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Beschaffung
Praxisbeispiel

Nachhaltige Beschaffung: Opfikons Richtlinie mit Spielraum

Eva-Maria Bauder
Bahnhofansicht Opfikon mit Gemeinde- und Schweizer Flagge

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4 Minuten Lesezeit

Beschaffung

Praxisbeispiel

In der Stadt Opfikon soll die Nachhaltigkeit bei der Auswahl der Güter und Dienstleistungen mehr Gewicht erhalten. Dabei setzt Opfikon bewusst auf Gestaltungsspielraum anstelle von zu engen Vorgaben, beispielsweise durch eine strukturiertere und standardisierte Beschaffung.

Die zwischen Zürich-Oerlikon und Kloten liegende Stadt Opfikon hat rund 22'100 Einwohner:innen und besteht aus vier Stadtteilen. Sie verfügt über eine eigene Polizei und Feuerwehr, 25 Schulgebäude, eine Stadtbibliothek, ein Freizeitbad, ein Alterszentrum sowie diverse weitere städtische Liegenschaften. Dazu gehören der Friedhof und der Werkhof sowie Naherholungsgebiete wie etwa der Glattpark oder das Ufer der Glatt, die sich durch die ganze Stadt schlängelt.

Vom Energiestadt-Engagement zur Beschaffungsrichtlinie

Seit 1998 trägt Opfikon das Zertifikat Energiestadt und ist seit 2023 zum 7. Mal rezertifiziert. Im Rahmen des Energiestadt-Massnahmenkatalogs 2018-2022 hat die Stadt Opfikon beschlossen, eine Beschaffungsrichtlinie zu erstellen, um die nachhaltige Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen zu fördern. Zeitlich passend, denn 2021 ist auch das totalrevidierte Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) in Kraft getreten (siehe Artikel «Nachhaltige Beschaffung: Wo stehen die Gemeinden?»). Zur Erarbeitung der Beschaffungsrichtlinie hat Opfikon die Stiftung Pusch – Praktischer Umweltschutz zur Unterstützung und Expertise beigezogen.

Eine Vorlage für Struktur

Wie in den meisten Gemeinden sind die Güter und Dienstleistungen, die Opfikon beschafft, sehr vielfältig. Sie reichen von Baudienstleistungen, Mobiliar und Beleuchtungen über Bürogeräte und -materialien bis hin zu Textilien, Nahrungsmitteln oder Verpflegungsdienstleistungen.

Angesichts dieser Diversität hilft es, sich an einer Beschaffungsrichtlinien-Vorlage orientieren zu können. Unter Miteinbezug der Einkaufsverantwortlichen aller betroffenen Bereiche wurde seit 2021 Schritt für Schritt eine Richtlinie ausgearbeitet, die den unterschiedlichen Anforderungen gerecht wird.

Betroffene zu Beteiligten machen

Wie bei allen grösseren Veränderungen ist der frühe Einbezug von Betroffenen zwar kein Garant, wohl aber wichtige Grundlage für den Erfolg bei der Einführung von Neuerungen. Letztlich stehen hinter jeder Beschaffung Menschen, die eine Ausschreibung gestalten und die Anforderungskriterien für Güter und Dienstleistungen festlegen. «Wenn Einkäufer:innen verstehen, dass es nicht nur der Anschaffungspreis ist, den es zu beachten gilt, sondern auch nachgelagerte Kosten, dann gestalten sie eine Ausschreibung anders. Eine Rolle spielen dabei unter anderem die Nutzung, der Unterhalt, die Möglichkeit zur Reparatur oder die umweltfreundliche Entsorgung», erklärt Eva Bantelmann, Bereichsleiterin Umwelt bei der Stadt Opfikon. Die Beschaffenden übernehmen nicht nur die finanziell-haushälterische Verantwortung für die eigene Gemeinde, sondern auch eine ökologische und sozial nachhaltige Verantwortung für die Gesellschaft.

«Nachhaltigkeit war in Opfikon schon vor der Erarbeitung der Beschaffungsrichtlinie verankert.»

Eva Bantelmann, Bereichsleiterin Umwelt, Opfikon

Erfahrungen evaluieren – gemeinsam lernen

Die neuen Beschaffungsrichtlinien geben in Opfikon seit Mai 2023 die Richtung an, lassen aber auch bewusst Spielraum offen. Bantelmann hat einige Einkaufende im Herbst 2023 persönlich besucht und sie zur Anwendung der neuen Beschaffungsrichtlinie befragt. «Ich bin beeindruckt vom Engagement und Interesse. Nachhaltigkeit war in Opfikon schon vor der Erarbeitung der Beschaffungsrichtlinie verankert», so die Bereichsleiterin Umwelt. «Wir möchten im Verlauf des ersten Jahres die Erfahrungen evaluieren, die mit der Beschaffungsrichtlinie gemacht wurden, um zu sehen, inwiefern die Vorgaben Wirkung erzielen und ob die Richtlinie allenfalls noch angepasst werden muss.»

Der Tenor der ersten Feedback-Gespräche zeichnet sich durchwegs positiv ab. «Die Richtlinie sei ein gutes Hilfsmittel und gebe Orientierung bei der Beschaffung, wurde mir bisher zurückgemeldet», freut sich Bantelmann. Die Richtlinie könne als Argument beigezogen werden, wenn die Einkaufswahl auf die nachhaltigere Variante falle. Lobend erwähnten alle Seiten, dass bereits während der Erarbeitung auf interne Sensibilisierung gesetzt wurde. Den Einkaufsverantwortlichen bewusst zu machen, dass es in allen Bereichen Nachhaltigkeitspotenzial, aber auch Handlungsspielräume gibt, ist der Weg zum Ziel.

Nachhaltige Beschaffung vertiefen

Und noch ein Tipp zum Schluss: Lassen Sie sich von anderen inspirieren! Stöbern Sie durch die Praxiskarte und finden Sie heraus, wie andere Gemeinden die nachhaltige Beschaffung angehen.

Titelbild: Gemeinde Opfikon


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