Gemeinde
Biodiversität
Praxisbeispiel

Der Natur mit dem Smartphone auf der Spur

Remo Bräuchi
Eine Trockenmauer in Hünenberg.

·

6 Minuten Lesezeit

Biodiversität

Praxisbeispiel

Die Natur im und ums Siedlungsgebiet hat oft Erstaunliches zu bieten. Die Zuger Gemeinde Hünenberg führt die Bevölkerung mit der App «Naturpfade» zu verschiedenen Naturperlen, macht sie spielerisch auf die Bedeutung der Biodiversität aufmerksam und animiert sie zu eigenem Tun.

Hünenberg liegt eingebettet in die voralpine Landschaft zwischen Zugersee und Reuss. Die einst ländliche Gemeinde hat sich zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsgebiet mit wachsender Bevölkerung entwickelt. Seit Kurzem ist Hünenberg um eine Attraktion reicher: Der Naturpfad Hünenberg führt per App zu zehn Naturperlen im und ums Siedlungsgebiet. Nach dem Öffnen der Naturpfade-App auf dem Smartphone sind die Standorte auf einer Karte sichtbar. Dann aber gilt es, den Weg unter die Füsse zu nehmen oder in die Pedale zu treten. Denn erst im Umkreis von rund 40 Metern schaltet die App Informationen über den entsprechenden Naturschauplatz frei. Sie zeigt in Wort und Bild, welche Tiere und Pflanzen sich hier zu Hause fühlen, wie sich ihr Lebensraum im Verlauf der Jahreszeiten verändert und weshalb seine Pflege und Erhaltung wichtig ist. Für jeden erreichten Standort gibt es Punkte zu gewinnen und für jede richtig beantwortete Quizfrage Zusatzpunkte. So gestaltet sich der Naturpfad zur unterhaltsamen und lehrreichen Schatzsuche für Jung und Alt.

Die Biodiversität erhalten und fördern

Gemeinden können mit dem Anlegen und der naturnahen Pflege von Grünflächen, Hecken und Gewässern viel dazu beitragen, den anhaltenden Schwund der Biodiversität zu stoppen. Hünenberg hat das erkannt und setzt sich mit viel Fachwissen und Engagement dafür ein, dass die Natur mehr Platz bekommt und sich Tiere und Pflanzen zu Hause fühlen. Die Unterstützung der Bevölkerung ist für den Erfolg zentral. «Die Naturpfad-App ist eine hervoragende Möglichkeit, das Engagement der Gemeinde sichtbar zu machen und sie in ihrer Vorbildrolle gegenüber der Bevölkerung und der ganzen Region zu stärken», ist Urs Felix, Fachmitarbeiter Sicherheit und Umwelt, überzeugt. Die App sensibilisiert und motiviert die Bevölkerung, sich mit der Natur vor der eigenen Haustür auseinanderzusetzen und regt sie zu einem respektvollen Umgang mit ihr an. Sie fördert zudem das Verständnis dafür, dass naturnahe Pflege dem gängigen ästhetischen Empfinden auch mal widersprechen und unordentlich wirken kann – zum Beispiel dann, wenn verblühte Pflanzen stehen bleiben, um zu versamen oder Vögeln Nahrung zu bieten.

Eine App für viele Naturpfade

Biodiversität sichtbar zu machen, ist kein einfaches Unterfangen. Die neue App «Naturpfade» der Stiftung Pusch unterstützt Gemeinden bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Sie macht die Biodiversität in der Gemeinde zum Thema und schärft bei der Bevölkerung den Blick für lokale Lebensräume.

Gemeinden präsentieren naturnahe Lebensräume ihrer Wahl wie begrünte Dächer, Stein- und Asthaufen, Magerwiesen, Hecken, den renaturierten Dorfbach, naturnah gepflegte Grünflächen oder ein umweltbezogenes Projekt auf dem Schulhausareal in Wort und Bild. Pusch integriert die Schauplätze in die App und motiviert damit die Bevölkerung, lokale Naturräume, Tiere und Pflanzen zu entdecken und ihr Wissen spielerisch zu vertiefen.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Informieren Sie sich auf der Website oder kontaktieren Sie Remo Bräuchi (044 267 44 62, remo.braeuchi@pusch.ch).

Die Bevölkerung mitnehmen

«Mit der App lernen Einwohnerinnen und Einwohner nicht nur den eigenen Lebensraum im Verlauf der Jahreszeiten besser kennen», so Urs Felix. «Sie erfahren dabei auch, was sie selbst zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität beitragen können. Sei es durch das Anlegen von Asthaufen, die Kleintieren Unterschlupf bieten, oder mit Wildblumen auf dem Balkon, über die sich Wildbienen freuen.»

Mit dem Ziel, die Bevölkerung zu eigenem Tun zu motivieren, hat Hünenberg zusammen mit der Nachbargemeinde Cham das Projekt «Natur-Kur» ins Leben gerufen. Interessierte erhalten in diesem Rahmen kostenlose Fachberatung zur naturnahen Umgestaltung ihres Gartens. Die Pfadi Hünenberg hat die Gelegenheit in Zusammenarbeit mit der Firma Taktil und den Pilotgemeinden Andelfingen, Hünenberg, Zizers und Horgen entwickelte, wurden die zehn Standorte ausgewählt. Die Gemeinde Hünenberg lieferte Fotos und Informationen, Pusch verfasste die Texte und integrierte die Standorte in die App. Da der Naturpfad Hünenberg im Rahmen des Pilotprojekts von Pusch entstanden ist, fielen für die beim Schopf gepackt und den unscheinbaren Erdhügel hinter dem Pfadiheim mit Unterstützung der Gemeinde und von Pro Natura in ein artenreiches Kleinod verwandelt. Der «Pfadihügel» ist einer der Schauplätze auf dem Naturpfad.

Erfolgreiches Teamwork

Der Naturpfad Hünenberg ist das Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit. «Behörde, Verwaltung und Werkhof ziehen mit ihrem Einsatz für die Biodiversität am gleichen Strick und stärken sich gegenseitig den Rücken», konstatiert Urs Felix. Zahlreiche verschiedenartige und qualitativ hochwertige Lebensräume konnten so in den letzten Jahren gefördert und vernetzt werden. Gemeinsam mit der Stiftung Pusch, welche die Naturpfade-App Gemeinde keine Sachkosten an. Die investierte Zeit schätzt Urs Felix auf rund 60 Arbeitsstunden.

Doch der schönste Naturpfad nützt nichts, wenn man ihn nicht kennt. Hünenberg nutzt deshalb verschiedene Kanäle, um die Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen. Neben Medienberichten und der eigenen Website plant die Gemeinde, den Naturpfad im Rahmen der Gewerbeausstellung 2020 zu präsentieren. Im Rahmen des Ferienprogramms könnten sich Senior:innen gemeinsam mit den daheimgebliebenen Kindern auf Schatzsuche machen, und Lehrpersonen sollen dazu animiert werden, den Naturpfad in ihren Unterricht zu integrieren. Zudem wird Hünenberg regelmässig neue Standorte aufschalten, um den Pfad attraktiv und aktuell zu halten.

Titelbild: Gemeinde Hünenberg


Beitrag teilen

Artikel als PDF herunterladen

Über diesen Button wird das Druckmenü aufgerufen. Wählen Sie «Als PDF speichern», um den Beitrag als PDF herunterzuladen.