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10 Tipps für Biodiversitätsprojekte auf dem Schulareal

Bettina Degen
Katja Busch
Ein Fussweg schlängelt sich durch die blühenden Wiesenstreifen Richtung Schulhaus.

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7 Minuten Lesezeit

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Jedes Schulareal bietet vielfältige Möglichkeiten zur Aufwertung für mehr Biodiversität. Aus Erfahrung zeigt sich: Langfristige Erfolge entstehen am besten durch gemeinschaftliche Anstrengungen. Mit diesen 10 Tipps gelingt das Umgestaltungsprojekt des Schulgeländes.

Seit sieben Jahren begleitet Pusch Schulen dabei, Nischen für Pflanzen und Tiere zu schaffen, biodiverse Flächen statt Beton zu kreieren und neue Wohlfühlorte zu gestalten. Die folgenden praxisnahen Tipps helfen, ein erfolgreiches und nachhaltiges Projekt für mehr Biodiversität auf dem Schulgelände zu realisieren. So wird das Schulareal nicht nur zu einem Ort des Lernens, sondern auch zu einer Naturoase und beliebtem Quartierraum.

Tipp 1: Eine Idee für die gesamte Schule

Gewinnen Sie mit einem Grobkonzept die Schulleitung und das Kollegium für Ihre Idee. Wecken Sie auch Begeisterung und Interesse bei der Hauswartung. Das öffnet einerseits die Tür für weitere gute Ideen und andererseits können erste Bedenken ernst genommen und gegenseitige Erwartungen geklärt werden.

Tipp 2: Auch ein Schulareal hat Charakter 

Was macht das Schulareal heute aus? Gibt es noch alte Bäume? Welche Elemente strukturieren das Gelände? Wo könnte es mehr Grün statt Grau gebrauchen? Wo sind individuelle Lieblingsorte, an denen man gerne verweilt, und wo sind potenziell ruhigere Flächen für Flora und Fauna? Untersuchen Sie das Areal – im Kollegium oder mit der Schulklasse.

Ein Asthaufen liegt mitten auf einem Sand- und Steinspickel, umgeben von erstem Grün und blühenden Blumen.

Zwischen Steinen, Sand und Geäst entsteht vielfältiges Leben.

Digitales Hilfsmittel für die Areal-Analyse

Mit der App «BioDivSchool» analysieren Schüler:innen das ökologische Potenzial des Schulareals und erarbeiten basierend auf dem Auswertungsbericht der App konkrete Vorschläge zur Aufwertung. 

Die Web-App wurde von der Pädagogischen Hochschule St. Gallen und GLOBE Schweiz entwickelt.

Tipp 3: Klein anfangen und wirken lassen  

Die Natur machen lassen – das verhilft dem Schulareal bereits zu mehr Artenvielfalt. Das heisst: Saumvegetation tolerieren, kleine Laub- oder Asthaufen liegen lassen oder Tierfallen wie grosse Fensterfronten oder enge Maschendraht-Barrieren entschärfen.  

Tipp 4: Idee in die Gemeinde tragen  

Nicht selten ist die Gemeinde für die Aussenraumpflege verantwortlich. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die zuständigen Stellen und möglichen Auflagen (Denkmalpflege, Sicherheit). Stellen Sie die Projektpläne dem zuständigen Amt oder dem Gemeinderat vor. Die Vorteile eines Biodiversitäts-Hotspots mit einheimischen, standortgerechten Arten kommen schliesslich sowohl der Schule als auch dem Quartier zugute.  

Leitfaden: Schritt für Schritt zu mehr Biodiversität

Hinweise zur Planung, Durchführung und Pflege finden Sie im Umsetzungsleitfaden zur naturnahen Gestaltung von Schularealen (PDF)

Tipp 5: Mit lokaler Unterstützung gelingt’s  

Neben den formalen Fragen stellen sich rasch auch fachliche oder finanzielle Fragen. Wie gelangen Sie an einheimisches Pflanz- und robustes Baumaterial, wer könnte bei körperlich schweren Arbeiten helfen oder fachlich beraten und wer die Aktion sponsern? Holen Sie Unterstützung.

  • Der Werkhof kann unentgeltliche Arbeitsstunden oder vergünstigtes Material anbieten.

  • Lokale Expert:innen aus Landschaftsplanung, Gartenbau oder Naturschutzorganisationen steuern das nötige Wissen zum Aufwertungspotenzial des Geländes bei und beraten zur Standortwahl für biodiversitätsfördernde Massnahmen.

  • Regionale Gartencenter oder Grossgärtnereien könnten Saat- und Pflanzgut allenfalls zum Einkaufspreis abgeben oder sponsoren.

  • Garten-affine Eltern lassen sich zu einem Mitmach-Projekt begeistern.

  • Bei lokalen Banken, Versicherungen, Unternehmen oder Verbänden lohnt es sich, um finanzielle Unterstützung anzufragen. 

Ein Mädchen und ein Junge schieben eine Schubkarre voller Erde über das Schulareal.

Tipp 6: Schüler:innen mitreden und anpacken lassen  

Auch wenn es vielleicht einfacher scheint, Aktionsideen vorzugeben, birgt eine partizipative Freiraumgestaltung grosses Potenzial. Fragen Sie die Schüler:innen, wie sie sich ein Mehr an Natur und an Aufenthaltsqualität rund um ihre Schule vorstellen. Möglichkeiten dazu gibt es viele:

  • klassenübergreifender Wettbewerb

  • Ideensammlung innerhalb einer Stufe

  • Beteiligung des Klassenrats oder Schulparlaments

  • Fokusgruppe aus Schüler:innen der Begabungs- und Begabtenförderung

  • Projekttage zu diesem Thema

In weiteren Projekttagen oder -wochen können Schüler:innen mit handwerklichem Geschick für die praktische Umsetzung sogar eigene Aufgaben übernehmen. Sicher ist: Mit dreckigen Händen ordentlich anzupacken, im Matsch zu graben oder eine Trockenmauer zu bauen, kann selbst bei schlechtem Wetter ein Selbstläufer sein.  

