Naturnaher Campus: Studierende im Einsatz für die Biodiversität
In einem unscheinbaren Grenzgebiet zwischen Mels und Sargans (SG) hat die Natur einen neuen Anstrich im Zeichen der Biodiversität bekommen. Dort, wo eine Autobahn und Wohngebiete die Umgebung dominieren, haben sich 20 Lehramts-Studierende zu einer Mission zusammengeschlossen, um neuen Lebensraum für die regionale Flora und Fauna zu schaffen.
Natürliche Lebensräume für Pflanzen und Tiere werden immer knapper. Dem will eine Gruppe von Studierenden der Pädagogischen Hochschule St. Gallen entgegenwirken und das Gelände hinter dem Regionaldidaktischen Zentrum (RDZ) in Mels selbständig umgestalten. Das mehrstufige Vorhaben hat im September 2023 im Rahmen eines Freifach-Angebots seinen Anfang genommen.
Als Erstes haben die Studierenden und ihre Dozentin Ursula Wunder die umzugestaltende Fläche mit der BioDivSchool-Web-App (siehe Box) analysiert, um die Ausgangsfläche und -situation räumlich wie strukturell zu erfassen und erste Aufwertungsideen für ihr Vorhaben zu bekommen. In diesem Schritt gilt es auch, einen Blick auf invasive Neophyten zu werfen und diese, wie etwa die Robinie, auf der digitalen Karte der App zu markieren. Gleichzeitig hat sich Ursula Wunder mit den Naturgärtnern abgesprochen, die das Projekt unterstützen. Denn aus den Aufwertungsideen aus der App sollen konkrete Massnahmen werden. Und so ist das Herzstück des Projekts, eine Liste von geplanten Kleinstrukturen, entstanden. In Kleingruppen haben sich die Studierenden anschliessend mit den Details der Kleinstrukturen und mit ihrem Nutzen für die Natur auseinandergesetzt, um am Aktionstag gut vorbereitet zu sein. So wissen sie genau, wie sie vorgehen müssen und was es bei jeder einzelnen Aufwertung zu beachten gibt.
BioDivSchool-Web-App – was ist das?
Mit der von der Pädagogischen Hochschule St. Gallen und GLOBE Schweiz entwickelten BioDivSchool-Web-App analysieren Schüler:innen das ökologische Potenzial des Schulareals und schlagen aufgrund des Analyseberichtes konkrete Vorschläge zur Aufwertung des Untersuchungsgebietes vor. Erfahren Sie mehr zur App.
Mit Schaufel und Elan
Am 16. September 2023 ist es dann so weit. Die Studierenden können die gelernte Theorie in die Praxis umsetzen. Mit geschickten Händen und viel Engagement gestalten sie einen Böschungsstreifen neu und erschaffen ein vielfältiges Ensemble aus Kleinstrukturen, das gleichzeitig als lebendige Ausstellungsfläche dient. Alle packen mit an. Eine Studentin im 1. Semester hat sich für das Aufschichten eines Asthaufens entschieden. Sie erzählt, dass sie zu Hause schon länger einen Igelbau beobachtet. «Ich mag Igel einfach.»
Mit von der Partie sind neben den Studierenden und ihrer Dozentin die zwei Naturgärtner Samuel Vils und Thomas Wächter von der Passion Verde GmbH aus Flums und Christoph Naef, ein erfahrener Lernberater.
«Die Arbeit ist streng, aber es ist cool, etwas zu bewirken», erzählt die Studentin Gianna Köppel. Gelohnt hat sich der schweisstreibende Einsatz der Studierenden definitiv: Entstanden ist ein Paradies für Insekten, Eidechsen, Igel und Vögel. Konkret haben die Studierenden Sandlinsen erstellt, Totholz-Stehlen mit umgebenden Steinhaufen errichtet, Asthaufen aufgeschichtet, eine Trockenmauer gebaut und ein Wildbienen-Hotel installiert. Ausserdem haben sie Wildkräuter und -sträucher gepflanzt. Dabei war die sorgfältige Auswahl der einheimischen Sträucher wichtig: Dornige und fruchtreiche Gehölze wie Hagebutte, Weiss- und Schwarzdorn sollen einen geschützten Lebensraum für Vögel schaffen.
Damit die Aufwertungsarbeiten auch eine Sensibilisierungswirkung erhalten, haben die Studierenden jeden Schritt des Projekts sorgfältig dokumentiert. Sie möchten die Informationen zu den neuen Lebensräumen digital aufbereiten und Besucher:innen über einen QR-Code online bereitstellen.
Junge Vorreiter:innen
Mit ihrer Aktion legten die Studierenden den Grundstein für ein langfristiges Engagement: Künftige Studierende des Freifachs können das Projekt in den kommenden Jahren ergänzen und die Förderung und den Schutz der regionalen Artenvielfalt fortsetzen. Und vielleicht erinnern sich die angehenden Lehrpersonen an ihren praktischen Einsatz, wenn sie in Zukunft ihre eigenen Schüler:innen unterrichten und diese zur Förderung der Biodiversität motivieren.