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BNE
Praxisbeispiel

Die SDGs und ich – die Nachhaltigkeitsziele im Klassenzimmer

Bettina Degen
Eine Schülerin arbeitet zu den SDGs Ideen aus und schreibt sie auf einen Notizzettel.

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4 Minuten Lesezeit

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Praxisbeispiel

Wie verknüpfen Schüler:innen die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen mit ihrem Alltag? Die Zürcher Sekundarschule Döltschi zeigt, wie aus trockenen, globalen Paragrafen persönliche Betroffenheit wird. Ein inspirierendes Beispiel, wie SDGs konkret und praxisnah thematisiert werden können.

Globale Nachhaltigkeitsziele können ganz schön theoretisch und weit weg wirken. Was haben sie mit unserem Alltag zu tun? Eigentlich ziemlich viel! Das fängt für die 60 Jugendlichen der 7. und 9. Sekundarklasse der Zürcher Sekundarschule Döltschi bei der Frage an, ob man zur Schule gehen muss oder zur Schule gehen darf. Das SDG 4 rund um Bildung. So lässt sich anschaulich über Nachhaltigkeit reflektieren und den SDGs auf den Grund gehen.

Grundwissen sichern, dann Projektarbeit anpacken

Diese Grundlagenarbeit zu den globalen Nachhaltigkeitszielen ist einerseits im Lehrplan 21 verankert, andererseits aber auch eine Voraussetzung, um am Programm FREI DAY von Radix mitzumachen. Die Idee bei diesem Lernformat: An einem Tag in der Woche widmen sich die Schüler:innen für mindestens vier Stunden ihren eigenen Zukunftsfragen. Dabei entwickeln sie Projekte und arbeiten selbstorganisiert in altersgemischten Gruppen zusammen. Sie handeln selbständig, suchen sich externe Partner:innen und setzen ihre Idee in die Tat um.

«Als Vorbereitung auf die Projektarbeiten in unserem neuen Lernformat FREI DAY wollten wir in möglichst kurzer Zeit mit allen drei Klassen Grundlagenkenntnisse zu den globalen Nachhaltigkeitszielen erarbeiten», erklärt Klassenlehrerin Stefanie Gass. Zusammen mit zwei Pusch-Projektleiterinnen wurde das Thema in einem Workshop an zwei Vormittagen interaktiv vermittelt. Das Gesamtprogramm erstreckte sich über drei Wochen:

  • Woche 1: Einführung und erste Reflexion (4 Lektionen)

  • Woche 2: Recherche und vertiefte Auseinandersetzung (4 Lektionen)

  • Woche 3: Präsentation und Vernissage (2 Lektionen)

Eine effiziente Form, sich mit den SDGs auseinanderzusetzen, ist Gass überzeugt: «Die Kombination aus spielerischen Elementen, Diskussion und Vertiefung ermöglichte es den Schüler:innen, nachhaltiges Handeln mit ihrem Alltag zu vergleichen.»

Katja Busch, Pusch

«Wir wollen, dass die Schüler:innen den Bezug zu sich selbst und ihrem Umfeld suchen, und nicht nach globalen – oftmals grossen – Herausforderungen.»

Katja Busch, Projektleiterin Workshop SDG

Woche 1: Einführung und erste Reflexion

Wer ist denn überhaupt für diese 17 Ziele verantwortlich und warum sind sie für die ganze Welt wichtig? Nach einer kurzen Einführung gibt ein Postenlauf den Jugendlichen einen Überblick über die SDGs. «Wir stellen aber bewusst wenig Informationen zu den einzelnen Kategorien zur Verfügung», sagt Katja Busch, Pusch-Projektleiterin des Workshops. Stattdessen werden an den Postenlauf-Stationen offene, alltagsnahe Fragen gestellt, etwa zum nachhaltigen Konsum (SDG 12): «Kleidung immer nur (billig) kaufen? Oder gibt es Alternativen, wie ihr stattdessen zu Kleidung kommen könnt?»

«Wir wollen, dass die Schüler:innen den Bezug zu sich selbst und ihrem Umfeld suchen, und nicht nach globalen – oftmals grossen – Herausforderungen.» Ohne viel Faktenwissen sind die Schüler:innen in den Kleingruppen gefordert, ihre Meinungen und Gedanken auszutauschen, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen, abzuwägen und zu diskutieren. Katja Busch unterstreicht, wie wichtig es sei, dass Kooperation, Konfliktfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Kreativität als Zukunftskompetenzen zur Lösung zukünftiger Herausforderungen geübt werden.

Woche 2: Vertiefte Auseinandersetzung

In der zweiten Woche folgt eine intensivere Auseinandersetzung mit den Inhalten der einzelnen SDGs. Jede Kleingruppe mit drei bis vier Jugendlichen erhält ein SDG zugeteilt. Sie recherchieren selbständig im Internet und sammeln aktuelle Informationen zum Problem, das ihr SDG lösen soll. Die Jugendlichen überlegen sich aber auch konkrete Beispiele, welchen Beitrag sie selbst in ihrem Alltag, im schulischen Umfeld und – grösser gedacht – in der Gesellschaft leisten können.

Diese Phase der selbstorganisierten Recherche stärkt mehrere wichtige Kompetenzen: Die Schüler:innen lernen nicht nur, wie man verlässliche Informationen recherchiert und kritisch hinterfragt, sondern entwickeln auch Teamfähigkeit und Eigenverantwortung. Die gesammelten Ergebnisse bereiten sie visuell ansprechend auf einem A2-Plakat auf.

Woche 3: Präsentation und Vernissage

Die Gruppen präsentieren ihr Plakat vor mindestens zwei anderen Gruppen. Die Schüler:innen sollen klar und strukturiert präsentieren, auf Fragen eingehen und das erhaltene Feedback reflektieren. Während der anschliessenden Vernissage können alle SDG-Plakate studiert und durch Klebepunkte für zwei Kategorien bewertet werden: die beste Plakatgestaltung und das inhaltlich spannendste SDG. Diese Präsentationsphase bietet nicht nur eine Plattform, um das erworbene Wissen zu teilen, sondern ist auch eine wertvolle Übung in Auftrittskompetenz und Kommunikationsfähigkeit.

Didaktische Überlegungen: BNE im Unterricht

Klassenlehrerin Gass von der Sekundarschule Döltschi betont: «Der Workshop bietet in knapper Zeit mehr als nur eine Einführung in die SDGs. Er schafft auch in altersdurchmischen Gruppen einen sicheren Raum für Reflexion, Diskussion und Kreativität und fördert das Verständnis, dass nachhaltiges Handeln bereits im Alltag beginnt.» Indem Schüler:innen die SDGs mit ihrem eigenen Leben und ihrer Lebenswelt verknüpften, entstehe ein Bewusstsein für die Bedeutung globaler Zusammenhänge und die eigene Verantwortung – das eigene Handeln.

Genau dies ist auch das Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). BNE zielt darauf ab, Schüler:innen dazu zu befähigen, Entscheidungen zu treffen, die für die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit von zentraler Bedeutung sind. Dafür ist es wichtig, überfachliche und BNE-Kompetenzen wie Kooperation, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit sowie Kreativität zu üben, um kritisch hinsehen und Wandel bewirken zu können. So werden junge Menschen zu verantwortungsvollen Gestalter:innen einer nachhaltigen Zukunft.

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