Gemeinde Schule
Biodiversität
Praxisbeispiel

Gemeinsam im Einsatz für die Siedlungsnatur

Priska Messmer
Daniel Gutzwiller
Ein Kind bohrt Löcher für Wildbienen in ein Insektenhotel.

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4 Minuten Lesezeit

Biodiversität

Praxisbeispiel

Knonau setzt sich für die Artenvielfalt ein – und wird dabei neuerdings von engagierten Schüler:innen unterstützt. Dank verschiedenen Aufwertungen finden Wildbiene, Fledermaus und Co. nun wieder vermehrt Nahrung und Unterschlupf und die Knonauer:innen freuen sich über mehr Natur im Dorf. 

Knonau (ZH) will dem Rückgang der Artenvielfalt entgegenwirken. Schon 2007 hat die Zürcher Gemeinde deshalb ein landwirtschaftliches Entwicklungskonzept (LEK) erarbeitet. In der ersten Phase standen die Themen Natur und Landschaft ausserhalb des Siedlungsraums im Vordergrund. 2009 wurde das erste Vernetzungsprojekt gestartet, das bis heute läuft und von der LEK-Kommission begleitet wird. Ziel der Vernetzungsprojekte ist es, die Qualität der Biodiversitätsförderflächen innerhalb der Landwirtschaft zu verbessern und zu fördern. 

Siedlungsraum für Mensch und Natur 

Siedlungen sind nicht nur eine Gefahr für die Biodiversität, sie können auch zur Chance werden. Denn Siedlungen können Lebensraum für verschiedenste Arten bieten. In Knonau rückte deshalb in den letzten Jahren der Siedlungsraum immer mehr in den Fokus des Engagements für die Biodiversität. 2019 wurde die Chamstrasse saniert und verkehrstechnisch beruhigt. Im Rahmen der Bauarbeiten wertete die Gemeinde rund um das Gelände der Knonauer Dorfstrasse 700 Quadratmeter Fläche für die Natur auf. Sie pflanzte zahlreiche einheimische Bäume und Sträucher und legte auf dem Wattplatz eine Ruderalfläche mit Sitzgelegenheiten an, die zum Verweilen einladen. Auch der Gfängbach wurde renaturiert und ist praktisch nicht mehr wiederzuerkennen. Verschiedenartige Strukturen im und am Bach sorgen gemeinsam mit einheimischen Heckensträuchern, die das Bachufer säumen, für vielfältige Lebensräume. 

Das Gemeinde-Projekt wurde eng begleitet durch die kantonalen Ämter für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) und für Landschaft und Natur (ALN) sowie durch Biodiversitätspionier und Landschaftsgärtner Hanspeter Hediger, der mit Gebiet und Thema sehr gut vertraut ist. 

Noch mehr Flächen für die Natur 

Diesen Frühling doppelte die Gemeinde nach und wertete im Rahmen des Projekts «Naturoasen – jetzt!» von Pusch weitere 1000 Quadratmeter Fläche ökologisch auf, unter anderem rund um die Knonauer Schule. Am Dorfbrunnen und auf dem Schulareal säte die Gemeinde mehrere artenreiche Wildblumenwiesen an. Auf dem Wattplatz wurde zusätzlich ein grosszügiges Wildbienenhotel angelegt, das nicht nur Unterschlupf für Bienen, sondern auch für viele andere Insekten, Nagetiere, Fledermäuse und Amphibien aus dem benachbarten Wattbach bietet. Ausserdem wurde ein bestehendes Biotop auf dem Schulhausplatz instandgesetzt. 

Gemeinsames Engagement 

In Knonau gehen Gemeinde- und Schulengagement Hand in Hand. Im Rahmen einer Projektwoche haben Schüler:innen an drei Vormittagen kräftig mit angepackt bei den Aufwertungsarbeiten. Steine wurden unter der Anleitung von Schulsozialarbeiter:innen aus dem Biotop geräumt, neue Strukturen angelegt und zahlreiche Löcher in das Wildbienenhotel auf dem Wattplatz gebohrt. Landschaftsgärtner Hediger unterstützte gemeinsam mit Feldornithologe Michel d’Hollosy aus der LEK-Kommission fachlich und begleitete die Arbeiten. Als Abschluss und Höhepunkt wurde am 15. Mai 2021 ein Birnbaum der Sorte Amlisberger auf dem Schulareal gepflanzt – eine alte Knonauer Art, die vom Aussterben bedroht ist. Die Initiative zur Aufwertung des Schulareals kam vonseiten der Schülerschaft. Die Plätze für die Mithilfe waren sogar so begehrt, dass sie ausgelost werden mussten.  

Wildes Knonau als Vorbild 

Gemeinderat Nathanaël Wenger freut sich über das Engagement der Schule und hofft auf Verständnis der Bevölkerung, wenn die Natur im öffentlichen Raum sichtbarer wird: «Es braucht Geduld, bis sich eine Naturwiese entwickeln kann, und wir möchten bewusst mehr Wildheit zulassen, um dem Verlust der Biodiversität entgegenzuwirken.» Mit dieser landschaftlichen Aufwertung leiste die Gemeinde Knonau einen Beitrag für die Biodiversität und hoffe, dass sich auch andere Gemeinden davon inspirieren lassen. 


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