Was soll aus unseren Matratzen werden?
Durchschnittlich alle zehn Jahre wechseln wir hierzulande unsere Matratze. Wir kaufen im Laden oder online eine neue und lassen die alte gleich entsorgen. So enden in der Schweiz jedes Jahr geschätzt eine Million Matratzen in der Verbrennung. Nachhaltig ist das nicht. Deshalb hat die Stiftung Pusch eine Brancheninitiative lanciert, um gemeinsam neue Wege zu gehen.
Ein Produkt wird dann nachhaltiger, wenn alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette zusammenkommen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Diese Überzeugung stand am Anfang der Initiative MAKE FURNITURE CIRCULAR (MFC). Pusch wollte nicht nur den Produktekreislauf von Möbeln, sondern auch jenen von Matratzen genauer unter die Lupe nehmen. Das war im Jahr 2019.
Heute, vier Jahre später, ist das Konzept der Kreislaufwirtschaft in aller Munde. Die Politik, allen voran die EU, schaffte mit dem «Green Deal» die politischen Rahmenbedingungen, damit Kreislaufwirtschaft zur neuen Normalität werden kann. Mittlerweile wird auch der Ruf nach mehr Verantwortung der Produzierenden lauter, sowohl seitens der Politik als auch der Kundschaft.
Brancheninitiative versus Alleingang
Bei der Matratzen-Branche stiess die Stiftung mit ihrer Initiative auf offene Ohren. Der Wille zu mehr Nachhaltigkeit ist bei den meisten Unternehmen vorhanden. Allerdings mangelt es oft an Nachhaltigkeits-Expertise, Geld und Marktmacht, um Nachhaltigkeitsstandards mehrheitsfähig zu machen. So versammelte Pusch Designer:innen, Lieferant:innen, Produzent:innen, Verkäufer:innen, aber auch Kund:innen und Recycler:innen an einem Tisch, um über Kreislaufwirtschaft im Matratzengeschäft zu diskutieren. Bereits nach dem Initialworkshop im Januar 2020 war klar, dass sich die Branche im Rahmen einer Allianz für Kreislaufwirtschaft starkmachen will. Und so wurde, nach diversen weiteren Arbeitstreffen, der Verein «Matratzen-Allianz» im September 2021 offiziell gegründet.
Gemeinsam an Bedeutung gewinnen
Der noch junge Verein fokussierte 2022 einerseits darauf, finanzielle Unterstützer:innen für die Umsetzung zu finden. Andererseits ging es darum, das Ziel – Matratzenrecycling für die Schweiz und Ecodesign von Matratzen voranzutreiben – innerhalb der Branche bekannt zu machen und weitere Mitstreiter:innen zu gewinnen. Heute sind 27 Mitglieder in der Allianz vereint und die Anzahl steigt stetig. Für die Unternehmen ist es wichtig, dass die Reihen geschlossen sind, damit möglichst viele Beteiligte am gleichen Strick ziehen.
Den Kreis schliessen
Wer sich beim Kauf einer Matratze schon einmal fachkundig hat beraten lassen, weiss, wie vielschichtig die Material-Zusammensetzung und entsprechend vielfältig auch die Verkaufsargumente sein können. Der komplexe Materialmix ist denn auch oft ein Problem für die Kreislaufwirtschaft. Weil erst am Ende des Produktlebenszyklus’ klar wird, dass sich der Kreis nicht schliessen lässt. Hier kommt das Ecodesign ins Spiel. Es orientiert sich an Nachhaltigkeitsprinzipien und sucht von Beginn weg nach dem effizientesten Ressourceneinsatz in Produkten. Material soll möglichst lange im Kreislauf gehalten und nicht, wie etwa bei Matratzen, vernichtet werden. Was braucht es also, um das Geschäft mit Matratzen nachhaltiger zu gestalten? Die Matratzen-Allianz hat sich für einen umfassenden Ansatz mit diversen Arbeitspaketen entschieden, um den Materialkreislauf von Matratzen möglichst zu schliessen:
Von Matratze zu Matratze
Kreislaufwirtschaftliche Lösungen beziehen möglichst alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten mit ein. Nur so lässt sich der Kreislaufwirtschaftsprozess gesamtheitlich erarbeiten und langfristig umsetzen. Die Matratzen-Allianz konzentriert sich in den nächsten Jahren ganz auf die Wirkungsfelder Matratzenrecycling und Ecodesign. Auf die Frage also, was aus der ausgedienten Matratze einmal wird, soll in einigen Jahren klar und deutlich die Antwort «eine Matratze natürlich!» folgen.