Programm Biodiv
Das Programm Biodiversität im Naturraum Schule unterstützt Primarschulen bei der ökologischen Aufwertung ihrer Areale. Praktische Aktionsmodule, kreative Unterrichtsmaterialien, ein Forscher-Kit, Factsheets für die Grünraumpflege und Weiterbildungsangebote animieren Lehrpersonen wie Hauswartung dazu, für die Biodiversität aktiv zu werden. Sensibilisieren Sie Schüler:innen für den Erhalt von Lebensräumen und die Artenvielfalt. Trainieren Sie mit Ihren Klassen Lehrplan 21-Kompetenzen und nutzen Sie dafür das Schulareal als Lern- und Naturerfahrungsort.
«Biodiv im Naturraum Schule» ist ein Programm von Pusch, unterstützt von verschiedenen Partnern.
Zielgruppe
Primarschulen, 1. — 6. Klasse (im Rahmen von Projektwochen sind die Aktionsmodule auch mit Kindergarten und Oberstufe anwendbar)
Programmelemente
Programmlaufzeit
Oktober 2019 bis Dezember 2022
Argumentarium
Was gewinnt eine Schule, wenn sie das Thema Biodiversität verstärkt auf ihre Agenda setzt, dieses im Aussenraum über niederschwellige Fördermassnahmen abbildet und im Unterricht zum Training der NMG- und BNE-Kompetenzen nutzt? Und wie kann auch die Gemeinde mithelfen und davon profitieren, wenn die Schule mit gutem Beispiel vorangeht und dieses Wirken ins Quartier ausstrahlt? Das Argumentarium gibt Antworten dazu.
Biodiversitätsförderung auf dem Schulgelände – gewusst wie!
Jedes Schulgelände ist anders und folgt seinen eigenen Gesetzmässigkeiten. Ein allumfassendes Patentrezept, wie die Umgebung biodiversitätsfreundlich niederschwellig aufgewertet oder umfangreicher umgestaltet werden kann, gibt es nicht.
Folgende allgemeine Tipps und Tricks können jedoch helfen, erste Schritte anzugehen:
Beziehen Sie das gesamte Schulteam mit ein.
Oft ist es eine einzelne Person, welche eine erste gute Idee hat. Stösst diese auf Interesse, zögern Sie nicht, der initiierenden Person Rückhalt zu geben und das ganze Kollegium mitzuziehen. EineR allein kann zwar viel ausrichten, doch eine längerfristige Nachhaltigkeit selten sicherstellen. Und binden Sie die Hauswartung frühzeitig mit ein! Er/Sie ist eine Schlüsselfigur. Begreifen Sie ein biodiversitätsförderndes Projekt, unabhängig von seiner Grösse, auch als Impuls für eine nachhaltige Schulhauskultur. Dieses kann man mit anderen Massnahmen zum Beispiel in den Bereichen nachhaltige Beschaffung oder energetische Optimierung verbinden.
Werden Sie sich dem Charakter Ihres Schulareals bewusst.
Eigentlich bietet jedes Schulareal Anknüpfungspunkte für eine Aufwertung, egal wie sehr Beton- oder Rasenwüste auf den ersten Blick dominieren. Wichtig ist zu erkennen, was das Gelände ausmacht, wo Orte sind, die eine hohe Aufenthaltsqualität haben, wo Impulse gesetzt werden können. Schwärmen Sie im Kollegium und/oder mit einzelnen Klassen aus und lassen Sie Lehrpersonen wie Schüler und Schülerinnen das Schulareal erfassen. Gibt es noch alte Bäume? Welche Elemente strukturieren das Gelände, wo kann man Tierspuren beobachten, wo könnte man mehr Auflockerung gebrauchen? Wo sind individuelle Lieblingsorte, an denen man gerne verweilt, wo sind potentiell ruhigere Refugien für Flora und Fauna?
Fangen Sie langsam an.
Ein erster Schritt zu einem biodiversitätsfreundlicheren Areal ist das bewusste Nichtstun: Den Löwenzahn in der Pflasterritze achten, sonstige Spontan- und Saumvegetation oder wilde Samen tolerieren, im Herbst entgegen dem Ordnungssinn das Laub stellenweise liegen lassen. Oder klein anfangen: Tieren einen Raum auf dem Gelände geben, indem grosse Fensterfronten oder enge Maschendraht-Barrieren entschärft werden. Und schliesslich schauen, wie mehr Struktur-reichtum auch weniger Pflege und Kosten bedeuten kann: Wenn der weitläufige englische Rasen durch Blühmischungen unterbrochen wird, die nur noch zweimal im Jahr gemäht werden müssen.
Sondieren Sie das Umfeld, begeistern Sie andere.
