Gemeinde
Klima und Energie
Praxisbeispiel

Tipps aus der Praxis: So stärken Gemeinden ihre Klimakommunikation

Remo Bräuchi
Frau vor einem Whiteboard voller beschriebener Post-its

·

7 Minuten Lesezeit

Klima und Energie

Praxisbeispiel

Wie sieht erfolgreiche Klimakommunikation aus? Was braucht es dafür? Ob Zielgruppenanalyse, Kommunikationskonzept oder Themenschwerpunkte – die Erfahrungen von vier Pilotgemeinden zeigen, worauf es in der Umsetzung ankommt.

Damit die Schweiz ihr Ziel von Netto-Null bis 2050 erreicht, brauchen Städte und Gemeinden die Unterstützung und aktive Beteiligung ihrer Einwohner:innen. Doch dafür müssen sie mit ihnen in Dialog treten und sie überzeugen. Mit diesem Anspruch hat Pusch im Jahr 2024 das Pilotprojekt «Netto-Null gemeinsam mit der Bevölkerung» gestartet.

Vier Gemeinden haben dabei ihre Klimakommunikation kritisch geprüft und gezielt weiterentwickelt. Die gewonnenen Erfahrungen zeigen Wege auf, wie auch andere Gemeinden ihre Kommunikation zu Klimathemen wirkungsvoll ausbauen können.

Vier Gemeinden, vier individuelle Startpunkte

Die Ausgangslage jeder der vier Pilotgemeinden war anders – und damit auch ihre Bedürfnisse.

  • Regensdorf (ZH): Die Stadt mit rund 18'900 Einwohner:innen befand sich in der entscheidenden Phase zur Fertigstellung ihres Leitbilds für Klima, Energie und Biodiversität und legte gleichzeitig den Grundstein für eine strategisch ausgerichtete Kommunikation.

  • Affoltern am Albis (ZH): Die Stadt mit 12'800 Einwohner:innen hatte eine Strategie 2035 erarbeitet und daraus einen Aktionsplan entwickelt. Es bestand der Wunsch nach mehr Verbindlichkeit in der Kommunikation von Klimathemen.

  • Oensingen (SO): Die Gemeinde mit 7'000 Einwohner:innen befand sich mitten in der Rezertifizierung als Energiestadt. Hier lag der Fokus darauf, Massnahmen zu Klimakommunikation und Mitwirkung in der mittelfristigen Planung verbindlich zu verankern.

  • Diepoldsau (SG): Die Gemeinde an der österreichischen Grenze mit 6'900 Einwohner:innen plante unter anderem einen Nachhaltigkeitstag und wünschte sich kommunikative Unterstützung.

Ziel des Pilotprojekts war es, die vier Gemeinden individuell einen Schritt weiterzubringen.

Erkenntnisse aus dem Projekt

Es ist kein Geheimnis: Wirkungsvoll zu kommunizieren ist anspruchsvoll – heute mehr denn je.

Die Hand eines Mannes hält ein Smartphone, auf dem ein Instagram-Post der Gemeinde Neftenbach zu sehen ist, daneben liegen Flyer und Zeitschriften, dahinter ist ein Laptop aufgeklappt mit einem Facebook-Post offen

In einer digitalen Welt, in der jede Bevölkerungsgruppe eigene Kanäle nutzt, müssen sich Gemeindeverwaltungen strategische Fragen stellen: Wie erreichen wir zuverlässig alle Gruppen und sprechen sie gezielt an? Das bedeutet:

  • Kommunikation braucht Ressourcen: Sie kann nicht mehr bloss «nebenher» passieren. Spezifisch dafür reservierte (personelle) Ressourcen sind wichtig.

  • Ohne Kanäle kein Dialog: Es führt kein Weg an der Diversifizierung der Kommunikation vorbei – angepasst an das Informationsbedürfnis und die Mediennutzung der Einwohner:innen.

  • Commitment und interne Überzeugungsarbeit: Engagierte Einzelpersonen mögen den Anstoss geben. Damit daraus jedoch überzeugende Klimakommunikation entsteht, braucht es eine breite interne Abstützung.

Vom Event zum roten Faden

Viele Gemeinden haben ihr Klima-Engagement und ihre Kommunikation in den vergangenen Jahren verstärkt. Doch erscheinen die Aktivitäten als einzelne Ereignisse. Dabei braucht es häufig gar nicht mehr Aktionen – in einem ersten Schritt ist es entscheidend, bestehende Massnahmen als Teil eines grösseren Ganzen sichtbar zu machen und zu kommunizieren.

Gemeindemitarbeiter mit Helm und Fahrrad vor einer Bike-Sharing-Abholstelle von PubliBike in Regensdorf.

Die Gemeinde Regensdorf hat 2025 ein Bike-Sharing-Angebot eingeführt und unter dem Themenschwerpunkt #rägifahrtvelo darüber kommuniziert. Bild: Gemeinde Regensdorf

Thematische Schwerpunkte als Anker

Die Stadt Regensdorf entschied sich im Rahmen des Pilotprojekts dafür, künftig klare Themenschwerpunkte zu setzen und Aktionen über einen definierten Zeitraum hinweg gebündelt zu kommunizieren – auch wenn dafür andere Themen zeitweise zurückstehen.

