Gemeinde
Biodiversität
Praxisbeispiel

Wie die Gemeinde Marly die Biodiversität zum Blühen bringt

Mélinda Ritter
Blumenwiese im Siedlungsgebiet

·

5 Minuten Lesezeit

Biodiversität

Praxisbeispiel

Die Gemeinde Marly verwandelt monotone Rasenflächen in blühende Wiesen – und setzt damit nicht nur ein Zeichen für die Biodiversität, sondern reduziert auch den Pflegeaufwand für ihre Grünflächen. Was ganz einfach begann, zeigt beispielhaft, wie Gemeinden Ökologie und Lebensqualität verbinden können.

Alles begann mit einem Mail: Beim Lesen eines Newsletters der Stiftung Pusch wurde Martin Renevey, Leiter des Bereichs Tiefbau und Grünanlagen in der Gemeinde Marly (FR), auf die Bedeutung blühender Wiesen für die Biodiversität aufmerksam. Die Lektüre motivierte ihn, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen – und schliesslich die Vision zu entwickeln, die eintönigen Rasenflächen in Marly durch artenreiche Blumenwiesen zu ersetzen.

Blumenwiesen für mehr Artenvielfalt und Lebensqualität in Gemeinden 

Blumenwiesen sind weit mehr als hübsche Grünflächen, sie sind Lebensräume voller Vielfalt. Sie bieten unzähligen Pflanzen- und Tierarten ein Zuhause und schaffen grün-bunte Oasen für die Bevölkerung.

Leider sind diese wertvollen Lebensräume zunehmend bedroht: Die Urbanisierung und die intensive Landwirtschaft verdrängen sie vielerorts. Zum Glück stellen sich einige Gemeinden, wie Marly, dieser Entwicklung entgegen, bringen die artenreichen Blumenwiesen zurück – und damit frischen Wind in ihre Umgebung.

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Blühende Nachbarschaft: ein Projekt mit Erfolg

Im Jahr 2024 beteiligte sich Marly am Projekt «Blühende Nachbarschaft» von Pusch und verwandelte über 600 Quadratmeter Gemeindeflächen in Blumenwiesen – 2026 geht das Projekt in die Fortsetzung. Für Martin Renevey war vor allem die Aussicht attraktiv, den Pflegeaufwand zu reduzieren und gleichzeitig die Artenvielfalt zu fördern.

Das Vorhaben stiess von Anfang an auf viel Begeisterung. Dennoch war Aufklärungsarbeit nötig: Was ist eine «echte» Blumenwiese und wie unterscheidet sie sich vom klassischen Rasen?

Infos zum Projekt

Pusch hat sich mit dem Projekt «Blühende Nachbarschaft» zum Ziel gesetzt, bis 2026 mindestens 35'000 Quadratmeter artenreiche Blumenwiesen zu schaffen, verteilt auf mindestens 50 Gemeinden in der ganzen Schweiz.
Bis heute haben sich bereits 34 Gemeinden am Projekt beteiligt, darunter mehrere aus der Romandie in den Kantonen Jura, Freiburg, Waadt und Wallis, und insgesamt 24'000 Quadratmeter öffentliche Flächen aufgewertet.

Die Standortwahl fiel schnell auf drei wenig genutzte Flächen: Zwei Parzellen à 150 Quadratmeter sowie eine dritte mit 450 Quadratmetern wurden bislang alle zwei Wochen gemäht – obwohl sie weder zum Spielen noch für andere Freizeitaktivitäten genutzt wurden. Perfekte Orte also, um kleine Biodiversitäts-Oasen entstehen zu lassen!

Eine schöne Entwicklung für das Grundstück an der Route de la Colline ...

... das nun ein farbenprächtiges Blütenmeer ziert:

Die Bevölkerung zieht mit

Die Rückmeldungen der Bevölkerung waren durchweg positiv – kritische Stimmen gab es keine. Einige Engagierte legten sogar eigene Blumenwiesen an. Das Projekt wirkt ansteckend, im besten Sinne.

Die Gemeinde informierte im Laufe des Projekts über verschiedene Kanäle:

  • Sie organisierte eine Infoveranstaltung.

  • Im Gemeindebulletin erschienen regelmässig Artikel.

  • Eine eigene Seite auf der Website der Gemeinde informierte rund um das Projekt.

Martin Renevey

«Von Anfang an waren viele Menschen begeistert. Dennoch war es wichtig, zu sensibilisieren und zu vermitteln, was eine Blumenwiese wirklich ist.»

Martin Renevey, Leiter Tiefbau und Grünanlagen, Gemeinde Marly

Ein voller Erfolg dank geschulten Mitarbeitenden

Ein zentrales Element war die Weiterbildung des Gemeindepersonals. Zwar benötigen Blumenwiesen weniger Unterhalt als herkömmlicher Rasen, doch erfordert die Anlage und Pflege spezifisches Wissen und eine Umstellung der Arbeitsabläufe. Um die langfristige Qualität dieser Flächen zu sichern, wurde das Werkhofteam gezielt geschult. Marly lud dafür auch andere am Projekt beteiligte Gemeinden des Kantons Freiburg zu einer Schulung ein – mit Fachinputs von Wiesenexperte Wolfgang Bischoff, Biologe Jacques Studer und Pusch-Projektleiter Frédéric Sanchez.

Werkhofmitarbeitende stehen um eine frisch angesäte Fläche.

Der Wiesenkurs für das Grünflächenpersonal – einer der Schlüssel zum Erfolg.

Ein Gewinn für alle

Das Beispiel Marly zeigt: Blumenwiesen im Siedlungsraum sind eine einfache, wirksame und gut umsetzbare Strategie, um die Lebensqualität zu erhöhen und die Umwelt zu schützen.

Weniger Mähen, weniger Wässern – die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Mehr Biodiversität: Wichtige Bestäuber wie Wildbienen kehren zurück, Vögel und einheimische Pflanzen profitieren.

  • Mehr Lebensqualität: Es entstehen naturnahe, attraktive Grünräume für die Bevölkerung.

  • Mehr Umweltbewusstsein: Die Wiesen regen dazu an, die Natur zu beobachten und neu zu entdecken.

Und wie steht es in Ihrer Gemeinde – ist sie schon bereit, wieder aufzublühen?


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