Gemeinde
Biodiversität
Praxisbeispiel

«Mit Engagement auf Gemeinde- und Bevölkerungsebene lässt sich viel bewirken»

Priska Messmer
Eine bunte Wiese mit Wiesensalbei und anderen Blumen.

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4 Minuten Lesezeit

Biodiversität

Praxisbeispiel

Die Gemeinde Opfikon beteiligt sich am Projekt «Blühende Nachbarschaft» und sorgt damit für mehr Wildblumen in Gärten und auf Gemeindegrund. Karin Schweiter, ehemalige Umweltverantwortliche der Gemeinde, hat das Engagement von Opfikon initiiert und berichtet im Interview von ihren Erfahrungen.

Frau Schweiter, in welchen Schritten verlief der verwaltungsinterne Prozess bis zum Entscheid, beim Projekt mitzumachen?

Karin Schweiter: Die Abteilung Gesellschaft, die unter anderem auch für den Friedhof zuständig ist, hat mir von ihren Plänen erzählt, Grünflächen auf dem Friedhof zu Blumenwiesen aufzuwerten. Da dachte ich an das Biodiversitäts-Projekt «Blühende Nachbarschaft» von Pusch und hatte die Idee, gleich auch noch weitere Grünflächen auf dem Gebiet aufzuwerten und im Rahmen des Projekts «Blühende Nachbarschaft» umzusetzen. Die Idee wurde in der Gemeinde sehr gut aufgenommen.

Wovon hat die Gemeinde im Laufe des Projekts am meisten profitiert?

Ein grosses Plus war sicher der Praxiskurs für die naturnahe Pflege von Blumenwiesen, den Pusch für alle teilnehmenden Gemeinden in Opfikon durchgeführt hat und an dem Mitarbeiter unserer Grünpflege teilgenommen haben. Diese haben den Kurs und vor allem den Austausch mit Personen aus anderen Gemeinden sehr geschätzt. Solche Weiterbildungen und Kurse sind mit Blick auf nachhaltige Massnahmen wichtig und können langfristig etwas bewirken.

Karin Schweiter

«Wenn die Bevölkerung so gut mitzieht, macht so ein Projekt doppelt Freude.»

Karin Schweiter, ehem. Umweltbeauftragte der Gemeinde Opfikon

Zudem haben wir mit der Unterstützung von Pusch einen Informationsanlass für die Bevölkerung durchgeführt, den ich als sehr positiv wahrgenommen habe. Er stiess auf grosses Interesse und der Austausch mit der Bevölkerung war sehr wertvoll. Viele Personen, die in ihren Gärten Blumenwiesen anlegen möchten, haben sich anschliessend gemeldet und von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, kostenlos Saatgut zu bestellen. Wenn die Bevölkerung so gut mitzieht, macht so ein Projekt doppelt Freude.

So funktioniert das Projekt «Blühende Nachbarschaft»

Blumenwiesen sind wahre Hotspots der Biodiversität. Gerade im Siedlungsraum leisten sie als Nahrungsquelle und Lebensraum zahlreicher Tierarten einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt. Ein Blick in die Gemeinden zeigt jedoch, dass das Potenzial von Blumenwiesen oft ungenutzt bleibt. Denn das Erscheinungsbild vieler Grünflächen im Siedlungsgebiet ist nach wie vor von artenarmen Rasenflächen geprägt. Deshalb hat sich Pusch im Sommer 2020 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, um die Biodiversität im Siedlungsraum zu fördern: Im Rahmen des Projekts «Blühende Nachbarschaft» sollen in Schweizer Gemeinden bis 2026 mindestens 35’000 Quadratmeter neue Wildblumenwiesen entstehen.

Dafür unterstützt Pusch Gemeinden bei der Auswahl geeigneter Flächen, mit optimal angepasstem Saatgut, einer Weiterbildung für das Werkhofpersonal sowie bei der Kommunikation. Ein Anlass für die Bevölkerung stellt sicher, dass nicht nur auf öffentlichem Grund, sondern auch in Privatgärten bald wieder mehr Wildblumen blühen.

Mehr zum Projekt lesen Sie im Artikel «Flower Power für die Nachbarschaft».

Was war die grösste Herausforderung bei der Planung?

Es war nicht ganz leicht, alle beteiligten Entscheidungsträger:innen davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, Zeit für die Blumenwiesen und die Weiterbildung dafür zu investieren. Am Ende waren aber zum Glück alle mit im Boot und freuen sich jetzt auf die blühenden Flächen und den Mehrwert für Opfikon.

Wie haben Sie die Umsetzungsschritte, wie zum Beispiel die Begehung, das Fräsen der Flächen, die Aussaat, die Veranstaltung für die Bevölkerung oder die Kommunikation, intern aufgegleist und koordiniert?

Wir sind das sehr pragmatisch angegangen. Die Koordination der verschiedenen Schritte lief über mich. Ich stand in engem Austausch mit den Projektverantwortlichen bei Pusch und habe die zuständigen Stellen in der Gemeinde bei Bedarf hinzugezogen. Die Unterstützung, die wir dabei unter anderem in Sachen Vorbereitung und Kommunikation erhalten haben, hat das Ganze für uns sehr angenehm gemacht. So liess sich das Projekt ohne grossen Zeitaufwand abwickeln.

Wie hat die Bevölkerung auf das Projekt reagiert?

Vor allem im Rahmen des Infoanlasses haben wir ein grosses Interesse gespürt. Wie die Reaktion auf die Wiesen ausfällt, wird sich dann vor allem zeigen, wenn sie das erste Mal richtig blühen.

Hat die Teilnahme am Projekt aus ihrer Sicht verwaltungsintern und in der Bevölkerung zu einer grösseren Akzeptanz für die Umsetzung von Biodiversitätsfördermassnahmen geführt?

Das ist schwierig abzuschätzen. Aber ich denke, dass es immer etwas bringt, wenn das Thema Biodiversität sichtbar gemacht wird. Geschieht das immer wieder, führt das dazu, dass das Thema präsenter ist und die Sensibilität dafür zunimmt. In der Bevölkerung wie auch in der Verwaltung. Und bei der Bevölkerung hat das Projekt ja auch schon direkt etwas bewirkt: In einigen Privatgärten entstehen Blumenwiesen. Und das kann wiederum Nachbar:innen motivieren.

Würden Sie das Projekt «Blühende Nachbarschaft» anderen Gemeinden empfehlen?

Auf jeden Fall. Die Kombination von Gemeinde- und Bevölkerungsebene macht die «Blühende Nachbarschaft» besonders attraktiv. Mit Engagement auf beiden Stufen lässt sich viel mehr bewirken. Wenn man die Fläche hat, gibt es meines Erachtens eigentlich keinen Grund, nicht am Projekt teilzunehmen!


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