Gemeinde
Klima und Energie
Praxisbeispiel

Malans: Klimastrategie mit Vision

Susanne Rutz
Nadine Siegle
Blick von oben auf das Dorf Malans, im Zentrum des Bildes steht ein dreistöckiges Haus mit einem Flachdach-Anbau, auf dem eine Photovoltaik-Anlage installiert wurde.

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5 Minuten Lesezeit

Klima und Energie

Praxisbeispiel

Malans (GR) hat seit 2023 eine Klima- und Energiestrategie. Auch wenn andere das Geld für die Strategie lieber direkt in Energieprojekte investiert hätten, ist Gemeinderätin Barbara Meier überzeugt: Die Strategie legitimiert den Klimaschutz und hilft, den roten Faden nicht zu verlieren.

Die Bündner Gemeinde Malans will ein Vorbild sein – ein Vorbild im Klimaschutz. Dafür hat sie im Jahr 2022 eine Klima- und Energiestrategie erarbeitet. Die Strategie definiert die Klimaziele der Gemeinde und ist heute die Grundlage für Klimaschutzmassnahmen aller Art. Die Ziele, die Malans in der Strategie festhält, sind ehrgeizig:

  • Grundsatz: Die Gemeinde wird zum Klima-Vorbild.

  • Netto-Null bis 2040: Malans will die Treibhausgas-Emissionen auf dem Gemeindegebiet bereits bis 2040 auf netto null senken.

  • Netto-Null bis 2030: Die Gemeindeverwaltung soll das Netto-Null-Ziel bereits 2030 erreichen (siehe Box).

Barbara Meier, Gemeinderätin von Malans betont: «Die Vision war uns wichtig. Wir wollen ein Vorbild sein.» Daraus leitete die Gemeinde für die Strategie weitere Unterziele und konkrete Massnahmen ab.

Malans und das Netto-Null-Ziel

Die Gemeinde Malans liegt in der Region Landquart im Bündnerland und zählt rund 2500 Einwohner:innen. Die Gemeinde trägt seit 2013 das Energiestadt-Label und hat seit 2023 eine Klima- und Energiestrategie. Das Ortsbild ist geprägt von Einfamilienhäusern; im Dorfkern finden sich vorwiegend alte Häuser und Ställe. Viele Gebäude stehen unter Denkmalschutz. 

Malans hat sich vorgenommen, als Vorbild voranzugehen und die Treibhausgas-Emissionen der Gemeindeverwaltung bereits bis 2030 auf netto null zu senken. Dafür setzt sie unter anderem auf:

  • Elektrofahrzeuge

  • elektrisch betriebene Geräte

  • erneuerbare Heizsysteme in allen Gemeindegebäuden

  • Photovoltaik-Anlagen

  • energetische Sanierungen (Gebäudehüllen)

Wie ist die Strategie entstanden?

Der Anstoss für die Klima- und Energiestrategie kam aus der Energiestadtkommission, der Barbara Meier vorsitzt: Als 2021 die Rezertifizierung des Energiestadt-Labels anstand, prüfte die Kommission weitere Massnahmen für die Gemeinde. «Wir waren zu dem Zeitpunkt schon eine Weile Energiestadt und hatten schon einiges im Energiebereich umgesetzt. Die low hanging fruits, wie zum Beispiel der Umstieg auf LED-Beleuchtung, hatten wir bereits ausgeschöpft», erinnert sich Meier. So sei der Entscheid für eine Klimastrategie gefallen, um das Thema noch systematischer anzupacken. «Wir wollten die Ist-Situation der Gemeinde genauer analysieren, um daraus in Zukunft Massnahmen ableiten zu können.»

Barbara Meier

«Neben der Zustimmung des Gemeinderats war auch die Rückendeckung der Bevölkerung wichtig.»

Barbara Meier, Gemeinderätin in Malans

Partizipation: Workshop zur Klimastrategie

Die Involvierten waren sich einig: Malans brauchte für diesen Prozess externe Begleitung durch ein Beratungsbüro. «Nachdem wir eine Offerte eingeholt hatten, brachte ich das Vorhaben und das benötigte Budget in den Gemeinderat.» Wichtig sei aber neben der Zustimmung des Gemeinderats auch die Rückendeckung der Bevölkerung gewesen, betont Meier.

Die Verantwortlichen erarbeiteten einen ersten Entwurf der Strategie und der wichtigsten Massnahmen und holten dazu die Meinung der Malanser:innen ein. «Die Vorarbeit war sehr wichtig. Wir kommunizierten schon von Anfang an regelmässig in der Gemeindezeitung über das Vorhaben.» In einem Workshop konnte die Bevölkerung anschliessend Ideen einbringen und Bedenken äussern. «Gewisse Inputs haben wir aufgenommen. Bei anderen konnten wir im Gespräch aufzeigen, weshalb wir diese nicht berücksichtigen können», so Meier.

Was hat die Strategie gekostet?