Mit dem ganzen Schulteam an einem Strang zu ziehen ist wichtig, aber erst die halbe Miete. Denn nicht selten hat die Gemeinde ein entscheidendes Wörtchen mitzureden, ist sie doch für die Aussenraumpflege verantwortlich. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die zuständigen Stellen und möglichen Auflagen (Stichwort Denkmalpflege), identifizieren Sie Gleichgesinnte bei der Behörde, suchen Sie das Gespräch mit den Umwelt- und Bauämtern oder dem Gemeinderat. Achten Sie die Formalien, stellen Sie Ihre Pläne auf einer Gemeindeversammlung vor und vergessen Sie neben den Vorteilen für die Schule nicht jene für das Quartier.
Schmieden Sie Allianzen, identifizieren Sie Mitstreitende.
Abgesehen von den formalen Fragen stellen sich bei jeder Aktion auch fachliche oder finanzielle Fragen. Wie gelangen Sie an benötigtes Pflanz- und Baumaterial, wer könnte bei körperlich schwereren Arbeiten helfen oder fachlicher Unsicherheit beraten, wer eine grössere Intervention sponsern? Der Werkhof kann möglicherweise unentgeltliche Arbeitsstunden, vergünstigtes Material oder gärtnerisches Know-how anbieten, lokale Expertinnen und Experten von Naturschutzorganisationen das nötige Wissen zum Aufwertungspotential des Geländes beisteuern und zur Standortwahl für biodiversitätsfördernde Massnahmen beraten. Regionale Genossenschaftsmarkt-Zweigstellen oder Grossgärtnereien geben Saat- und Pflanzgut allenfalls zum Einkaufspreis ab, (landschafts-) gärtnerisch Aktive in der Schulelternschaft lassen sich vielleicht zu einem Schule-Eltern-Projekt begeistern. Und für grössere Aktionen, die mehr finanzielle Mittel fordern, lohnt es sich immer, bei lokalen Banken, Versicherungen, Unternehmen, Verbänden um Unterstützung anzufragen.
Beziehen Sie die Schüler und Schülerinnen mit ein.
Das Schulareal ist für alle da. Was für das Kollegium Sinn macht, muss nicht notwendigerweise für die Schüler und Schülerinnen passen. Auch wenn es einfacher ist, Aktionsideen vorzugeben: Lassen Sie das Potential von partizipativer Freiraumgestaltung nicht ausser Acht. Fragen Sie die Lernenden, wie sie sich ein Mehr an Biodiversität, an Natur, rund um ihre Schule vorstellen. Über einen klassenübergreifenden Wettbewerb oder eine Ideensammlung innerhalb einer Stufe. Nutzen Sie Projekttage oder -Wochen für praktische Aufwertungsaktionen, betrauen Sie die Schülerinnen und Schüler mit handwerklichen Aufgaben. Und überlegen Sie, was sich an notwenigen Pflegemassnahmen auch als rotierende «Jöbli» an Klassen vergeben lässt (Spritz-Ämtli in Anlehnung an «Fötzel-Ämtli» etc.). Das steigert die Identifikation mit dem eigens aufgewerteten Areal und seiner weiteren Entwicklung.
Seien Sie geduldig.
Biodiversität ist nicht immer spektakulär. Genaues Hinschauen lohnt sich. Wenn es nicht die Eidechse ist, dann vielleicht ein interessanter Käfer. Oft braucht es Zeit, bis man in neuangelegten Strukturen die ersten Bewohner sichtet oder ein Blühstreifen auch wirklich vielfältig blüht. Das muss allen vermittelt werden. Und wenn die ersten Igel, Hermeline oder Zauneidechsen gesichtet werden: integrieren Sie die Neuzuzügler in den Unterricht, gehen Sie nach draussen und begeistern Sie sich mit den Schülerinnen und Schülern!
Seien Sie stolz auf Ihre Massnahmen.
So simpel es klingt: Erklären Sie via selbstgebastelte oder professionell gelayoutete Hinweistafeln, was Sie machen. Warum der neuangelegte Flecken Wildnis möglicherweise etwas ungepflegt daherkommt, wem er dient und warum er erhalten werden muss. Nutzen Sie die Regionalzeitungen oder die SRG-Kampagne Mission B, um Ihre Aktivitäten publik zu machen und potentielle Nachahmende zu finden.
Räumen Sie bei Neubauten einem Mehr an Natur Gewicht ein.
Um- und Neubauten bieten zunehmend die Möglichkeit, die Naturnähe des Geländes in einem grösseren Stil mitzudenken. Wieso nicht, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten, bei der Aussenraumplanung auf einheimische Arten, lebende Zäune oder Naturstein aus der Region pochen? Oder an die Auftragsvergabe an ein Landschaftsarchitekturbüro, das in naturnaher Umgebungsgestaltung Erfahrung hat?
Kontakt

Katja Busch
Projektleiterin
044 267 44 19
katja.busch[at]pusch.ch