Winterthur will 100 Prozent elektrisch fahren
Elektroautos sind im Trend. Auch die Stadt Winterthur stellt ihre Fahrzeugflotte sukzessive um. Dabei setzt sie auf eine vorausschauende Planung und den frühzeitigen Austausch mit den betroffenen Mitarbeitenden.
Die Stadt Winterthur hat sich mit dem «Energie- und Klimakonzept 2050» ehrgeizige Ziele gesetzt. Klimaneutrale Mobilität ist eine zentrale Säule des umfangreichen Massnahmenplans zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen und zur Erreichung des Ziels von Netto-Null. So sollen alle städtischen Fahrzeuge bis zum Jahr 2028 fossilfrei betrieben werden. Bereits erfolgreich im Einsatz sind beispielsweise kleine Goupil-Kommunalfahrzeuge für Quartierstrassen und die Altstadt, Dienstfahrzeuge (PKW) sowie ein Kehrichtwagen.
Klares Anforderungsprofil
«Es gilt, das richtige Produkt für den richtigen Ort zu finden», betont Marco Hofmeister, Leiter Beschaffung, Infrastruktur und Sicherheit beim Tiefbauamt Winterthur. Die «STOP-Regel» habe ihm und seinem Team geholfen, ein spezifisches Anforderungsprofil für jedes Fahrzeug zu erstellen.
Am Anfang der Überlegungen gemäss der «STOP-Regel» steht die Frage nach der Substituierbarkeit: Gibt es einen adäquaten Ersatz zu einem fossil betriebenen Motor? In einem weiteren Schritt werden die technische Machbarkeit und Umsetzbarkeit geprüft. Nachdem sichergestellt wurde, dass genügend Anbieter am Markt vertreten sind, folgt das O: die Organisation. «Früher hat sich das Fahrzeug an die Organisation angepasst, jetzt ist es umgekehrt», so Hofmeister. In Winterthur stammen die Werkhöfe teils noch aus den 1940er-Jahren. Diese müssen modernisiert und an die neuen Technologien adaptiert werden. Hier sei vorausschauende Planung, Zusammenarbeit auf allen Ebenen und Know-how essenziell. Angesichts der vielen Aspekte rund um Lade- und Lastenmanagement, Kapazitäten am Standort und Infrastruktur haben Hofmeister und sein Team von Anfang an einen E-Mobilitäts-Berater beigezogen.
«Es gilt, das richtige Produkt für den richtigen Ort zu finden. Hierbei hilft die STOP-Regel.»
– Marco Hofmeister, Leiter Beschaffung, Infrastruktur und Sicherheit, Winterthur
Die STOP-Regel
Substitution: Gibt es einen adäquaten Ersatz zu fossil betriebenen Fahrzeugen in diesem bestimmten Fall?
Technisch: Ist das Vorhaben technisch umsetzbar? Gibt es genügend Anbieterinnen und Anbieter?
Organisatorisch: Wie muss die Organisation dem Fahrzeug angepasst werden?
Personell: Sind alle Beteiligten der Elektrotechnologie gegenüber sensibilisiert und bereit, diese zu adaptieren? Wie können die Beteiligten von der Technologie überzeugt werden?
Information, Sensibilisierung und letztlich der Wille zu Veränderungen sind zentrale Faktoren auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität. Hinter jedem Lenkrad sitzt ein Mensch, der die Maschine bedienen muss. Winterthur hat deshalb Schulungen und Einführungen in die Handhabung und Wartung in die Ausschreibungen mit aufgenommen.
Das P in der «STOP-Regel» steht für das Personal, die Fahrer:innen sowie Mitarbeitenden in den Werkstätten, die vom Produkt und der Technologie überzeugt sein müssen. Dass die Mitarbeitenden beispielsweise die Goupils vor dem Kauf ausprobieren konnten, habe geholfen, die Akzeptanz zu steigern. Gleichzeitig konnten so mangelnde Erfahrungen ausgeglichen und das Anforderungsprofil an die Fahrzeuge geschärft werden.
Vertiefung
Details und Hintergrundinformationen zu den Nachhaltigkeitsaspekten, der Ausschreibung und den Ergebnissen der Fahrzeug-Beschaffung in Winterthur:
Titelbild: Marco Hofmeister