit praxisnahen Ansätzen unterstützt Pusch Schulen, Gemeinden, Städte und Unternehmen durch Unterrichtsangebote und Weiterbildungen, vernetzt Gleichgesinnte aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft miteinander und inspiriert mit guten Praxisbeispielen. Zudem gestaltet die Stiftung wichtige Initiativen wie Reffnet, IGÖB und Biodiversität. Jetzt! aktiv mit. Neben vielen Bildungsprogrammen sind wirkungsvolle Projekte rund um die Biodiversitätsförderung im Siedlungsraum oder Kreislaufwirtschaftsinitiativen entstanden.
Pusch als «Katalysatorin» – was heisst das?
Als Katalysatorin geben wir den nötigen «Push», um Lösungen für aktuelle Umweltfragen in der Schweiz und in Liechtenstein zu entwickeln. Dabei übernehmen wir oft auch die Rolle der «Moderatorin»: Wir vernetzen Branchenvertreter:innen und betroffene Akteur:innen und erarbeiten gemeinsam konkrete, praxisnahe Ansätze. Am Ende entstehen runde Tische wie die Matratzen-Allianz oder Unterrichtsdossiers, um ein Thema zu vertiefen, oder Orientierungsplattformen wie die Toolbox der kommunalen nachhaltigen öffentlichen Beschaffung. Alles Angebote, die befähigen, den eingeschlagenen Weg eigenständig weiterzugehen. So schaffen wir nicht nur Lösungen, sondern erzeugen auch langfristige Wirkung.

Den Ball ins Rollen bringen: Pusch unterstützt mit geeigneten Tools, die dazu befähigen, selbst aktiv zu werden.
Auf welche Meilensteine der letzten 25 Jahre bist du besonders stolz?
Auf die 1,2 Millionen Schüler:innen und 25'000 Erwachsenen, die wir durch unsere Bildungsprogramme zu Klima und Umwelt über diese Zeit erreicht haben! Aber auch auf unser Gespür für die wichtigen Themen. Bereits vor 25 Jahren haben wir das Thema Ressourceneffizienz aufgegriffen. Seit 24 Jahren fördern wir mit der Plattform Labelinfo.ch den nachhaltigen Konsum durch Labels. Und als Mitgründerin der Circular Economy Switzerland haben wir schon vor sechs Jahren angefangen, die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben.
Pusch hat zudem die Grundlagen für nachhaltige Beschaffung auf Gesetzesebene mitgestaltet und unterstützt die Umsetzung von Beschaffungsrichtlinien in Gemeinden und Städten – und neuerdings auch in Unternehmen. Nicht zuletzt trägt unser Engagement im Bereich Biodiversität Früchte. So zum Beispiel sind in den letzten Jahren mehr als 30 Naturoasen entstanden.
Welche langfristigen Ziele hast du für Pusch im Blick?
Pusch als Organisation will noch wirkungsorientierter und praktischer agieren. Wir möchten noch mehr Menschen dafür gewinnen, selbst einen Beitrag für die Umwelt und die Natur zu leisten. So dass Eidechsen, Wiesensalbei, Igel und Grünfinken wieder in unsere Gärten zurückkehren, dass auf jedem Dach Strom produziert wird und der Energieverbrauch weiter sinkt. Aber hierzu braucht Pusch die Unterstützung der Mitglieder und Partner:innen. Darum geht ein grosser Dank auch an sie, denn nur gemeinsam können wir unsere Ziele erfolgreich verfolgen.
«Wir alle tragen die Kraft in uns, etwas zu verändern.»
– Felix Meier, Geschäftsführer, Pusch – Praktischer Umweltschutz
Was braucht es, um deine Vision einer umwelt- und klimafreundlichen Zukunft zu erreichen?
Umwelt- und Klimaschutz müssen zum Standard werden und in unseren Werten verankert sein. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen enger zusammenarbeiten. Pusch will für diese Entwicklung einen wichtigen Beitrag leisten. Und vielleicht wird eines Tages der Moment kommen, an dem Organisationen wie Pusch überflüssig sind, weil praktischer Umweltschutz ganz selbstverständlich Teil unseres Alltags ist.
Welche Superkraft hättest du gerne?
Oh, nur eine? Dann würde ich mit einem Fingerschnippen unendlich saubere Energie schaffen! Und wenn ich eine zweite wählen dürfte, wäre es ein Schutzzauber, der Tiere und Ökosysteme bewahrt und stärkt. Zwei Kräfte, die unsere Welt wirkungsvoll verwandeln könnten.

Wenn er die Welt mit einem Fingerschnipsen verändern könnte, würde Geschäftsführer Felix Meier saubere Energie herbeizaubern.
Und wenn wir beim Wünschen sind, wie stellst du dir die Schweiz 2050 vor, wenn Pusch 50 Jahre alt wird?
Ein Land im Einklang mit der Natur und seiner Zukunft. Ich stelle mir vor, dass die Schweiz das Netto-Null-Ziel erreicht hat und als internationales Vorbild gilt, weil Politik, Wirtschaft und Gesellschaft richtig gut zusammenarbeiten, um Klima und Umwelt zu erhalten. Wichtig dabei ist mir, dass auch die Zufriedenheit der Bevölkerung erhalten bleibt.
Welchen Rat gibst du all jenen, die sich für den Klima- und Umweltschutz einsetzen wollen?
Geduld und Ausdauer sind der Schlüssel. Wir alle tragen die Kraft in uns, etwas zu verändern. Lassen wir die Resignation hinter uns, entfesseln wir unsere Ideen und gestalten wir aktiv, was morgen zählt. Etwa indem wir Reiseziele in der Nähe wählen, weniger tierische Produkte konsumieren, die Heizung auf erneuerbare Energie umstellen, Gebrauchtes kaufen oder ausleihen und den Garten oder Balkon mit heimischen Blumen und Pflanzen gestalten. Wenn wir alle diese machbaren Schritte gehen, sieht es in der Natur schon bald besser aus. Organisationen wie Pusch arbeiten daran, solche Veränderungen noch einfacher zu machen. Und jede finanzielle Unterstützung hilft uns, den Wandel schneller und effektiver voranzutreiben.
Zum Schluss ganz persönlich: Was bestärkt dich in deinem Engagement für den Umweltschutz?
Am meisten Kraft schöpfe ich, wenn ich selbst an einer Feuchtwiese, einem See oder auf einer Kiesbank am Fluss sitze – die Umgebung rieche, fühle und erlebe. Diese Momente erinnern mich daran, warum der Schutz der Natur so wichtig ist, und damit auch die Arbeit der Stiftung Pusch.