Unternehmen
Beschaffung
Praxisbeispiel

Scope 3 im Blick: Wie die Firma intep ihre Emissionen senkt

Ina Paschen
Auf der einen Seite eine Strasse entlang einer Baumallee, auf der anderen Seite eine Ansicht auf eine Industrielandschaft. Zwei Gegensätze.

·

5 Minuten Lesezeit

Beschaffung

Praxisbeispiel

Wie kann ein Dienstleistungsunternehmen seine Treibhausgas-Emissionen wirksam senken? Das Beratungsunternehmen intep zeigt den eigenen Prozess. Der grösste Handlungsbedarf steckt im Bereich von Scope 3.

Wer sich für einen nachhaltigen Wandel stark macht, beginnt bei sich selbst. Als internationales Beratungs- und Forschungsunternehmen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt intep nachhaltige Lösungen für ihre Kund:innen. Seit 2015 misst und analysiert das Unternehmen auch die Umweltbelastung seiner eigenen Geschäftstätigkeit. Dafür hat sich intep für den Weg der Science Based Targets Initiative (SBTi) entschieden. Dadurch ist es gelungen, den eigenen ökologischen Fussabdruck zu minimieren.

Eine erste Erhebung bringt Übersicht

«Messen und verstehen» – mit diesem Ansatz hat intep seine erste Treibhausgas-Bilanz (THG-Bilanz) erstellt. Die Bilanz wurde nach dem Standard des Greenhouse Gas (GHG)-Protokolls für die gesamte Holding mit Standorten in der Schweiz, Deutschland und Österreich erstellt.

Entlang der Leitlinie der SBTi hat die Beratungsfirma anschliessend einen klaren Absenkpfad für ihre Treibhausgas-Emissionen definiert. Auch dieser basiert auf dem GHG-Protokoll und unterscheidet zwischen drei Scope-Bereichen.

  • Scope 1 umfasst die direkten Emissionen des Unternehmens.

  • Scope 2 beinhaltet die indirekten Emissionen aus eingekaufter Energie.

  • Scope 3 berücksichtigt die indirekten Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Waren und Dienstleistungen, Kapitalgüter und Geschäftsreisen).

Wie sich die Umweltbelastung bei intep zusammensetzt

Die Bilanz zeichnet ein klares Bild der Umweltbelastung von intep – eines wie aus dem Lehrbuch für Dienstleistungsunternehmen: Es gibt keine Produktion und die Beheizung der Büroräumlichkeiten ist überschaubar. «Unsere Umweltbelastung stammt nahezu vollständig aus Scope 3-Emissionen», fasst Gessica Gambaro, Senior Consultant bei intep, zusammen.

Neben dem Einkauf von Gütern und den Geschäftsreisen fliessen auch die eingekauften Dienstleistungen, wie IT-Dienstleistungen, Softwarelizenzen, Versicherungen, Buchhaltung, Weiterbildungen, Reinigung und Wartung in die Bilanz ein. Dadurch ist der Scope 3-Sektor insgesamt für 90 Prozent der Umweltbelastung von intep verantwortlich.

Gessica Gambaro, intep

«Wir kennen heute unsere Gesamtumweltbelastung. So können wir die Ursachen identifizieren und zielgerichtete Massnahmen erarbeiten und umsetzen.»

Gessica Gambaro, Senior Consultant, intep

Die Ziele bis 2030 und 2040

intep hat das Jahr 2022 als Ausgangsjahr definiert, mit dem die erreichte Absenkung verglichen wird. So lauten die Messergebnisse der Bilanz in CO2-Äquivalenten (CO2-eq) und der definierte Absenkpfad pro Scope:

  • Für Scope 1 wurden 0 Tonnen CO2-eq bilanziert. Das soll bis 2030 auch so bleiben.

  • Für Scope 2 wurden 0,2 Tonnen CO2-eq bilanziert. Dieser Wert soll bis 2030 um 42 Prozent gesenkt werden.

  • Für Scope 3 wurden 176 Tonnen CO2-eq bilanziert. Dieser Wert soll bis 2040 um 98 Prozent gesenkt werden.

