Gemeinde
Klima und Energie
Praxisbeispiel

Nachhaltige Mobilität ins Rollen bringen

Martina Zoller
Ein Cargovelo mit Holzladefläche vor dem Lenkrad steht neben einem Baum parkiert in einem Industriequartier

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3 Minuten Lesezeit

Klima und Energie

Praxisbeispiel

Die beiden Städte Aarau (AG) und Wil (SG) wollen ihre Mobilität nachhaltiger gestalten. Sie testen deshalb während fünf Jahren neue Ideen und Ansätze. Unterstützt werden sie vom Programm «Modelle nachhaltige Mobilität (MONAMO)». Dafür können interessierte Gemeinden aktuell wieder neue Projekte einreichen. Den Gewinnerinnen winken Fördergelder von bis zu 550'000 Franken.

Aarau setzt auf das Prinzip des Teilens. Die Stadt ist überzeugt: Um den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren und Energie zu sparen, müssen Verkehrsmittel, Güter, Zeit und Räume geteilt werden. 2019 hat die Stadt deshalb ein Projekt beim Programm «Modelle nachhaltige Mobilität (MONAMO)» von EnergieSchweiz für Gemeinden eingereicht und dafür den Zuschlag erhalten.

Daraus ist unter anderem ein Veloverleihsystem entstanden: 130 Velos, davon die Hälfte E-Bikes, stehen an 18 Stationen über das ganze Stadtgebiet verteilt zur Verfügung. Das Verleihsystem betreibt die Stadt in Zusammenarbeit mit privaten Standortpartner:innen. Dank dieser lokalen Verankerung ist das Sharing-Angebot breit abgestützt und kann auf einfache Weise Teil der Mobilitätsketten in Aarau werden. Mit diesem Angebot für die «erste und letzte Meile» präsentiert sich Aarau als nachhaltiger und attraktiver Wohn- und Arbeitsort.

Die öffentlichen Räume gehören allen

Zum Prinzip des Teilens gehört für Aarau auch das Teilen öffentlicher Räume. Dafür stellt die Stadt ihrer Bevölkerung ein Kit für Strassenfeste zur Verfügung. Zum Paket gehört Ausleihmobiliar, das vom Werkhof geliefert und abgeholt wird – Bewilligung inklusive.

Für Familien und Quartierbewohner:innen bietet Aarau Spielstrassen an: Zu gewissen Zeiten werden in Quartieren immer wieder andere Strassenabschnitte gesperrt und bewusst den Kindern und Jugendlichen überlassen. Mit beiden Projekten möchte die Stadt attraktiver werden, öffentliche Räume beleben und Menschen dazu motivieren, ihre Freizeit vermehrt im eigenen Quartier zu verbringen.

Eine Frau mit rotbraunen Locken belädt ein Lastenvelo mit einer Harasse aus Holz

Das Programm «Modelle nachhaltige Mobilität (MONAMO)» unterstützt Gemeinden und Regionen, die ihre Mobilität nachhaltiger gestalten möchten. Bild: EnergieSchweiz für Gemeinden

Versuchslabor mit 20 Ideen

Auch die Stadt Wil (SG) erprobt seit 2019 im Rahmen des MONAMO-Programms neue Mobilitätsprojekte. Stefan Grötzinger, der damalige städtische Energiebeauftragte, sprudelt geradezu vor Ideen. Die Stadt betrachtet sich als Versuchslabor und testet nicht weniger als 20 Ansätze für nachhaltige Mobilität, welche in einem partizipativen Prozess von der Bevölkerung ausgewählt wurden (siehe auch Artikel «Wil wird zum Mobilitätslabor»). Ein Angebot, das unter anderem daraus entstanden ist: der On-Demand-Abendbus «SALÜ», der per App gebucht werden kann und Fahrgäste abends zwischen über 70 virtuellen Haltestellen hin und her transportiert.

Die Stadt Wil sieht sich mit ihrer breiten Ideenvielfalt als Vorreiterin und Wegbereiterin. Die Stadt probiert mutig aus, sammelt Erfahrungen und teilt diese. «Die Fachstelle Energie der Stadt Wil tauscht gerne ihre Erfahrungen mit anderen Gemeinden aus und freut sich, von anderen guten Beispielen zu profitieren», sagt Stefan Grötzinger. Gemeinden, welche die nachhaltige Mobilität ins Rollen bringen wollen, rät er: «Einfach machen. Klein anfangen. Dann skalieren. Chancen und Synergien erkennen. Und: mutig sein.»

Projekte einreichen

2024 läuft die nächste Ausschreibungsphase für das Programm MONAMO. Noch bis zum 31. Oktober 2024 können Gemeinden und Regionen mit maximal 50'000 Einwohner:innen ihre Projekte einreichen. Dabei soll Mobilität breit gedacht werden – mit Fokus auf Prozesse, Kommunikation und Partizipation. Zudem sollen neue Ansätze in der Praxis getestet werden. Die Gewinnerinnen werden von EnergieSchweiz für Gemeinden bis zu sechs Jahre lang beratend und finanziell mit bis zu 550'000 Franken und maximal 40 Prozent der Gesamtkosten unterstützt.

Informationen zum Programm MONAMO und Ausschreibungsunterlagen: MONAMO – Modelle nachhaltige Mobilität

Für Fragen zur Ausschreibung findet am 10. September 2024 von 14 bis 15 Uhr ein MONAMO-Webinar statt.

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