Gemeinde
Klima und Energie
Praxisbeispiel

Finanzielle Unterstützung für nachhaltige Energie

Olivia Guler
Gebäude mit externem Metall-Kamin: Heizwerk in Val-de-Travers.

·

7 Minuten Lesezeit

Klima und Energie

Praxisbeispiel

Um das Netto-Null-Ziel zu erreichen, sind Massnahmen in fast allen Lebensbereichen notwendig. Diese Massnahmen sind aber alles andere als gratis, wie Städte und Gemeinden immer wieder spüren. Hier kommen Förderprogramme ins Spiel. Ein Blick in die Praxis.

Ob Heizen mit erneuerbarer Energie, klimafreundliche Mobilität oder effiziente Ressourcennutzung – die Transformation zu einer nachhaltigen kommunalen Energiepolitik stellt Gemeinden und Städte vor immense Herausforderungen, vor allem auch finanzieller Art. Förderprogramme können dabei helfen, die Kosten auf dem Weg zu Netto-Null etwas abzufedern. Anhand von drei Beispielen in den Bereichen Fernwärme und Elektromobilität zeigt sich, wo und in welchem Umfang Gemeinden oder Energieversorgungsunternehmen auf die Förderung ihrer Projekte zurückgreifen können.

Beispiel 1: Fernwärme in Couvet (NE)

Innerhalb von zehn Jahren wurde in Couvet, einem Dorf, das in der Gemeinde Val-de-Travers liegt, ein neues Fernwärmekonzept umgesetzt. Im Jahr 2019 waren bereits 30 Gebäude an ein 4,5 Kilometer langes Fernwärmenetz angeschlossen, das sich teilweise unterirdisch durch das Neuenburger Dorf erstreckt. Darunter waren vor allem gemeindeeigene Liegenschaften wie die Verwaltung, das Spital, das Sportzentrum mit Hallenbad und eine Schule, aber auch private Gebäude.

Im Jahr 2009 hatte die Masai Conseils SA von der Gemeinde Val-de-Travers den Auftrag erhalten, gemeinsam mit den kommunalen Forstverantwortlichen eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, das regionale Potenzial der 600 Hektaren Holz aus der Umgebung zu untersuchen und die Höhe der Investition sowie den Wärmepreis zu identifizieren, der sich aus der neuen Wärmelösung ergeben würde.

Für die Gemeinde Val-de-Travers war von Anfang an klar, dass die klimafreundliche Wärmeversorgung selbsttragend sein muss. Um günstige Preise anbieten zu können, musste eine entsprechend hohe Anschlussdichte erreicht werden, und so wurde die Erweiterung des Wärmenetzes geplant. Dieser Schritt wurde von der Stiftung KliK finanziell unterstützt: Die Teilnahme an ihrem Förderprogramm Wärmeverbünde (siehe Box) machte es möglich, dass der Wärmepreis, der vom Generalrat freigegeben worden war, stabil blieb. Die Kosten für die Abschreibung, den Betrieb (Brennstoffe sowie Verwaltungs- und technisches Personal) und die Wartung der Anlage werden den Kunden in Form des Preises für die Wärmelieferung in Rechnung gestellt. Bis heute konnte der Wärmeverbund auf 38 weitere Anschlüsse, verteilt auf 68 Abnehmer:innen, erweitert werden. Dies mit einer Leistung von 3’600 kW.

Bei Vollausbau des Wärmeverbundes soll bis zum Jahr 2030 voraussichtlich ein Ausstoss von 14'000 Tonnen CO₂ vermindert werden. Das entspricht einem Förderbeitrag von mindestens 140'000 Franken. Die Förderbeiträge je eingesparte Tonne CO₂ werden den Gebäudeeigentümer:innen zugesprochen, aber dem Wärmeverbund weitervergütet, um eine faire Berechnung des Wärmepreises zu gewährleisten.

Förderprogramm Wärmeverbünde

Das Programm Wärmeverbünde der Stiftung KliK fördert den Bau, die Erweiterung oder die Umstellung von Wärmeverbünden auf erneuerbare Energiequellen mit einem Beitrag von 100 bis 160 Franken für jede reduzierte Tonne CO₂. Die Höhe der Förderung variiert je nach Kanton.

