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Praxisbeispiel

Nachhaltigkeit im Sport: Swiss Olympic setzt auf E-Learnings für Sportvereine

Bettina Degen
Eine Frau absolviert am Tablett einen E-Learningkurs zu nachhaltiger Beschaffung und studiert dabei die abgebildeten farbigen Grafiken.

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9 Minuten Lesezeit

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Praxisbeispiel

Wie lässt sich die Leidenschaft für Sport mit dem Schutz der Umwelt verbinden? Swiss Olympic hat eine Antwort auf diese Frage gefunden. Mit drei E-Learning-Kursen motiviert der Dachverband des Schweizer Sports die Sportvereine, sich für eine gesunde Umwelt einzusetzen.

Über zwei Millionen aktive Sportler:innen sind in Schweizer Sportvereinen organisiert. Diese breite Basis bietet eine grosse Chance für den Umweltschutz. Swiss Olympic unterstützt nun die angeschlossenen Sportvereine auf diesem Weg. So wurden in Zusammenarbeit mit Pusch drei interaktive E-Learning-Kurse zum Thema Klima- und Umweltschutz im Sport entwickelt.

Dort ansetzen, wo Sport etwas bewirken kann

Wie und wo können Sportvereine in ihrer Tätigkeit das Klima und die Umwelt schützen? Diese Frage galt es als erstes zu klären. «Aus unserer Sicht haben alle Vereine in den Themen der Mobilität und der Beschaffung einen Hebel, etwas zu bewirken», erläutert Laure Nicodet, Fachspezialistin in Sportmanagement und Bildung bei Swiss Olympic. Gerade weil Nachhaltigkeitsthemen bei den Vereinen nicht zuoberst auf der «To Do»-Liste ständen, sei es wichtig, wirksame und vor allem relevante Kurse anzubieten. Und diese sollen Spass machen, unterstreicht die Bildungs-Expertin. Ausserdem war von Anfang an klar, dass der fachliche Input spielerisch, kompakt und sehr nah am Vereinsalltag vermittelt werden sollte. «Die kurzen E-Learnings ermöglichen es, dass die Ehrenamtlichen sich flexibel, zeit- und ortsunabhängig weiterbilden können.»

Laure Nicodet

«Wir wollen Vereine motivieren etwas zu verändern, deshalb zeigen wir ihnen die positiven Aspekte der Veränderungen auf.»

Laure Nicodet, Fachspezialistin in Sportmanagement und Bildung, Swiss Olympic

Mit Beispiel-Verein zu einem Aha-Erlebnis

Nähe schaffen und Komplexität reduzieren, wie kann das gelingen? «Wir integrieren in allen E-Learnings konkrete Beispiele aus dem Vereinsalltag, die andere Vereine zur Umsetzung inspirieren», erklärt Nicodet. Dabei werden nicht nur die positiven Aspekte der Veränderung aufgezeigt, sondern auch das damit einhergehende Potenzial für ein positives Image des Vereins, neue Mitglieder oder Sponsorengelder.

In den E-Learning-Einheiten der Swiss Olympic Academy treffen die Vereinsverantwortlichen auf den fiktiven Verein «SC Mellan». Dieser steht beispielhaft für einen typischen Schweizer Sportverein. Der SC Mellan kauft eine Vielzahl von Sportartikeln und Geräten ein, aber auch allerlei sonstige Produkte: vom Trikot bis zur Trophäe, vom Büromaterial bis zum Vereinsbus. Seine Teams reisen durch die ganze Schweiz von Wettkampf zu Wettkampf. Jedes Jahr führen sie im Sommer ein Grümpelturnier durch. Nun möchte der Verein in all diesen Bereichen nachhaltiger agieren.

Blick in ein Geräteraum eines Sportvereins: verschiedene Tennis-Schläger hängen in drei Reihen an der Wand, darunter eine Ablage mit Indiaka und eine Kiste voller gelber Federbälle

Neu kaufen oder reparieren lassen? Weitergeben oder Wegwerfen? Bild: Swiss Olympic

Gemeinsam mit dem SC Mellan gehen die E-Learning-Teilnehmenden der Frage nach, wie Nachhaltigkeit und Sport vereinbar sind. In nur 30 Minuten erhalten die Vereinsverantwortlichen neben einem Theorieteil auch Tipps, um Veranstaltungen und Trainings klima- und umweltfreundlicher zu gestalten. Die praktischen Ratschläge und Checklisten seien sofort anwendbar, so Nicodet.

3 x 30 Minuten für den Klima- und Umweltschutz

Die Swiss Olympic Academy bietet seit 2022 ein umfassendes Bildungsangebot an. Die Schulungen umfassen Lehrgänge, Events, Kurse, Webinare und E-Learnings – alle mit dem Ziel, die Schweizer Sportvereine und -verbände kontinuierlich zu stärken. Die Programme richten sich an ehrenamtliche und hauptamtliche Funktionsträger:innen in den Schweizer Sportvereinen sowie deren regionalen, kantonalen und nationalen Verbände.

