Gemeinde
Biodiversität
Praxisbeispiel

Flächenrecycling für die Biodiversität

Priska Messmer
Daniel Gutzwiller
Ein Bagger baut an der Naturoase in Wohlen.

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4 Minuten Lesezeit

Biodiversität

Praxisbeispiel

Die Gemeinde Wohlen nutzt Flächenrecycling zur Schaffung einer Naturoase. Neuer Lebensraum bietet Potenzial für die Biodiversität. 

Raum ist in Gemeinden und Städten oft ein knappes Gut. Die erste Hürde zur Schaffung naturnaher Lebensräume im Siedlungsgebiet ist deshalb oft, eine geeignete Fläche zu finden. Doch muss es nicht immer eine neue Fläche sein. Bestehende Grünflächen im öffentlichen Raum können oft naturnaher gestaltet werden. Bisher bebaute, versiegelte oder anderweitig intensiv genutzte Flächen umzunutzen, ist oft sehr viel schwieriger. In der Gemeinde Wohlen ist genau dies gelungen.

Karger Kies und blühende Vielfalt

Roger Isler, Leiter der Abteilung Umwelt und Energie der Gemeinde Wohlen, fand in einer nicht mehr genutzten Sportanlage eine Fläche mit Potenzial für die Biodiversität. Beim Schulzentrum Junkholz hat der Werkhof 2020 eine 400 Meter lange Laufbahn abgebrochen. Weil der Kieskoffer, die tragende Schicht unter der Laufbahn, nicht verschmutzt war, konnte er für die Umwandlung der Fläche in eine Naturoase genutzt werden.

Die erste Aufwertungsetappe hat der Werkhof im Dezember 2021 umgesetzt. Mitarbeitende des Werkhofs gestalteten die Kiesflächen mit einem Bagger um und erweiterten sie zu einem sogenannten Ruderalstandort – ein wertvoller Lebensraum. Die kiesige, nährstoffarme Fläche bietet verschiedensten Pionierpflanzen eine Möglichkeit, sich anzusiedeln. Zusammen mit diesem Bewuchs siedeln sich auch die Insekten und Tiere an, welche auf den Lebensraum spezialisiert sind.

Ergänzend zur spontan aufkommenden Vegetation wird der Werkhof eine passende Initialbepflanzung durchführen. Sie sorgt dafür, dass sich weitere lebensraumtypische Stauden etablieren. Neben den Kiesflächen wird der Werkhof eintönige Rasenflächen abtragen, in Magerwiesen umwandeln. Die so entstehende blühende Vielfalt wird die Ruderalflächen optimal ergänzen.

Vorhandene Ressourcen nutzen

Wenn vorhandene Potenziale wie der Kieskoffer in Wohlen direkt vor Ort genutzt werden können, ist das besonders wertvoll. Es spart Ressourcen und das Abführen von Material wird überflüssig.

In Wohlen bekam so auch ein Bestand von Eschen, welche in schlechtem Zustand waren und gefällt werden mussten, ein zweites Dasein. Sie ergänzen die Naturoase um eine wertvolle Totholzstruktur. Zwei solcher Eschen, die üppig mit Efeu bewachsen sind, werden als vertikales Totholz stehend erhalten bleiben. Ihre Kronen werden so weit zurückgeschnitten, dass sie keine Gefahr durch Fallholz mehr darstellen. Als drittes Totholzelement wird der Werkhof Wurzelstöcke auf der Fläche platziert.

Die gefällten Bäume wird der Werkhof durch verschiedene, teils seltene einheimische Arten ersetzen. Am Rand des Areals wird zudem eine bestehende Hecke aufgewertet und mit über 20 heimischen Straucharten wie Kreuz- und Weissdorn, Hartriegel, Heckenrose, Schneeball, Pfaffenhütchen, Holunder oder Hasel ergänzt. Ihr auslaufender Krautsaum wird, als höchstens einmal jährlich gemähte Dauerwiese, einen fliessenden Übergang zu den Wiesen und Ruderalflächen bilden. Weitere Elemente wie Steinhaufen, kleine Findlinge, Ast- und Sandhaufen runden das Angebot an Lebensräumen ab.

Ein Experimentierfeld für Neugierige

Die Nähe zur Schule bietet eine weitere Chance. In Zukunft können die Klassen diese Naturflächen erleben und in Projektarbeiten ergänzen zum Beispiel mit einer Eidechsenburg oder vergleichbaren Kleinstrukturen.

Titelbild: Roger Isler


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