Schliesslich legte die Energiestadt-Kommission das Projekt der Gemeindeversammlung vor, die dem ganzen Paket im Umfang von 130'000 Franken zustimmte. «Bei einem solchen Betrag war es umso wichtiger, dass die Einwohner:innen dahinterstehen», betont Meier. Die Kosten setzten sich wie folgt zusammen:

  • Erarbeitung der Strategie: 30'000 Franken

  • Mehrjährige externe Begleitung (2022 bis 2025): 100'000 Franken

Erfolgsfaktor: Detaillierte Daten

Als die Verantwortlichen mit der Erarbeitung der Klima- und Energiestrategie starteten, konnten sie auf ausführliche Energiedaten zurückgreifen. Diese wurden bereits seit mehreren Jahren im Rahmen des Energiestadt-Monitorings erfasst. «Für eine Energiestrategie ist es wichtig, eine saubere Energiebilanz zu machen», betont Gemeinderätin Meier. Eine gute Datengrundlage spare nicht nur Kosten und Zeit in der Strategieerarbeitung. Sie helfe auch dabei, die wichtigsten Hebel schnell ausfindig zu machen und konkretere Massnahmen zu definieren.

Aber: Energiedaten können auch ungemütlich sein. «Die ausgewerteten Daten bringen unschöne Themen ans Licht. Wir mussten zum Beispiel feststellen, dass wir sehr wenig erneuerbare Energien und entsprechend einen hohen Anteil an fossilen Energieträgern haben.» Über die nötigen Massnahmen seien sie sich, basierend auf den vorhandenen Daten, deshalb schnell einig gewesen. Diese umfassten zum Beispiel:

  • Ausbau der Photovoltaik auf gemeindeeigenen Gebäuden

  • Elektromobilität für den Werkhof

  • energetische Sanierung der Gemeindegebäude

Strategie als Orientierungshilfe

Die Malanser Klima- und Energiestrategie soll in den nächsten Jahren als Instrument dienen, um Klimaschutzmassnahmen daraus abzuleiten und anzupacken – als Legitimation und Wegweiser zugleich. «So ein umfangreiches Papier soll schliesslich nicht einfach in der Schublade verschwinden.»

Top 3 Tipps aus Malans

  1. Professionelle Unterstützung beiziehen, aber die Zügel in der Hand behalten.

  2. Energiedaten erfassen und die Grundlagen schaffen und kennen, die später Entscheidungen und Massnahmen vereinfachen.

  3. Nicht zu viele Massnahmen auf einmal umsetzen. Bei den wichtigsten Hebeln anfangen und die Projekte, die an der Reihe sind, gut umsetzen und dranbleiben.

Für Meier ist klar, dass sich der Aufwand für eine Strategie lohnt, auch wenn andere das Geld für die Erarbeitung der Strategie lieber direkt in konkrete Massnahmen investiert hätten. Denn:

Die Klima- und Energiestrategie hilft bei der Argumentation für künftige Projekte, sowohl in politischen Prozessen als auch gegenüber der Bevölkerung.

«Und sollten wir einmal den roten Faden verlieren, können wir uns wieder auf die Strategie berufen und uns an ihr orientieren. Welche Hebel hatten wir damals als die wichtigsten eruiert? Worauf wollten wir den Fokus legen?» Schliesslich sei das Ziel, nicht wahllos irgendwelche Massnahmen umzusetzen, sondern mit einem gewissen Plan dort anzusetzen, wo Bedarf und Wirkung möglichst gross seien.

Eins nach dem anderen

Nichtsdestotrotz zeigt die Erfahrung nach einem Jahr: «Langsam, aber stetig» muss die Devise lauten. Barbara Meier erklärt: «Wir dürfen nicht zu viel auf einmal wollen.» Die zeitlichen und finanziellen Ressourcen der Gemeinde sind begrenzt. «Man sollte das Budget nicht mit Themen dieser Art überladen. Wir müssen wohldosiert vorgehen, sonst riskieren wir am Ende noch eine Gegenbewegung.»

Mit etwa zwei bis vier Projekten pro Jahr, die sich aus der Strategie ableiten lassen, ist Meier zufrieden. Das können kleinere Projekte, wie zum Beispiel der neue Mobility-Standort, sein. Oder auch komplexere Themen wie ein Solarprojekt mit den Einwohner:innen, das gerade in Abklärung ist.

Hilfsmittel und gute Beispiele

Welche Grundlagen und Werkzeuge eignen sich, um eine Gemeinde erfolgreich auf den Pfad Netto-Null einzuspuren? Pusch hat die wichtigsten Grundlagen, Argumente und Praxisbeispiele in einem Werkzeugkasten zusammengestellt.

Der «Wegweiser Klimastrategie für Gemeinden» des Bundesamts für Umwelt (BAFU) zeigt Schritt für Schritt auf, wie eine Gemeinde das Klimaziel Netto-Null erreichen und auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren kann. Der Wegweiser richtet sich an kleine und mittlere Gemeinden und erleichtert ihnen das Erarbeiten einer systematischen Klimastrategie.

Und wo stehen andere Gemeinden? Gute Beispiele aus der Praxis finden Sie in unserer Praxiskarte oder direkt in diesen Artikeln:

Titelbild: Gemeinde Malans


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