15.12.2014

Interessenkonflikte zwischen Schützen und Nutzen

Sowohl der Schutz bedeutender Naturlandschaften und Baudenkmäler wie auch die Nutzung von erneuerbaren Energien sind öffentliche Interessen, die sich in der Praxis in die Quere kommen können. Es braucht eine differenzierte Diskussion darüber, wo die Nutzung sinnvoll ist und wo der Schutz Vorrang hat. Den Natur- und Heimatschutz zu schmälern, ist der falsche Weg.

Der schrittweise Ausstieg aus der Atomenergie erfordert den Zubau von rund 24 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren Quellen. Um diesen Strom zu produzieren, braucht es eine Vielzahl neuer Wasserkraft-, Wind- und Solaranlagen. Die Verteilung und Zwischenspeicherung des erneuerbaren Stroms macht zudem einen Ausbau der Stromnetze und Speicherkapazitäten notwendig. Das alles braucht Raum.

Diese Ausgangslage wird von verschiedenen Seiten genutzt, um den Natur- und Heimatschutz zu schwächen. Doch die schützenswerten Naturlandschaften und Kulturgüter von nationaler Bedeutung sind für die Energiewende nicht relevant. Das Potenzial für den Zubau von Photovoltaik, Wind- und Kleinkraftwerken beträgt ausserhalb der Schutzgebiete gut 26 Terawattstunden – und damit mehr, als wir für die Energiewende brauchen. Das weitaus grösste Potenzial weist die Photovoltaik auf gut besonnten Dachflächen aus. Gemäss Bundesamt für Energie beträgt dieses ausserhalb von Schutzobjekten 11,6 Terawattstunden. Dieses Potenzial liesse sich mit raumplanerischen Massnahmen verdoppeln, ohne den Natur- und Heimatschutz zu bedrängen. Beispielsweise mit Zonen, in welchen die Nutzung erneuerbarer Energien Pflicht ist. Auch das Potenzial der Windkraft lässt sich ausserhalb der Schutzgebiete nutzen, wie die Richtplanungen der Kantone Neuenburg und Solothurn zeigen. Zurückhaltung ist hingegen bei der Kleinwasserkraft angebracht: Der geringe Ertrag stünde in keinem Verhältnis zur erheblichen Beeinträchtigung der letzten  intakten Gewässer.

Die aktuelle Ausgabe von «Thema Umwelt» gibt einen Überblick über die aktuellen Diskussionen im Zielkonflikt von Natur- und Heimatschutz und Energiewende. Sie zeigt, wie Kantone und Gemeinden mit verbindlichen Planungsgrundlagen, die mit allen Anspruchsgruppen ausgehandelt wurden, die Energiewende ohne Demontage des Natur- und Heimatschutzes vorantreiben können.

 

«Thema Umwelt» 4/2014 kann für CHF 15.– plus Porto bezogen werden bei Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, Postfach 211, 8024 Zürich, 044 267 44 11, mail[at]pusch.ch, www.pusch.ch/themaumwelt. Das Jahresabonnement (4 Ausgaben) kostet CHF 50.–.