Transparente Säcke mit Pellets aufgehäuft, daneben steht eine dunkelbraune Holzbox auf Rädern, aus der ein Schlauch heraushängt.

Mobile Pelletheizungen können eine Übergangslösung bieten. Bild: KliK

Beispiel 2: Frühzeitiger Anschluss an Fernwärme dank mobilen Pelletheizungen

Heute kommt es oft vor, dass die alte Heizung einer Liegenschaft ausfällt, während sich ein Fernwärmenetz in Planung oder im Ausbau befindet, aber bevor der Anschluss bereit ist. Die Immobilieneigentümer:innen müssen in diesen Fällen eine alternative Lösung suchen. Nicht selten werden in solchen Situationen provisorische Heizlösungen – sogenannte Übergangslösungen – mit fossilen Brennstoffen eingesetzt. Damit entgeht dem Wärmeverbund allerdings eine zusätzliche wertvolle Auslastung. Ausserdem emittiert eine temporäre Heizung mit fossilen Brennstoffen durchschnittlich 4500 Kilogramm Tonnen CO₂ pro Haushalt und Jahr.

Um den vorzeitigen Umstieg auf Fernwärme zu gewährleisten, hat die Energie Ausserschwyz AG, ein Unternehmen, das sich die nachhaltige Energieversorgung in der Region zur Aufgabe gemacht hat, ein besonderes Geschäftsmodell ausgedacht. Zurzeit liegt ihr Fokus auf dem Auf- und Ausbau eines Fernwärmenetzes, an das bereits Ortschaften und Gemeinden wie Siebnen, Galgenen, Lachen, Altendorf und Pfäffikon angeschlossen sind. Das Interesse am Anschluss an das Fernwärmenetz ist gross, obwohl sich der Wärmeverbund noch in der Realisierungsphase befindet. Um in den beschriebenen Fällen, in denen die Heizung einer Liegenschaft vor der Realisierung des Netzes aussteigt, keinen künftigen Anschluss zu verlieren, erstellt die Energie Ausserschwyz AG als Übergangslösung kleinste, lokale Wärmenetze, welche durch mobile Pelletheizungen versorgt werden. Das bringt nicht nur einen zusätzlichen Anschluss ein, sondern ermöglicht auch eine zum Wärmeverbund gleichwertige klimafreundliche Wärmeversorgung. Mit dem Ausbau des Fernwärmenetzes wird die Übergangslösung anschliessend durch reguläre Fernwärme abgelöst.

Wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Mit der Nutzung der Übergangslösung «Mobile Pelletheizung» beginnt für die Immobilieneigentümer:innen der reguläre Fernwärmeliefervertrag mit den gleichen Konditionen und Vorteilen wie bei einem regulären Fernwärmeanschluss. Die Energie Ausserschwyz AG finanziert die temporäre Installation mit eigenen, zusätzlichen Mitteln, wobei dank den Förderbeiträgen aus dem Förderprogramm der Stiftung KliK die zusätzlichen Aufwendungen abgefedert werden können.

Förderprogramm Mobile Pelletheizungen

Das Programm Mobile Pelletheizungen der Stiftung KliK fördert den Einsatz von klimafreundlichen mobilen Pelletheizungen und ermöglicht so eine erhebliche Reduktion von CO2-Emissionen. Zum Förderportfolio gehören Warmluft-Pelletheizungen mit 80 Franken pro reduzierte Tonne CO₂ und wassergeführte Pelletheizungen mit 140 Franken pro reduzierte Tonne CO₂ (bis 2030).

Beispielrechnung: Eine Pelletheizung mit einer Nennleistung von 150 kW, die von April bis September durchschnittlich 10 Stunden in der Woche eingesetzt wird, erhält jährlich einen Förderbeitrag von 900 Franken.

Blick von oben auf ein orangenes Kehrichtfahrzeug, das vor einem Gebäude mit einer Photovoltaikanlage steht.

