16.12.2016

Ein Netz für die Natur

Thema Umwelt «4/2016»

Biodiversität ist auf genügend Raum angewiesen. Doch die Natur kommt in der Schweiz oft zu kurz. Siedlungen und Strassen zerschneiden Lebensräume. Ein Paradigmenwechsel vom «Restflächennaturschutz» zur grossräumigen Planung und Vernetzung ist angesagt. Gemeinden spielen dabei eine grosse Rolle.

Der Zustand der Biodiversität in der Schweiz ist kritisch. Dasselbe gilt für die Struktur- und Lebensraumvielfalt. Die Schweiz verfügt zwar über wertvolle Natur-Hot-Spots, doch sind diese als Folge des Siedlungs-, Strassen- und Schienenbaus und der intensiven Nutzung der Grünflächen ungenügend miteinander vernetzt. Barrierefreie Achsen, die den Austausch zwischen intakten Lebensräumen unterstützen, sind für gesunde Populationen und die Vielfalt der Arten aber unerlässlich. Eine funktionierende ökologische Infrastruktur stellt diesen Austausch sicher. Nicht nur in wertvollen Biotopen, sondern auch auf Kulturland, im Siedlungsgebiet und entlang von Verkehrsachsen und Gewässern. 

Aktuell wird Naturschutz gerade in der Landwirtschaft oft als Restflächenpolitik betrieben. Die Natur wird dort geschützt, wo man mit Raum und Boden nichts «Produktiveres» anzufangen weiss. Darunter leidet die Qualität, was sich in der grossen Anzahl gefährdeter Arten widerspiegelt. Ein Paradigmenwechsel ist dringend angezeigt. Ohne grossflächige Planung ist eine schweizweite ökologische Infrastruktur nicht möglich. Ziel muss sein, dem Naturschutz denselben Stellenwert in der Planung einzuräumen, wie ihn Siedlungen, Industriegebiete, Freizeitanlagen, Verkehr, Versorgung und Entsorgung heute ganz selbstverständlich besitzen.  

Jede Gemeinde muss zur Sicherung der ökologischen Infrastruktur beitragen. Mit der Berücksichtigung von Vernetzungsanliegen in Sach-, Richt- und Nutzungsplänen können Gemeinden und Kantone einen wichtigen Beitrag zu deren Auf-und Ausbau leisten. Der Königsweg liegt in der überkommunalen Zusammenarbeit. Schliessen sich Gemeinden zusammen, um in der gesamten Region die ökologische Infrastruktur aufzuwerten, lässt sich treffender auf die Bedürfnisse der Arten eingehen. 

An guten Beispielen mangelt es nicht: Die zwölf Gemeinden der Region Pfannenstiel setzen sich schon seit 1998 nicht nur für die Vernetzung ihres Gebiets, sondern mit Fokus auf Projekte im Landwirtschafts- und Siedlungsgebiet auch für die Vernetzung aller Beteiligten ein. Basel-Stadt stellt mit einem Biotopverbundkonzept sicher, dass die wichtigen grünen Achsen im Stadtgebiet wieder barrierefrei werden, und die Agglomerations-Gemeinden der Stadt Bern haben die Aufwertung der Erholungsräume rund um ihr Siedlungsgebiet mit dem «Grünen Band» behördenverbindlich festgelegt. 

Wer glaubt, dass so viel Einsatz für nächtliche Ausflüge von Igel und Waldkauz übertrieben sei, unterschätzt den Wert eines funktionierenden Ökosystems. Da dieser nur schwer zu beziffern ist, wird ihm oft nicht der gebührende Respekt entgegengebracht. Die Gleichung ist aber simpel: Biodiversität sorgt für ein stabiles Ökosystem und davon hängen nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch die Menschen ab. Ausserdem fördert vielfältige Natur den ästhetischen Wert der Landschaft, die Standortattraktivität und damit die touristische und wirtschaftliche Qualität der Region. Ein grüner Naherholungsraum sorgt für Heimatgefühle und stärkt die Verankerung der Bevölkerung in der Gemeinde. 

Die aktuelle Ausgabe von «Thema Umwelt» macht deutlich, warum die Natur nicht ohne Vernetzung auskommt und wie sich eine ökologische Infrastruktur schweizweit umsetzen lässt. Konkrete Beispiele zeigen, wie sich Gemeinden, Kantone und Regionen engagieren, um auf ihrem Gebiet der Natur Raum und Vernetzung zu sichern.  

«Thema Umwelt» 4/2016 kann für CHF 15.– plus Versandkosten bezogen werden bei Pusch, Hottingerstrasse 4, Postfach 211, 8024 Zürich, 044 267 44 11, mail@pusch.ch, www.pusch.ch/themaumwelt. Das Jahresabonnement (4 Ausgaben) kostet CHF 50.–.

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