Gemeindewerke als zentrale Akteure der Energiewende
Die Zukunft stellt die Stadt- und Gemeindewerke vor grosse Herausforderungen. Wie können sie die Chancen nutzen und die Energiewende vorantreiben? Die Antworten liegen in intelligenter Netzstruktur, Speicherung und in neuen Technologien.
Am 21. Mai sagte die Schweizer Stimmbevölkerung Ja zum ersten Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050. Für die Stadt- und Gemeindewerke schafft diese Zustimmung Rechts- und Planungssicherheit und der Weg in eine völlig neue Energiewelt wird damit konkreter. Wenn Gemeindewerke auch in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen wollen, müssen sie ihre heutigen Kerntätigkeiten als Netzbetreiber und Energieversorger um neue Dienstleistungen erweitern.
Auf Einladung der Stiftung Pusch diskutierten am vergangenen Freitag rund 90 Vertreter und Vertreterinnen von Stadt- und Gemeindewerken, Energieversorgungsunternehmen und Verbänden mögliche Strategien für Gemeindewerke, damit die Energiewende zur Chance wird. Martin Tschirren, stv. Direktor des Schweizerischen Städteverbands, zeigte sich optimistisch: «Stadt- und Gemeindewerke befinden sich in einer günstigen Position, um sich in der Energiewelt der Zukunft zu behaupten, die erneuerbarer, vernetzter, dezentraler und digitaler sein wird.»
Zwischen Politik und Markt
Das klassische Stromgeschäft wird schrumpfen und die Stadt- und Gemeindewerke müssen sich etwas einfallen lassen, um zwischen den politisch gesetzten Zielen und dem liberalisierten Markt zu bestehen.
Zum einen stellen sich organisatorische Fragen: Ist es erfolgsversprechender, die Eigenständigkeit zu bewahren, mit anderen Werken zu kooperieren oder Dienstleistungen einzukaufen? Zum anderen geht es um die Rentabilität bisheriger und neuer Geschäftsfelder. Für Elisabetta Carrea, Leiterin Bereich Gas des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches, steht fest, dass die milliardenteure Erdgasinfrastruktur einen wichtigen Beitrag zur Energiestrategie 2050 leisten wird, indem diese künftig vermehrt CO2-neutrales Biogas transportieren und verteilen wird. Ebenso sieht sie in der «Power-to-Gas»-Technologie, die überschüssigen Ökostrom in Gas verwandelt, eine vielversprechende Möglichkeit, die zur Entkarbonisierung des Wärmemarktes beitragen kann.
Innovative Dienstleistungen und Produkte
Einige Energieversorger haben die Chancen neuer Geschäftsfelder bereits erkannt und bieten zukunftsfähige Dienstleistungen und Produkte an. So hat das Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausen eine Strom-Eigenverbrauchslösung auf den Markt gebracht – bestehend aus einem standardisierten Paket mit Solarzellen, Steuerung, Visualisierung, Versicherung, Administration und Installation. Sie ermöglicht das Lastenmanagement von grossen Stromverbrauchern wie Wärmepumpen, Direktheizungen oder Elektroboilern durch zeitlich optimiertes Ein- oder Ausschalten dieser Geräte. Dank Eco-Mode kann der Kunde zudem die tägliche Heizzeit beispielsweise bei Abwesenheit um bis zu 60 Prozent reduzieren, was eine erhebliche Energie- und Kosteneinsparung zur Folge hat.
Seit Kurzem ist das Paket auch mit einer Batterie erhältlich. Damit kann der Endkunde bis zu 70 Prozent Eigenverbrauch erreichen – lokal erzeugte Energie wird gleich lokal verbraucht, was Kosten spart und das Netz entlastet. Zudem hat er die Möglichkeit, einen Teil des gespeicherten Stroms gegen Entschädigung als Regelenergie für die Stabilisierung des Netzes zur Verfügung zu stellen. Solche innovativen Lösungen werden an Bedeutung gewinnen, zumal die Preise für Batterien ebenso massiv fallen werden, wie dies bei den Photovoltaikanlangen der Fall war.
Die Tagung zeigte klar, dass es nicht die eine Lösung für die Energiezukunft in der Gemeinde gibt. Es braucht die Kombination von Wärmeverbünden, neuen Speichern, erhöhter Nutzung von Sonne, Holz und Windenergie sowie die Feinsteuerung des Netzes und die Förderung der Energieeffizienz.
Kontakt
Felix Meier
Geschäftsleiter
Leiter Pusch für Unternehmen und Kooperationen
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