Im Jahr 2020 rollte das erste E-Kehrichtfahrzeug durch Winterthur. Bild: Vanessa Biber/Tiefbauamt Stadt Winterthur

Beispiel 3: In Winterthur (ZH) rollt bald das zweite Kehrichtfahrzeug mit elektrischem Antrieb über die Strassen

Als ein Stadtratsbeschluss im Jahr 2016 die Prüfung alternativer Antriebssysteme für städtische Fahrzeuge forderte, war für den Entsorgungsdienst der Stadt Winterthur klar: Es war an der Zeit, den Stop-and-Go-Betrieb eines elektrisch angetriebenen Kehrichtsammelfahrzeugs zu prüfen. So rollte im Jahr 2020 das erste elektrisch betriebene Kehrichtfahrzeug über die Strassen der Stadt Winterthur (siehe auch Artikel «Winterthur will 100 Prozent elektrisch fahren»). Das E-Sammelfahrzeug ist nicht nur ein Blickfang, es lässt die Anwohner:innen der Sammelroute frühmorgens auch noch besser schlafen, weil es weniger Lärm macht. Zudem stösst es keine Abgase aus und hat im Stop-and-Go-Betrieb einen viel kleineren Energieverbrauch im Vergleich zu Diesel. Damit ist das Fahrzeug wesentlich klimafreundlicher. Die Vorteile haben sich in der Praxis bewährt, sodass ab Herbst 2023 ein weiteres E-Kehrichtfahrzeug zum Einsatz kommt. Und in den nächsten drei bis vier Jahren sollen sukzessive sechs weitere E-Sammelfahrzeuge in Betrieb genommen werden.

Toolbox Netto-Null für Gemeinden

Welche Grundlagen und Werkzeuge eignen sich, um die Gemeinde erfolgreich auf den Netto-Null-Pfad einzuspuren? Pusch hat die wichtigsten Grundlagen in einer Toolbox zusammengestellt. Das Kapitel «Fördergelder» befasst sich vertieft mit der Finanzierung von Klimaschutzmassnahmen und schafft eine Übersicht über die wichtigsten Förderprogramme.

Jährliche Förderbeiträge

Ein E-Sammelfahrzeug kostet rund 750'000 bis 850'000 Franken und damit fast doppelt so viel wie ein Diesel-Sammelfahrzeug (450'000 Franken). Berechnungen zeigen, dass sich die Investition nach zehn bis zwölf Jahren amortisiert haben sollte. Bis dahin ist der Einsatz mit hohen Investitionskosten verbunden. Finanzielle Unterstützung hat sich die Stadt Winterthur mit der Teilnahme am «Transportprogramm Fahrzeug- und Transporteffizienz», das von der Stiftung KliK finanziert wird, geholt. Winterthur hat entsprechend den CO₂-Reduktionen bisher pro Jahr 3'200 Franken Förderbeiträge erhalten. In den Jahren 2021 und 2022 hat das E-Sammelfahrzeug 12'400 Kilometer beziehungsweise 12'700 Kilometer zurückgelegt. Das entspricht einer CO₂-Reduktion von 24 Tonnen pro Jahr.

Transportprogramm

Das Transportprogramm Fahrzeug und Fahrteneffizienz, geführt von der Energie-Agentur der Wirtschaft EnaW, einer Partnerorganisation der Stiftung KliK, fördert Firmen beim Kauf eines elektrischen Nutzfahrzeugs ab 3,5 Tonnen. Ein durchschnittliches Sammelfahrzeug legt 25'000 Kilometer pro Jahr zurück. Damit kann eine Einsparung von rund 50 Tonnen CO₂ pro Jahr erzielt werden, was einer Förderung von etwa 6500 Franken pro Jahr entspricht.

Stiftung KliK

Die Stiftung KliK erfüllt die Kompensationspflicht ihrer Auftraggeber in der Schweiz seit 2013. Indem sie ausgereifte Technologien und innovative Ideen für den Klimaschutz unterstützt, leistet die Stiftung einen wesentlichen Beitrag zur Verkleinerung des ökologischen Fussabdrucks der Schweiz. Seit 2013 wurden mit der Unterstützung der Stiftung rund 13.6 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen eingespart.


Beitrag teilen

Artikel als PDF herunterladen

Über diesen Button wird das Druckmenü aufgerufen. Wählen Sie «Als PDF speichern», um den Beitrag als PDF herunterzuladen.