2025 bündelte Regensdorf Aktionen wie Bike to Work, die Velobörse und die Einführung von PubliBike unter dem Motto «Rägi fahrt Velo» – und machte so die Vielfalt nachhaltiger Mobilität für die Bevölkerung sicht- und erlebbar.

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Die ersten Erfahrungen zeigen: Themenschwerpunkte lohnen sich. «Wir werden auch in Zukunft stärker darauf achten, Massnahmen thematisch zu gruppieren. Die Planung der Kommunikation rund um solche Schwerpunkte hilft uns auch, Synergien viel früher zu erkennen», betont Christina Bühler, Projektleiterin Umwelt in Regensdorf.

Bilder und Videos frühzeitig mitdenken

Kommunikation ist komplex – vorausschauendes Planen ist deshalb entscheidend. Fotos und kurze Videos sind zentrale Elemente erfolgreicher Klimakommunikation. Motive bieten sich viele an: die neue Photovoltaik-Anlage auf dem Gemeindegebäude, eine Baumpflanzung oder die Übergabe des neuen E-Fahrzeugs an den Werkhof. Mit einem Bild und wenigen Worten lassen sich diese Aktionen in den Kontext von erneuerbarer Energieversorgung, Klimaanpassung oder nachhaltiger Mobilität setzen.

Umso ärgerlicher ist es, wenn kurz vor der Veröffentlichung einer News-Meldung oder eines Social-Media-Posts auffällt, dass niemand an Fotos gedacht hat. In Oensingen hilft eine einfache interne Checkliste nun dabei, die Kommunikation frühzeitig mitzudenken.

Grundlagen für eine bessere Klimakommunikation

Ein Redaktionsplan über alle vorhandenen Kanäle hinweg schafft Übersicht – und Verbindlichkeit. In den Redaktionsplan gehören sämtliche geplanten Massnahmen und Fixpunkte im Gemeindekalender, die in irgendeiner Weise mit dem kommunalen Klima-Engagement in Verbindung gebracht werden können.

Eine Zielgruppen-Analyse hilft dabei, zielgruppengerechter zu kommunizieren. Wen erreicht die heutige Kommunikation? Und wen nicht? Es lohnt sich, die Einwohner:innen in verschiedene Zielgruppen zu unterteilen und sich zu überlegen, wie Sie welche Personen in welcher Sprache erreichen (siehe auch Beitrag «Umweltkommunikation: Zielgruppen kennen und überzeugen»).

Männer und Frauen stehen neben einem Elektro-Dreirad.

Dank einer Zielgruppen-Analyse konnte das Programm des Energietags in Affoltern ausgebaut werden. Bild: Erika Stanger, Affoltern am Albis

«Eine Zielgruppen-Analyse kann auch bei der Planung einer Veranstaltung eine wichtige Stütze sein. Bei der Gestaltung unseres Energietages im Mai 2025 haben wir so frühzeitig bemerkt, dass der Event noch nicht für alle Bevölkerungsgruppen etwas zu bieten hat», berichtet Erika Stanger, Leiterin Nachhaltigkeit und Strategie in Affoltern am Albis. Sie konnte rechtzeitig nachbessern.

Kommunikationskonzept: wichtige Fragen aufwerfen

Wer seine Klimakommunikation aufs nächste Level heben möchte, sollte sich Gedanken über ein Konzept machen. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht abschreckend. Doch ein niederschwelliger Ansatz hilft, sich in einem ersten Schritt wichtige grundlegende Fragen zu stellen. Der Wegweiser Klimakommunikation des Bundesamts für Umwelt (BAFU) bietet dafür eine praktische Anleitung in sieben oder elf Schritten – je nach Bedarf. Dazu finden sich im Wegweiser Tipps, Checklisten, Vorlagen und gute Beispiele.

Interessengruppen kennen und einbeziehen

Man muss nicht alles allein machen. Viele Vereine oder private Interessengruppen engagieren sich bereits lokal und regional. Eine Zusammenarbeit mit den Organisator:innen des Repair-Cafés, der Interessengemeinschaft zur Förderung von Solarenergie, lokalen Tausch-Plattformen oder der Standortförderung nutzt Synergien und stärkt die Sichtbarkeit von Klima- und Umweltthemen.

Natürlich entsteht eine erfolgreiche Klimakommunikation nicht über Nacht. Umso wichtiger sind erste Schritte – und zwar jetzt. Städte und Gemeinden können und müssen zu deutlich sichtbaren Vorbildern werden: Wer regelmässig und stolz über das eigene Engagement berichtet, motiviert langfristig auch die Einwohner:innen zum Mitmachen.

Umwelttipps – viermal im Jahr in Ihrem Posteingang

Möchten Sie Ihre Einwohner:innen für einen umweltfreundlichen Lebensstil sensibilisieren, aber Ihnen fehlen Zeit und Know-how für die Inhalte? Ob Biodiversität, Klima, Konsum, Energie, Food Waste, Wohnen oder Mobilität: Als Pusch-Mitglied erhalten Sie viermal im Jahr praktisch und alltagsnah aufbereitete Tipps für den Umweltschutz, die Sie in Ihrer Gemeinde-Kommunikation nutzen und mit denen Sie Ihre Einwohner:innen regelmässig im Alltag abholen können.

Was Sie erwartet

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