Unerwartete Entwicklungen

Doch die Wirtschaft lässt sich nicht in feste Zahlen pressen. Bereits ein Jahr nach der Zielsetzung zeigte sich: Die realen Entwicklungen im Unternehmen wurden nicht in den Absenkpfad einberechnet. Büroumbauten, die Expansion durch neue Standorte und ein höherer Bedarf an Büromaterial führten unerwartet zu einem Anstieg der Umweltbelastung im Scope 2 und 3. Das führte zu einer neuen Ausgangslage.

Tools, Tipps und Hintergrundwissen

  • Emissionen reduzieren: Thermoplan holt Lieferant:innen ins Boot – ein Beitrag über das Zusammenspiel mit Lieferant:innen bei Scope 3-Reduktionszielen.

  • Ein Erklärvideo und Artikel befassen sich mit der Frage «Was ist eine Ökobilanz?» und erläutern das Konzept der Umweltbelastungspunkte (UBP).

  • KMU-Unterstützung: Eine kostenlose Impulsberatung? Eine Liste mit Beratungsmöglichkeiten je Scope? Go for Impact ist eine gute Quelle für die ersten Schritte.

  • Datenaustausch: Über Plattformen wie EcoVadis oder IntegrityNext weisen Unternehmen ihre Emissionen offen aus. Eine solche Plattform ermöglicht die Freigabe der Daten für Kund:innen oder Dienstleistungsunternehmen entlang der Wertschöpfungskette.

Konkrete Massnahmen müssen in den Alltag einfliessen

Um den Absenkpfad konsequent zu verfolgen, wurde eine fünfköpfige Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit gegründet. Sie formuliert die konkreten Nachhaltigkeitsziele, identifiziert Kenngrössen zur Überwachung, arbeitet Massnahmen aus und implementiert sie. 

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe kommen aus verschiedenen Standorten und kennen sich im Unternehmen und den relevanten Themen aus. Zwei- bis dreimal im Jahr finden sie zusammen, um gezielt Massnahmen zu planen und klare Verantwortlichkeiten zu verteilen.

Die Arbeitsgruppe hat drei Hotspots aus der THG-Bilanz identifiziert und Massnahmen ergriffen:

  • Energieverbrauch (Scope 2): An einem Lunch-Meeting wurden die Mitarbeitenden sensibilisiert. Zudem sorgen seither Zeitschaltuhren an den Geräten für die Stromabschaltung.

  • Eingekaufte Dienstleistungen und Güter (Scope 3): Bestehende Dienstleistungsunternehmen wurden hinsichtlich der Nachhaltigkeitsziele überprüft. Das intep-Management ist über das Resultat und über mögliche alternative Lieferant:innen informiert. Die internen Beschaffungsrichtlinien wurden angepasst.

  • Geschäftsreisen (Scope 3): Neue Guidelines zu Geschäftsreisen wurden dem Management vorgelegt und zur Umsetzung empfohlen.

Die jährliche Überprüfung sichert den Weg

Jedes Jahr erstellt intep eine neue THG-Bilanz und vergleicht die Veränderungen mit den Zahlen im Vorjahr. «Wir berechnen zusätzlich die Gesamtumweltbelastung, ausgedrückt in Umweltbelastungspunkten (UBP). So können wir die Quellen unserer Umweltbelastung identifizieren und zielgerichtete Massnahmen erarbeiten und umsetzen», so Gessica Gambaro. Die Wirkung der ergriffenen Massnahmen wird überprüft. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe fliessen in den abschliessenden Nachhaltigkeitsbericht mit ein.

Über intep

Die Gesellschaft für Integrale Planung (intep) wurde 1979 gegründet und erbringt für private und öffentliche Organisationen seit über 40 Jahren Beratungs- und Forschungsleistungen für die nachhaltige Entwicklung. Dabei werden zukunftsrelevante Themenfelder wie Klimapolitik, Klimaschutz, Circular Economy, nachhaltiges und zirkuläres Bauen, Digitalisierung im Bau und Immobilienmanagement oder Suffizienz angegangen.

Titelbild: C. Laubacher, Erdölraffinerie Collombey


Beitrag teilen

Artikel als PDF herunterladen

Über diesen Button wird das Druckmenü aufgerufen. Wählen Sie «Als PDF speichern», um den Beitrag als PDF herunterzuladen.