Durch drei E-Learning-Kurse werden Vereinsvorstände zu Umweltschutz-Botschafter:innen und -Initiator:innen für ihre Vereine ausgebildet:

  • Mobilität clever gestalten

  • Clever beschaffen und nachhaltig entscheiden

  • Hitzealarm: Heisse Tipps für coole Vereine

Die Feedbacks zu den Inhalten seien bisher sehr gut, berichtet Nicodet. Nach nur zwei Monaten haben sich bislang 130 Vereine zur Schulung über nachhaltige Mobilität angemeldet – 82 davon mit erfolgreichem Abschluss. Beim Thema zu nachhaltiger Beschaffung loggten sich 91 Vereine ein, von denen 57 die Schulung abgeschlossen haben. In der dritten und neusten Schulung zum Klimaschutz klickten sich von 44 Vereinen 23 bis zum Test durch.

Kommunikation für das Klima: Unsere Tipps

Die richtige Kommunikation kann Wunder wirken, wenn es darum geht, Mitglieder oder Mitarbeitende für den Klima- und Umweltschutz zu motivieren.

  • Klare Botschaften: Erklären, warum Klima- und Umweltschutz wichtig ist und wie jede:r dazu beitragen kann.

  • Alltagsnah kommunizieren: In einfacher, verständlicher Sprache erklären. Grafiken oder Bilder helfen, den Sachverhalt zu verdeutlichen.

  • Fachpersonen einbeziehen: Unterstützung suchen und Fachwissen für Schulungen nutzen.

  • Tipps streuen: Praktische und einfache Ideen regelmässig in kompakter Form teilen.

  • Handlung erreichen: Interaktiv mittels Wettbewerben, Aktionen oder Abstimmungen begeistern.

  • Gute Beispiele: Anhand von Beispielen anderer zeigen, was machbar ist, und dadurch inspirieren.

  • Kostenersparnisse betonen: Langfristige Einsparungen trotz eventuell höherer Initialkosten aufzeigen.

Mit guten Beispielen voran

Die Wirkung der Online-Schulungen wird sich noch zeigen müssen. Laure Nicodet betont: «Die Messbarkeit ist schwierig – wir erfahren zwar von Einzelbeispielen, aber eine langfristige Veränderung in der Schweizer Sportwelt benötigt mehr Zeit. Die E-Learnings sind ein erster Schritt in die richtige Richtung.» Gute Beispiele zeigen sich aber bereits heute. Es sind genau diese, die andere motivieren und sichtbar machen, wie einfach nachhaltiges Handeln sein kann.

Beispiel Wettkampfpreise
Bei Volksläufen könnte es Medaillen beispielsweise nur noch auf ausdrücklichen Wunsch der Teilnehmer:innen geben. Oder die Gewinner:innen erhalten die Möglichkeit, anstelle eines Preises für nachhaltige Organisationen zu spenden – wie beim Grand Prix Bern.

Beispiel Sportbekleidung
Es braucht nicht für jedes Eventjahr eine eigene Trikot-Bedruckung. Wer auf neutrale Textildrucke setzt, kann die Shirts wiederverwenden. Bei der Änderung eines Sponsors, können alte Sponsorenlogos beispielsweise mit neuen überdruckt oder übernäht werden, um die Herstellung neuer Sportkleider zu vermeiden.

Beispiel Mobilität
Nach dem Abschluss des E-Learnings zur nachhaltigen Mobilität hat sich die Leiterin eines Eiskunstlauf-Trainingslagers mit der Gemeinde in Verbindung gesetzt, um eine nachhaltige und trotzdem sichere Mobilitätslösung für die Kinder im Lager zu finden. Ursprünglich hätte das Team mit dem Auto von der Eishalle zur Turnhalle fahren müssen. Dank der Kontaktaufnahme hat das Team eine andere Turnhalle für das Training erhalten, welche in Gehdistanz zur Eishalle liegt.

Swiss Olympic und Klimaschutz

Swiss Olympic unterstützt das Klimaziel der Schweiz. Der Verband hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu sein, und hat deshalb eine Klimastrategie verabschiedet, die in den kommenden Monaten publiziert wird. Die Strategie sieht Massnahmen vor, um die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und den Handlungsspielraum von Swiss Olympic bestmöglich zu nutzen, beispielsweise durch die Zusammenarbeit mit und die Sensibilisierung der Vereine. Ausserdem misst Swiss Olympic seit 2021 regelmässig die eigenen Treibhausgas-Emissionen.


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