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Milchalternativen im Vergleich: Wie klimafreundlich sind sie?

Corinna Bolliger
Nadine Siegle
Auf einem Tisch stehen verschiedene Milchalternativen rund um ein Tetra Pak Kuhmilch.

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Die pflanzliche «Milch» hat den Markt erobert. Aber wie klimafreundlich sind die Alternativen aus Soja, Hafer und Reis wirklich? Im Audio-Beitrag erklärt die Ökobilanz-Expertin, wie Kuhmilch und Milchalternativen das Klima belasten und welche am klimafreundlichsten ist. So viel sei schon mal verraten: Es gibt eine klare Siegerin.

Getränke aus Soja, Hafer, Reis oder Mandeln stehen heute in fast jedem Supermarkt neben der Kuhmilch. Die Ökobilanz-Expertin Corinna Bolliger nimmt die Klimafaktoren von Kuhmilch und Milchalternativen unter die Lupe und ordnet sie ein.

Ökobilanz-Expertin Corinna Bolliger im Tonstudio

Corinna Bolliger spricht über die Klimabelastung von Kuhmilch und pflanzlichen Milchalternativen.

Sowohl bei der Kuhmilch und als auch bei den Milchalternativen entstehen über den ganzen Produktionsweg Treibhausgase. Diese belasten das Klima in unterschiedlichem Ausmass.

Der grösste Anteil der Klimabelastung entsteht auf dem Feld, beim Anbau der Pflanzen oder des Futtermittels und in der Kuhhaltung. Aber auch der Transport oder die Verpackung haben Auswirkungen auf das Klima.

Klimabelastung vs. Umweltbelastung

Wir vergleichen im Audiobeitrag die Klimabelastung von Kuhmilch und Milchalternativen. Dabei ist wichtig zu wissen: Klimabelastung und Umweltbelastung sind nicht dasselbe. Denn Lebensmittel haben – wie alle anderen Produkte auch – vielerlei Auswirkungen auf die Umwelt, wie zum Beispiel auf den Boden oder das Wasser, wenn Pestizide eingesetzt werden (siehe Beitrag «Was ist eigentlich Umweltverschmutzung und wie wird sie gemessen?»). In unserer Betrachtung geht es aber konkret um die Klimabelastung von Kuhmilch und Milchalternativen – ausgewiesen in CO2-Äquivalenten. Das ist «nur» der Teil der Umweltbelastung, der den Klimawandel ankurbelt.

Vergleich pro Liter und pro 20 Gramm Protein

Betrachten wir die Ökobilanzen der Kuhmilch und der pflanzlichen Alternativen, können wir die Klimabelastung einerseits pro Liter vergleichen oder auf einen bestimmten Nährwert fokussieren. Ist die Kuhmilch für Konsument:innen vor allem eine Proteinquelle – und nicht nur ein geschmackliches Element beispielsweise im Kaffee – dann lohnt es sich, einen Blick auf die Proteine der pflanzlichen Alternativen zu werfen, mit denen die Kuhmilch ersetzt werden soll.

Wie Corinna Bolliger im Gespräch genauer ausführt, liefert der Sojadrink eine vergleichbare Proteinquelle zur Kuhmilch. Alle übrigen untersuchten Milchersatzprodukte enthalten weniger Proteine. Wer die Kuhmilch beispielsweise mit Mandeldrink ersetzt, aber gleich viele Proteine zu sich nehmen möchte, müsste ungefähr viermal so viel Mandeldrink konsumieren, was das Klima entsprechend mehr belasten würde.

Deshalb fällt die Ökobilanz von Kuhmilch, Soja-, Reis-, Mandel-, Cashew- und Haferdrink anders aus, wenn wir die reine Menge pro Liter vergleichen (in der Grafik blau), als wenn die Proteinmenge die vergleichende Einheit ist (braun).

Grafik mit Vergleich der Kilogramm CO2-Äquivalente von Kuhmilch und verschiedener Milchalternativen pro 20g Protein und pro Liter

Die Daten basieren auf der Studie «Ökobilanz von Kuhmilch und pflanzlichen Drinks» (siehe unten) von ESU-Services. (Herkunft Soja, Reis, Mandel und Hafer: Europa; Herkunft Cashew: Übersee)

Wer die Milch lediglich aus geschmacklichen Gründen konsumiert, wie beispielsweise im Kaffee oder als Basis für eine heisse Schoggi, kann die Klimabelastung pro Liter vergleichen (blau). Wer allerdings eine alternative Proteinquelle sucht, die das Klima weniger belastet als die Kuhmilch, sollte die Klimabelastung pro 20 Gramm Protein (braun) genauer betrachten.

Neben den erwähnten gibt es noch zahlreiche weitere pflanzliche Milchalternativen, die im Rahmen dieses Beitrags nicht untersucht wurden, die aber potenziell gute Proteinquellen darstellen. Ein Kandidat dafür ist beispielsweise der Erbsendrink.


Zur erwähnten Studie: Maresa Bussa, Catarina Rocha, Niels Jungbluth, Christoph Meili (2024), Ökobilanz von Kuhmilch und pflanzlichen Drinks – Update 2024, ESU-services GmbH, Schaffhausen, Schweiz

Bild & Audio: Leoni Kool, Pusch


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