Ein Klettergerüst aus Holzstämmen auf einem Schulhaus-Spielplatz.

Aufenthaltsqualität an den Bedürfnissen der Schüler:innen ausrichten

Wenn sich Schüler:innen gerne auf einem naturnahen Schulgelände aufhalten, dann bietet dieses einen weiteren Mehrwert.

Bei jüngeren (Primar-)Schüler:innen stehen oft Spielen und Toben im Vordergrund. Das heisst: Spielgeräte dürfen nicht vergessen gehen. Diese sollten altersgerecht und aus langlebigem Holz sein.

Ältere (Sekundar-)Schüler:innen suchen eher gemütliche Plätzchen zum Sitzen und Austauschen und brauchen dafür passende Strukturen wie grosse robuste Hängenetze und eher unbeobachtete Orte.

Als Bewegungsausgleich, besonders bei Jugendlichen mit Bewegungsdefiziten, kann eine Slackline dienen oder eine spannende Strukturgebung, die zu einem Rundgang um das Schulhaus in den Pausen einlädt.

Überhaupt ist das Gleichgewicht von Ruhe und Bewegung auf dem Schulareal wichtig – auch für die Natur.  

Tipp 7: Beobachten und entdecken  

Biodiversität ist nicht immer spektakulär. Oft braucht es Zeit, bis man in neu angelegten Strukturen die ersten Bewohner sichtet oder ein Blühstreifen auch wirklich vielfältig blüht. Das muss allen vermittelt werden. Und wenn die ersten Igel, Hermeline oder Zauneidechsen gesichtet werden, integrieren Sie die neuen «Mitbewohner» in den (Bio-)Unterricht.

Unterrichtsmaterialien und Aktionsvorschläge

Verschiedene Inputs, kurze Sequenzen sowie längere Unterrichtsreihen unterstützen bei der Integration des Themas Biodiversität in den Unterricht und bei Projekttagen in Zyklus 1, 2 und 3. 

Tipp 8: Botschafter:innen für die Natur werden  

Erklären Sie über Hinweistafeln nicht nur, was Sie machen, sondern auch

  • warum der neu angelegte Flecken Wildnis möglicherweise etwas ungepflegt daherkommt,

  • wem er dient und

  • warum er erhalten werden muss.

Eine Informationstafel steht mitten auf dem umgestalteten Schulgelände und enthält Text und Foto zu diesem Lebensraum.

Werbung für die Natur: Informationstafeln zeigen, was hier wächst und wuselt.

Nutzen Sie die Regionalzeitungen oder Öffentlichkeitsanlässe im Quartier, um Ihre Aktivitäten zu zeigen. Biodiverse Schulhausareale sind auch Beispiele dafür, wie man durch Aufbrechen versiegelter Flächen Platz für Flora und Fauna schafft oder wie durch das Schaffen natürlichen Schattens auch gegen die zunehmenden Hitzesommer angegangen werden kann.   

Tipp 9: Hegen und pflegen  

Beziehen Sie das Personal, das für die Aussenraumpflege zuständig ist, in die Planung der langfristigen Pflegemassnahmen des Schulareals mit ein. Denn auch wenn naturnaher Unterhalt vor allem hinsichtlich Frequenz und Intensität des Maschineneinsatzes eher zurückhaltend erfolgt, braucht er mehr Zeit (Handarbeit) und gegebenenfalls ein gewisses Fachwissen. Sprechen Sie dies zwecks Kostenübernahme frühzeitig bei der zuständigen Behörde an. Gewisse Arbeiten lassen sich auch als rotierende «Ämtli» (z.B. Giessen, Jäten) an Klassen vergeben. Das steigert zudem die Identifikation der Schüler:innen mit der Umgestaltung.  

Tipp 10: Bei Neubauten der Natur mehr Platz geben

Um- und Neubauten sind eine gute Gelegenheit, um die Naturnähe des Geländes in einem grösseren Stil mitzudenken: mit einheimischen Pflanzen- und Baumarten, lebenden Zäunen oder Natursteinen aus der Region. Die Auftragsvergabe an ein Landschaftsarchitekturbüro oder ein Naturgartenbauunternehmen kann zum Beispiel mit dem Anliegen verknüpft werden, die Schüler:innen bei Planung und Umsetzung einzubeziehen.

Ein Kiesweg führt zwischen Blühstreifen zum Schulhaus hin.

Die gesamte Schulhausumgebung der Schule Willisau erhielt eine biodiverse, naturnahe Arealgestaltung.

Zertifizierungsangebot für (Schul-)Areale

Die Stiftung Natur & Wirtschaft zertifiziert naturnahe Areale in den Kategorien Unternehmen, Wohnen, Schule, Privatgärten und Kies. Damit sorgt sie für Sichtbarkeit und Würdigung dieser Naturwerte. Regelmässige Rezertifizierungen alle fünf Jahre garantieren eine hohe ökologische Qualität und sichern diese auch langfristig. Eine naturnahe Arealgestaltung fördert nicht nur die Biodiversität, sondern auch unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. 


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